BUCH
Wahrheit und Interpretation
Herausgeber: De Candia, Gianluca
Philosophische Bibliothek, Bd. 761
2023
Zusätzliche Informationen
Bibliografische Daten
Abstract
Luigi Pareyson gehört zu den Begründern der modernen philosophischen Hermeneutik. Diese Ausgabe eröffnet erstmals in deutscher Übersetzung den Zugang zu seinem 1971 erschienenen Hauptwerk zur Philosophie der Interpretation, an dem er seit den 1940er Jahren intensiv arbeitete. Seine Kritik an allen wichtigen Strömungen des 20. Jahrhunderts (Existenzialismus, Marxismus, Psychoanalyse, Neopositivismus, Pragmatismus, Ideologie- wie Entmythologisierung, Traditionalismus) erweist sich immer noch als höchst aktuell. Alternativ zum heute dominierenden historistischen, pragmatistischen oder technikfixierten Denken besteht für ihn die Aufgabe der Philosophie darin, das Denken in seiner ursprünglich ontologischen Dimension zu fundieren und somit den Wahrheitsbegriff wieder ins Zentrum zu stellen. Dabei geht es nicht primär um ein analytisches Verständnis der Wahrheit, das diese lediglich auf der Ebene des Propositionalen gelten lässt, sondern um die Wahrheit als unerschöpfliche Offenbarkeit des Seins, die die Freiheit des Interpreten fördert und einfordert. Diese Spannung zwischen Wahrheit und Interpretation motiviert Pareysons Plädoyer für eine pluralistische, aber nicht relativistische Konzeption der Wahrheit, die im geschichtlichen Ereignischarakter des Seins begründet ist und aufgrund seiner Einzigartigkeit und unendlichen Fruchtbarkeit sich nur in einer Vielzahl von Zugängen und Perspektiven erschließt.
Inhaltsverzeichnis
Zwischenüberschrift | Seite | Aktion | Preis |
---|---|---|---|
Cover | U1 | ||
Inhaltsverzeichnis | V | ||
GELEITWORT | XIII | ||
EINFÜHRUNG Claudio Ciancio und Ugo Perone | XV | ||
1. Leben | XV | ||
2. Die philosophische Landschaft Italiens | XVII | ||
3. Die frühen Schriften | XXIII | ||
4. Wahrheit und Interpretation | XXIX | ||
5. Die Entwicklung von Pareysons Denken nach Wahrheit und Interpretation | XXXIII | ||
6. Die Aktualität des Denkens von Pareyson | XXXIX | ||
LITERATURVERZEICHNIS | XLIII | ||
Primärliteratur | XLIII | ||
Übersetzungen | LIX | ||
Sekundärliteratur | LXIII | ||
LUIGI PAREYSON: Wahrheit und Interpretation | 1 | ||
Vorwort | 3 | ||
Ergänzungen | 8 | ||
Einleitung: ausdrückendes denken und offenbarendes denken | 15 | ||
1. Historistische Betrachtung und spekulative Diskussion | 15 | ||
2. Ausdruck der Zeit und Offenbarung der Wahrheit | 18 | ||
3. Merkmale eines Denkens, das das Band zwischen Person und Wahrheit verkennt | 20 | ||
4. Kryptischer und semantischer Diskurs: Entmystifizierung und Interpretation | 23 | ||
5. Nicht-Objektivierbarkeit der Wahrheit | 26 | ||
6. Nicht der Mystizismus des Unaussprechlichen, sondern die Ontologie des Unerschöpflichen | 30 | ||
7. Das Scheitern der Entmythologisierung: Irrationalismus der Vernunft ohne Wahrheit | 32 | ||
8. Knechtschaft des technischen und Freiheit des offenbarenden Denkens | 34 | ||
erGänzunGen | 36 | ||
ERSTER TEIL Wahrheit und Geschichte | 39 | ||
I. Beständige Werte und geschichtlicher Prozess | 39 | ||
1. Untauglichkeit des Historizismus und Empirismus, die die heutige Kultur charakterisieren | 39 | ||
