ZEITSCHRIFTENARTIKEL
Denken und Betrachten
Zur Proto-Ästhetik bei Gottfried Wilhelm Leibniz und Barthold Hinrich Brockes
Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft, Bd. 64 (2019), Iss. 1: S. 87–109
Zusätzliche Informationen
Bibliografische Daten
Hees, Johannes
Abstract
Der Schulphilosoph Leibniz und der physikotheologische Dichter Brockes bilden eine historische Konstellation in der Frühaufklärung. Leibniz markiert eine Lücke in der rationalistischen Epistemologie: Er stößt in der Logik auf eine ästhetische Dimension der Erkenntnis, ohne dass er dabei die Ästhetik von der Logik trennt. Im Irdischen Vergnügen in Gott (1721-1748), dessen Zentrum die Wahrnehmung, Beobachtung und Beschreibung von Naturphänomenen bildet, inszeniert Brockes diese ästhetische Dimension der Erkenntnis. Die Gedichtsammlung entwickelt dabei eine Proto-Ästhetik in poetischer Form, deren Grundzüge in diesem Beitrag entwickelt werden sollen. Leibniz, the rationalist philosopher, and Brockes, the poet inspired by physicotheology, form a historical constellation within the early German enlightenment. Leibniz points to a gap within rationalist epistemology: Within logic he encounters an aesthetic mode of cognition without separating logic from aesthetics. In his ›Irdisches Vergnügen in Gott‹ (1721-1748), the main theme of which is the observation and description of natural phenomena, Brockes performs the aesthetic mode of cognition in poetic form. Consequently, Brockes’ monumental anthology develops a prototype of aesthetic theory in poetic form which shall be outlined in this article