BUCH
Geschichtskritik nach ›1945‹
Aktualität und Stimmenvielfalt
Herausgeber: Liebsch, Burkhard
2023
Zusätzliche Informationen
Bibliografische Daten
Abstract
Es steht außer Frage, dass keines der philosophischen Systeme in der Lage gewesen ist, uns »gegen den Schrecken der Geschichte zu verteidigen« (Mircea Eliade). Aber wie sollen wir unser Leben immer noch als geschichtliches begreifen, zumal wenn Geschichte weiterhin exzessiv gewaltförmig vonstattengeht und keinerlei Ausgleich für äußerste Ungerechtigkeit in Aussicht stellt? Bleibt jede(r) sich letztlich selbst überlassen? Dieses Buch unternimmt eine weit ausholende Bestandsaufnahme wichtiger geschichtskritischer Positionen, die seit 1945 vertreten worden sind; sowohl seitens derer, die ›geschichts-philosophisches‹ Denken für weitgehend obsolet gehalten haben, als auch seitens ihrer Kritiker. Im Zentrum des Interesses steht nicht eine umfassende Historiografie geschichtstheoretischer Diskussionen, sondern die Frage, wie uns die nach 1945 vorgebrachte Geschichtskritik noch heute herausfordert. Denn die Diskussion darüber, inwiefern das Jahr 1945 eine tiefe Zäsur in der deutschen, europäischen und globalen Geschichte anzeigt, dauert an. Und angesichts einer Renaissance völkischer, antisemitischer, imperialistischer und rassistischer Ideologeme kann man kaum behaupten, sie sei bloß noch von ›historischem‹ Interesse. Weiterhin bleiben wir Menschen rückhaltlos geschichtlicher Gewalt ausgesetzt. Was schützt uns gegen sie? Mit Beiträgen von Emil Angehrn, Micha Brumlik, Ryan Crawford, Andreas Herberg-Rothe, Stefan-Ludwig Hoffmann, Elisa Klapheck, Wolfgang Knöbl, Gertrud Koch, Katerina u. Martin Koci, Hans-Peter Krüger, Adelheid Kühne, Elad Lapidot, Sandra Lehmann, Michael Mayer, Karl H. Metz, Gabriel Motzkin, Rachel Pafe, Ulrich Plass, Inka Sauter, Jakub Sirovátka, Michael Sonntag, Hasso Spode, Werner Stegmaier, Bernhard H. F. Taureck, Erik Vogt, Liliane M. Weissberg und Annette Wolf.Burkhard Liebsch lehrt als apl. Professor praktische Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. Bei Meiner erschien zuletzt: »Orientierung und Ander(s)heit. Spielräume und Grenzen des Unterscheidens« (gemeinsam mit Werner Stegmaier, 2022); »Trostlose Vernunft? Vier Kommentare zu Jürgen Habermas’ Konstellation von Philosophie und Geschichte, Glauben und Wissen« (gemeinsam mit Bernhard H.F. Taureck, 2021); »Europäische Ungastlichkeit und ›identitäre‹ Vorstellungen. Fremdheit, Flucht und Heimatlosigkeit als Herausforderungen des Politischen« (2019); und (als Herausgeber) »Sensibilität der Gegenwart. Wahrnehmung, Ethik und politische Sensibilisierung im Kontext westlicher Gewaltgeschichte« (2018).