2. Geschichtlichkeit der Werte und geschichtliche Beständigkeit | 43 | ||
3. Jenseits von Werten und von Beständigkeit: Die Seinsanwesenheit | 45 | ||
4. Die Unerschöpflichkeit des Seins als Grund seiner Anwesenheit und sein Darüber-Hinaus in den geschichtlichen Gestalten | 48 | ||
5. Die geschichtlichen Gestalten als Interpretationen des Seins: Zurückweisung des Relativismus | 50 | ||
6. Ursprünglichkeit der Tradition | 53 | ||
7. Regeneration und Revolution | 55 | ||
8. Sein und Freiheit | 57 | ||
erGänzunGen | 59 | ||
ii. ursprünGlichkeit der interpretation | 61 | ||
1. Verhältnis zum Sein und Interpretation der Wahrheit: Ontologie und Hermeneutik | 61 | ||
2. In der Interpretation sind der geschichtliche und der offenbarende Aspekt mitwesentlich | 62 | ||
3. Der weder subjektivistische noch annähernde Charakter der Interpretation | 64 | ||
4. Unmöglichkeit der Unterscheidung zwischen einem vergänglichen und einem beständigen Kern in der Interpretation | 67 | ||
5. Die Einzigartigkeit der Wahrheit und die Vielfalt ihrer Formulierungen sind untrennbar | 69 | ||
6. Die Formulierung der Wahrheit ist eine Interpretation, keine Erschleichung durch Monopolisierung oder Verstellung | 71 | ||
7. Unzutreffendes Dilemma zwischen Einzigartigkeit der Wahrheit und Vielfalt ihrer Formulierungen | 76 | ||
8. Hermeneutischer Charakter des Verhältnisses von Wahrheit und Formulierung | 79 | ||
9. Die Interpretation ist kein Subjekt-Objekt-Verhältnis | 81 | ||
10. Die Interpretation ist kein Verhältnis von Gehalt und Form oder von Virtualität und Entwicklung | 85 | ||
11. Die Interpretation impliziert kein Verhältnis der Teile zu dem Ganzen: Unzulänglichkeit von Integration und Explikation | 87 | ||
12. Statut der Interpretation | 94 | ||
13. Konsequenzen des persönlichen Charakters der Interpretation | 97 | ||
14. Konsequenzen des Darüber-Hinaus der Wahrheit | 103 | ||
erGänzunGen | 106 | ||
ZWEITER TEILWAHRHEIT UND IDEOLOGIE | 109 | ||
i. philosophie und ideoloGie | 109 | ||
1. Ausdrückendes und offenbarendes Denken | 109 | ||
2. Historisierung des Denkens in der Ideologie | 110 | ||
3. Technisierung der Vernunft in der Ideologie | 112 | ||
4. Untrennbarkeit des geschichtlichen und des offenbarenden Aspekts im ontologischen Denken: Wahrheit und Interpretation | 116 | ||
5. Ursprüngliche Einheit von Theorie und Praxis im ontologischen Denken: Sein und Zeugnis | 121 | ||
6. Falsches Bewusstsein und Mystifizierung im ideologischen Denken | 127 | ||
7. Falsifizierung der Zeit im ideologischen Denken | 132 | ||
8. Vollständige Explikation des Verschwiegenen und unendliche Interpretation des Mitgemeinten | 136 | ||
9. Das Problem des Endes ideologischer Kämpfe wird weder vom soziologischen Historizismus noch vom historischen Materialismus gelöst | 140 | ||
10. Das Ende der ideologischen Kämpfe steigert die Technisierung des Denkens | 143 | ||
11. Nur die Philosophie als Hüterin der Wahrheit ermöglicht den Dialog | 145 | ||
erGänzunGen | 150 | ||
ii. bestimmunG der ideoloGie | 155 | ||
1. Zweideutigkeit der neutralen oder positiven Bedeutung von Ideologie | 155 | ||
2. Das Problem der konkreten Unterscheidung zwischen Ideologie und Philosophie | 158 | ||
3. Gezielte Vermengung von Philosophie und Ideologie | 162 | ||
