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Das Individuum bei Freud und die Macht der Kollektive

Schiller, Hans-Ernst

Zeitschrift für kritische Theorie (ZkT), Bd. 16 (2010), Iss. 30/31: S. 48–77

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Schiller, Hans-Ernst

Abstract

Hans-Ernst Schiller untersucht Freuds Konzept des Individuums. Er zeigt, wie dessen Individuationstheorie an jenem Punkt überindividuelle Muster aktualisiert, an dem auf individueller und stammesgeschichtlicher Ebene unbewusste Prozesse ins Spiel kommen. Schiller diskutiert, in welchem Maße die Thematisierung der kollektiven Dimensionen Freud in die Diskursmuster seiner Zeit verstrickt. Er deckt aus philosophischer Sicht die Problemstellen des Gedankengangs insbesondere unter ethischen und sozial-normativen Aspekten auf. Seiner Argumentation liegt der begründete Hinweis auf Freuds Vernachlässigung des moralphilosophischen Wahrheitsanspruchs zugrunde. Von dort aus formuliert Schiller eine Kritik an Freuds Biologismus. Er zeigt in Detailanalysen, wo dieser sich in Widersprüche verwickelt oder hinter den Stand der philosophischen und historischen Reflexion zurückfällt – so insbesondere anhand der These von der erblichen Weitergabe kulturell erworbener Faktoren, die insbesondere Freuds Diskussion des Judentums problematisch macht.