Inhaltsverzeichnis
Zwischenüberschrift | Seite | Aktion | Preis |
---|---|---|---|
Cover | U1 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Vorwort | 9 | ||
Burkhard Liebsch: Einleitung: Geschichtskritik nach ›1945‹ und deren gegenwärtige Aktualität | 19 | ||
Gertrud Koch: Eine Art geschichtlicher Atempause. Theodor W. Adornos »Negative Dialektik« und die Unmöglichkeit einer Geschichtsphilosophie ohne Geschichtsschreibung | 53 | ||
Michael Mayer: Die Illegitimität der Neuzeit. Giorgio Agamben liest Walter Benjamin | 65 | ||
Ryan Crawford: Chroniken einer Philosophie der Auslöschung: Swetlana Alexijewitsch | 84 | ||
Ryan Crawford: Die ausgebliebene Revolution: Jean Améry | 99 | ||
Bernhard H. F Taureck: Die Absolutheit der Atombombe. Folgerungen aus der Diagnose von Günther Anders | 121 | ||
Liliane Weissberg: Zwischen Deutschland und Afrika: Hannah Arendt | 135 | ||
Burkhard Liebsch: Von der Rechtfertigung der Neuzeit zur Frage nach einer bewohnbaren Welt: Hans Blumenberg | 152 | ||
Ryan Crawford: Experimente der Antiutopie: E. M. Cioran | 167 | ||
Micha Brumlik: Gottes Gegenwart in der Geschichte und die weisende Stimme von Auschwitz: Emil Fackenheim | 186 | ||
Michael Sonntag: Die gegenwärtigen Vergangenheiten des Wissens: Michel Foucault | 196 | ||
Emil Angehrn: Zwischen Geschichtsphilosophie und Philosophiegeschichte. Konstellationen historischen Denkens im Werk von Jürgen Habermas | 216 | ||
Annette Wolf: Literaturgeschichte als Deutung des Bruchs: Käte Hamburger und Erich Auerbach | 229 | ||
Gabriel Motzkin: Heidegger and the significance of history | 243 | ||
Burkhard Liebsch: Gegen ursprungs- und ziellose Geschichte: Karl Jaspers | 251 | ||
Inka Sauter: Konfliktlinien: Hanno Kesting | 265 | ||
Stefan-Ludwig Hoffmann: Von der Geschichte zur Theorie: Reinhart Kosellecks Historik | 279 | ||
Jakub Sirovátka: Gerechtigkeit als der letzte Sinn der Geschichte. Zum eschatologischen Geschichtsverständnis von Emmanuel Levinas | 293 | ||
Burkhard Liebsch: Auskehr aus ›heilloser‹ Weltgeschichte? Karl Löwith | 304 | ||
Werner Stegmaier: Zufälle und Zuschreibungen: Niklas Luhmann | 317 | ||
Andreas Herberg-Rothe: Das Ende von Moderne und Postmoderne – von der Grenze der Hegelkritik: Jean-François Lyotard | 333 | ||
Ulrich Plass: »Keine Angst vor der Utopie« Herbert Marcuses geschichtskritischer Eigensinn | 356 | ||
Wolfgang Knöbl: Abkehr von der totalisierenden Geschichtsbetrachtung Maurice Merleau-Pontys Denkbewegungen | 373 | ||
Elad Lapidot: Die postmoderne Unterbrechung der Geschichte: Jean-Luc Nancy | 390 | ||
Katerina Koci / Martin Koci: Eine ketzerische Deutung der Geschichtsphilosophie: Jan Patocka | 399 | ||
Hans-Peter Krüger: Die Ablösung hochkapitalistischer Lebensmacht vom Westen und ihre Aneignung im globalen Osten. Helmuth Plessners strukturelle Problematisierung der Globalgeschichte nach dem Euro-Zentrismus zwischen Diktatur und Demokratie | 414 | ||
Karl H. Metz Lasst Theorien sterben statt Menschen: Karl R. Popper | 440 | ||
Burkhard Liebsch: Geschichtlicher ›Sinn‹, Verantwortung und zukunftsweisende Aufgaben – Umrisse von Paul Ricoeurs Lebenswerk im Kontext radikaler Geschichtskritik nach ›1945‹ | 454 | ||
Erik M. Vogt: Zum Verhältnis von Geschichte und (kommunistischer) Politik: Jean-Paul Sartre – mit einem Blick auf Alain Badiou | 477 | ||
Elisa Klapheck: Eine moderne Prophetin: Margarete Susman | 489 | ||
Rachel Pafe: Atheistische Nachkriegsgeschichte der Unterdrückten: Susan Taubes | 498 | ||
Adelheid Kühne: Arnold J. Toynbees Leben und Werk im Spiegel wissenschaftlicher Auseinandersetzungen | 511 | ||
Karl H. Metz: Die Suche nach Ordnung in der Geschichte: Eric Voegelin | 523 | ||
Sandra Lehmann: Ohne Zukunft, ohne Fortschritt. Simone Weils Heterotopie der Arbeit | 535 | ||
Hasso Spode: Metahistory – Geschichtsschreibung als Poesie: Hayden White | 552 | ||
Burkhard Liebsch: Epilog: ›Geschichtlich‹ existieren – trotz allem? | 567 | ||
Zu den Autorinnen und Autoren | 585 | ||
Namenregister | 591 |