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Zum ungebrochenen Elend des Positivismus – Ein verspäteter Nachtrag zur ›Sokal-Affäre‹

Meyer, Thomas

Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft, Bd. 17 (2020), Iss. 17: S. 91–122

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Meyer, Thomas

Abstract

In dem Beitrag von Thomas Meyer »Zum ungebrochenen Elend des Positivismus – Ein verspäteter Nachtrag zur ›Sokal-Affäre‹« wird der sog. Sokal-Affäre nachgegangen. Diese bestand darin, dass der Physiker Alan Sokal vor über 20 Jahren einer poststrukturalistischen Zeitschrift einen Fake-Artikel unterjubelte, der in einem entsprechenden szenetypischen Jargon verfasst wurde, so dass niemand merkte, dass dieser Artikel gar nicht ernst gemeint war. Meyer zeigt dabei, dass Sokal in seiner Kritik gegen den postmodernen Unsinn oberflächlich verbleibt und er selbst nichts anderes anzubieten hat als ordinären Positivismus. Von einer Kritik der »bewusstlosen Objektivität« (Claus Peter Ortlieb) ist Sokal weit entfernt. Des Weiteren nimmt sich Meyer Sokals Kritik der feministischen Wissenschaftskritik an und zeigt, dass Sokal aufgrund seines Androzentrismus und seiner Unfähigkeit, die Grenzen des Positivismus zu überschreiten, wesentliche Aspekte der feministischen Wissenschaftskritik überhaupt nicht begreift oder zu begreifen gewillt ist und daher Feministinnen wie Evelyn Fox-Keller mehr oder weniger flapsig abkanzeln muss. Der Modus, Defizite in der akademischen Wissenschaft dadurch aufzuzeigen, mutmaßlichen Idioten Fake-Artikel unterzujubeln, um damit zu ›beweisen‹, dass entsprechende Wissenschaftszweige nichts weiter als baren Unsinn produzieren, hat im Übrigen bis heute nicht aufgehört. Dies ist auch, wie Meyer betont, insofern problematisch, da allerhand Rechtspopulisten sich darüber echauffieren, welch unwissenschaftlichen Nonsense die Gender-Studies usw. ausbreiteten, und vertreten, dass sie daher abgeschafft und verboten gehörten. Das Unterjubeln von erschwindelten Artikeln ist also anschlussfähig an rechtspopulistische bzw. neofaschistische Agitation, wie nicht zuletzt die Abschaffung der Gender-Studies in Ungarn zeigt.