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Affektenlehre und amor Dei intellectualis

Die Rezeption Spinozas im Deutschen Idealismus, in der Frühromantik und in der Gegenwart

Herausgeber: Waibel, Violetta L.

2012

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Wichtige Aspekte der Spinoza-Rezeption sind lange Zeit im Hintergrund geblieben. Spinoza galt seit dem öffentlich gemachten Bekenntnis des Aufklärers Lessing zum Hen kai Pan als Vertreter einer Substanzenontologie für Atheisten. Friedrich Heinrich Jacobi war es, der 1785 und 1789 eine breite Debatte um Pantheismus, Atheismus, letztbegründende Prinzipien der Metaphysik, ferner um Freiheit und Notwendigkeit auslöste. Spinozas Trieb- und Affektenlehre blieb in der Forschung weitgehend unbeachtet. Weniger lautstark als im ausgehenden 18. Jahrhundert, aber durchaus wirksam, ist Spinoza im 20. und 21. Jahrhundert durch Denker wie Gilles Deleuze oder den Neurologen Antonio Damasio erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. Diesmal ist es Spinozas vormals wenig beachtete Affektenlehre, die für Theorien vom ganzen, nicht bloß vom einseitig rationalen Menschen Interesse weckte. Galt das Interesse der Aufklärung der Rationalität des Denkens, die gegen Aberglauben und Irreführungen der Vernunft ins Recht zu setzen war, so wenden sich das 20. und das 21. Jahrhundert der Entdeckung der Intelligenz und Rationalität der Gefühle zu – zuerst in der Psychologie, bald auch in der Philosophie. Der Band nimmt das neue Interesse an Spinoza zum Anlass zu untersuchen, ob und inwieweit im Deutschen Idealismus, in der Romantik und im 19. Jahrhundert bis heute der andere Spinoza, der Spinoza einer bemerkenswerten Trieb- und Affektenlehre sowie des amor Dei intellectualis, wahrgenommen wurde. Die Beiträge zu Spinoza selbst, zu Jacobi, Kant, Fichte, Schelling, Hegel, Hardenberg/Novalis, Friedrich Schlegel, Schleiermacher, schließlich zu Nietzsche, Freud, Sartre, Lacan, Deleuze zeigen, dass dieser andere Spinoza durchaus in der einen oder anderen Weise gesehen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover 1
Inhaltsverzeichnis 5
Zitierweise und Siglen 7
K.P. Liessmann: Geleitwort. Der tote Hund 9
V.L. Waibel: Einleitung 13
K. Cramer: Schleiermacher, Jacobi, Goethe und Spinoza 33
I. Spuren der Rezeption: Spinozas Trieb- und Affektenlehre im Deutschen Idealismus und in der Romantik 47
U. Renz: Zum Verhältnis von Fühlen und Erkennen bei Spinoza 49
J. Kneller: Novalis’ nüchterne Rezeption der spinozistischen ›Gott-Trunkenheit‹ 62
J. Zovko: Hegels Würdigung von Spinozas Affektenlehre 77
II. Spuren der Rezeption: Spinozas Trieb- und Affektenlehre im 19. und 20. Jahrhundert 89
P. Giampieri-Deutsch: Der »Philosoph der Psychoanalyse«? Zu den Verwandtschaften zwischen Spinoza und Freud 91
H. Riefenthaler: Spinoza und Sartre über Existenz, Willensfreiheit und Affekte 121
U. Kadi: Affekt und Körper: Zu Jacques Lacans Spinoza-Lektüre 146
A. Böhler: Deleuze in Spinoza – Spinoza in Deleuze. Wissen wir, was das Medium »Körper« kann? 167
III. Spinozas dritte Erkenntnisart: Von der Liebe zu Gott zur intellektuellen Anschauung 187
W. Bartuschat: Zur Rolle der dritten Erkenntnisart in Spinozas Konzeption der Ethica 189
V.L. Waibel: Philosophieren als Weg des Denkens. Anmerkungen zu Spinoza und Fichte mit einem Exkurs zu Hölderlin 200
A. Arndt: »Enthüllung der Substanz«. Hegels Begriff und Spinozas dritte Erkenntnisart 231
U. Barth: Was heißt ›Anschauung des Universiums‹? Beobachtungen zum Verhältnis von Schleiermacher und Spinoza 243
IV. Spinoza und die Debatten um den Spinozismus 267
K. Ameriks: »ob die bloß scheinbare Person möglich ist«. Spinoza, Kant, Jacobi und Schleiermacher 269
T. Kisser: Auf der Suche nach dem Anfang des Endlichen. Schellings Auseinandersetzung mit Spinoza 286
B. Frischmann / E. Millán: Zu Friedrich Schlegels Auseinandersetzung mit Spinoza und dem Spinozismus 317
R. Wiehl: Nietzsches Anti-Platonismus und Spinoza 333
Über die Autorinnen und Autoren 351