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Entfremdung heute

Eine Kritik der Entfremdungs-Konzeptionen von Rahel Jaeggi und Hartmut Rosa aus wert-abspaltungs-kritischer Sicht

Scholz, Roswitha

Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft, Bd. 21 (2024), Iss. 21: S. 90–120

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Scholz, Roswitha

Abstract

Entfremdung & Verdinglichung waren in der postmodernen Ära kein Thema. Diskutiert und goutiert wurde weithin eine sozialstaatlich gesponserte und später kreditfinanzierte Individualisierung, die Chancen und Risiken beinhalte, so Ulrich Beck. Dies hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten gründlich geändert. Chlada u. a. fassen zusammen: »Ein […] Bezugspunkt des neueren Entfremdungsdiskurses sind die individuellen Leidenserfahrungen, die den Alltag vieler Menschen bestimmen, verursacht durch Armut, Arbeitslosigkeit, prekäre Lebensverhältnisse, un- sichere Lebensplanungen, zunehmende Arbeitshetze und -verdichtung und durch den immer stärker werdenden Konkurrenzdruck, emotionale Verunsicherung« (Chlada u. a.: Entfremdung Identität Utopie, 5f.). Im Gefolge des Finanzcrashs 2008, insbesondere jedoch im Kontext der Klimakrise, der Corona-Krise, des Ukraine-Kriegs und zuletzt deswieder aufflammenden Nahostkonflikts macht sich bei vielen (Linken) heute (wieder) ein Gefühl der Ohnmacht, Handlungsunfähigkeit und Resignation breit. Die Gesellschaft wird als fix und fertiger Apparat erlebt, dem man/frau ›entfremdet‹ ist und den er/sie kaum beeinflussen kann. Manche Linke wenden sich in dieser Situation Verschwörungstheorien und einem Querdenkertum zu. Nach einer Ära des Dekonstruktivismus wird nach Halt gesucht. Vor diesem Hintergrund setzt sich Roswitha Scholz in ihrem Text »Entfremdung heute« mit den prominenten neueren Entfremdungstheorien von Rahel Jaeggi und Hartmut Rosa aus der Perspektive der Wert-Abspaltungs-Theorie kritisch auseinander.