ZEITSCHRIFTENARTIKEL
Zeitgenosse Murnau
Eine verpasste Begegnung mit der »Gesellschaft für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft«
Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft, Bd. 66 (2021), Iss. 1: S. 136–143
Zusätzliche Informationen
Bibliografische Daten
Wedel, Michael
Abstract
Ausgehend von der geplanten, letztlich nicht zustande gekommenen Teilnahme des Filmregisseurs Friedrich Wilhelm Murnau am zweiten Kongress der Gesellschaft für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft verfolgt der Beitrag zwei Absichten: Zum einen skizziert er die Anfänge der Auseinandersetzung der Gesellschaft und ihrer Zeitschrift mit der Frage nach der Kunstfähigkeit des Films. Zum anderen nimmt er die geplante Mitwirkung Murnaus zum Anlass, dessen ästhetische Ansichten in einen Dialog mit Positionen zu versetzen, wie sie in dieser Frage auf dem 1924 nachgeholten Kongress und in der Zeitschrift der Gesellschaft vertreten wurden. Die Übereinstimmungen, die sich zwischen den Auffassungen feststellen lassen, zeugen von der Ernsthaftigkeit, mit der die Gesellschaft, wenn auch nur für kurze Zeit, die Modernisierung ihrer Kunstreflexion und deren Öffnung auf die ästhetische Praxis und die technischen Medien hin betrieben hat. Mit Blick auf Murnau dokumentieren sie die wache Zeitgenossenschaft eines Regisseurs, der noch immer zu Unrecht als »Romantiker« und »Melancholiker« des Films gilt.