4. Nicht-philosophischer Charakter der Ideologie | 166 | ||
5. Weltanschauung, Philosophie, Ideologie | 167 | ||
6. Positive Wirklichkeit des Bösen und des Irrtums | 171 | ||
7. Die unwiederbringliche Negativität der Ideologie | 174 | ||
8. Falsche positive Merkmale der Ideologie und ihre Aufdeckung | 177 | ||
9. Nicht-ideologischer Charakter der Philosophie | 182 | ||
10. Konkretheit der authentischen Philosophie | 185 | ||
11. Unterschied zwischen geschichtlichem und ideologischem Charakter des Denkens | 189 | ||
12. Einzigartigkeit der Wahrheit und Pluralität, aber nicht Partialität der Philosophien | 192 | ||
13. Das Problem der negativen Ontologie: Unsagbarkeit vs. Unerschöpflichkeit | 197 | ||
14. Das offenbarende Denken als einziger Vermittler zwischen Wahrheit und Zeit: Zur Notwendigkeit der Philosophie im Verhältnis von Religion und Politik | 201 | ||
15. Die rationale Wirksamkeit der Philosophie, nicht der Ideologie: Theorie und Praxis | 209 | ||
16. Unvermeidbarkeit des moralischen, nicht des ideologischen Einsatzes | 213 | ||
17. Der Philosoph und die Politik | 217 | ||
18. Unzulänglichkeit der gegenseitigen Unterordnung von Philosophie und Politik | 220 | ||
19. Die Ursprünglichkeit der Praxis | 226 | ||
erGänzunGen | 230 | ||
DRITTER TEILWAHRHEIT UND PHILOSOPHIE | 233 | ||
i. notwendiGkeit der philosophie | 233 | ||
1. Wissenschaft und Religion beanspruchen, die Philosophie zu verdrängen | 233 | ||
2. Kunst und Politik beanspruchen, die Philosophie zu ersetzen | 235 | ||
3. Die Philosophie, indem sie die Grenzen der Wissenschaft markiert, bewahrt deren Natur | 237 | ||
4. Nur die Philosophie garantiert die wechselseitige Unabhängigkeit von Philosophie und Religion | 240 | ||
5. Ohne die Philosophie Deformation von Kunst und Politik | 243 | ||
6. Philosophie erklärt durch exzessive Kritik ihr eigenes Ende | 245 | ||
7. Krise der Philosophie als Verzicht auf Wahrheit | 248 | ||
8. Alternative zwischen Wahrheit und Technik | 251 | ||
9. Die Philosophie als Bewusstsein des ontologischen Bezuges und das Problem der philosophischen Sprache | 253 | ||
10. Wirksamkeit der Philosophie als Wiedererlangung der Wahrheit | 256 | ||
ii. philosophie und Gemeiner menschenVerstand | 258 | ||
1. Beispiele für die Verhältnisse zwischen gemeinem Menschenverstand und Philosophie | 258 | ||
2. Zweideutigkeit des gemeinen Menschenverstandes mit seinem Universalitätsanspruch und seiner geschichtlichen Bestimmung | 260 | ||
3. Unsinnigkeit und Anmaßung eines von der Philosophie getrennten gemeinen Menschenverstandes | 265 | ||
4. Unmöglichkeit, die Philosophie dem gemeinen Menschenverstand zu überlassen | 268 | ||
5. Strenge des philosophischen Wissens | 269 | ||
6. Die Philosophie als Problematisierung der Erfahrung und des gemeinen Menschenverstandes selbst | 272 | ||
7. Der gemeine Menschenverstand als Gegenstand der Philosophie ist der ursprüngliche ontologische Bezug | 276 | ||
8. Untrennbarkeit von Universalität und Geschichtlichkeit im gemeinen Menschenverstand | 278 | ||
9. Nur die Wahrheit vereint, ohne dabei zu entpersönlichen | 280 | ||
10. Die Identität von Theorie und Praxis kann nur ursprünglich sein | 284 | ||
11. Das tiefe Zusammenwirken von gemeinem Menschenverstand und Philosophie | 285 | ||
PERSONENREGISTER | 289 |