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Kreolisation oder Regionalisation Synchronische und diachronische Gesichtspunkte bei der Beschreibung des Französischen in Afrika

Lindemann, Margarete

Romanistik in Geschichte und Gegenwart (RomGG), Bd. 12 (2006), Iss. 2: S. 65–84

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Bibliografische Daten

Lindemann, Margarete

Abstract

In der deutschen Romanistik ist die Entstehung der Kreols genannten Sprachformen eng mit der Entwicklung der Plantagengesellschaften von europäischen Einwanderern und afrikanischen Sklaven verbunden. In diesen Gesellschaften erfahren die europäischen Sprachen einen enormen Wandel, den die Kreols bis heute dokumentieren. Grob kann man diesen Wandel als zuerst vorgenommene Vereinfachung der Formen charakterisieren, der dann eine Restrukturierung folgt.In der französischen Romanistik wird häufig jede Veränderung der Regeln des Standardfranzösischen als Kreolisierung betrachtet, so daß das Französische in Afrika oft als “français créole” oder als “créole français” gilt. In beiden, den französischen Kreols und dem Französischen in Afrika (etwa dem der Elfenbeinküste), sind die Verfahren der Vereinfachung und der Restrukturierung anzutreffen.Ein heutiger Kreolsprecher ohne linguistische Vorbildung erkennt die wenigen Spuren afrikanischer Sprachen in seinem Kreol nicht, während eine afrikanische Sprache praktisch immer die Erstsprache eines Frankophonen in Afrika ist. Sein Französisch wird je nach Bildungsstufe mehr oder weniger von dieser afrikanischen Sprache beeinflußt, wie das Elsässische das Standardfranzösisch mancher Sprecher im Elsaß zu einem Regionalfranzösisch macht oder das Kreol auf den kreolophonen Inseln das Standardfranzösisch zu einem Regionalfranzösisch der Inseln hin verändert. Da die soziolinguistischen Voraussetzungen für die Entstehung eines Kreols im heutigen Afrika in keiner Weise vorhanden sind, kann man die Abweichungen vom Standard in Afrika nur als Regionalfranzösisch bezeichnen.