ZEITSCHRIFTENARTIKEL
Poetische Poetiken in der Neuzeit: Boileau, Pope, Friedrich Schlegel und Adorno
Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft, Bd. 55 (2010), Iss. 1: S. 25–47
Zusätzliche Informationen
Bibliografische Daten
Hösle, Vittorio
Abstract
Eine einzige der Spezialästhetiken, nämlich die Poetik, kann versuchen, mit der Kunst zu wetteifern, die sie thematisiert, indem sie selbst in poetisch schöner Form erklärt, was gute Dichtung ist, und damit die Normen instantiiert, die sie lehrt. Die klassische Weise, dies zu tun, ist das Lehrgedicht – sowohl Boileaus L’Art Poétique als auch Alexander Popes An Essay on Criticism werden als paradigmatische Beispiele des Genres des poetologischen Lehrgedichtes gedeutet. Nach dem Niedergang dieses Genres versucht Friedrich Schlegel das Fragment und den romantischen Dialog als neue Formen poetisch anspruchsvoller Literaturtheorie einzuführen. Adornos Ästhetische Theorie schließlich ist zwar ein Traktat, weist aber jene Dissonanz selbst auf, die ihm zufolge das Wesen moderner Kunst ausmacht. Damit freilich erweist sich Harmonie als auf der Metaebene unvermeidlich.