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Abstract
Die Frage nach der moralischen Erlaubtheit des Lügens ist ein Dauerthema der praktischen Philosophie. Seit Platon bemühen sich Philosoph:innen darum zu klären, was Lügen sind und ob – und wenn ja, unter welchen Bedingungen – sie als moralisch erlaubt, möglicherweise sogar moralisch geboten, als moralisch bedenklich, verwerflich oder löblich einzustufen sind und was genau es ist, das sie falsch, verwerflich oder bedenklich macht. Oliver Hallich plädiert dafür, die Frage nach der moralischen Erlaubtheit des Lügens durch diejenige nach der sozialen Angemessenheit oder Unangemessenheit des Lügens zu ersetzen und sie insofern zu entmoralisieren. Eine Lüge, so die These, ist ein Beziehungsphänomen. Lügen heißt: sozial handeln. Es heißt, sich zum anderen auf eine bestimmte Weise in Beziehung zu setzen. Wenn wir lügen, definieren wir eine Beziehung. Genauer: Wir definieren eine Beziehung als eine Beziehung der Gegnerschaft. Das ist manchmal, nämlich wenn eine Beziehung tatsächlich eine Beziehung der Gegnerschaft ist, angemessen und manchmal nicht. Im Ergebnis bezieht Hallich eine auf deontische Kategorien des Verboten- oder Erlaubtseins verzichtende Position, der zufolge Lügen in Abhängigkeit vom sozialen Kontext manchmal als angemessen und manchmal als unangemessen einzustufen sind.Oliver Hallich ist Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie an der Universität Duisburg-Essen. Forschungsgebiete u.a.: Straftheorien, Philosophie des Verzeihens, Reproduktionsethik, Schopenhauer. In der Blauen Reihe erschien zuletzt: »Anders handeln können. Ein sprachphilosophischer Essay« (2022).
Inhaltsverzeichnis
Zwischenüberschrift | Seite | Aktion | Preis |
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Cover | U1 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Einleitung | 7 | ||
I. Was heißt: »eine Beziehung sozial definieren«? | 11 | ||
1. Wie man Beziehungen durch Handlungen definiert | 11 | ||
2. Explizite und implizite Beziehungsdefinitionen | 15 | ||
3. Definition versus Interpretation von Beziehungen | 22 | ||
II. Wie definieren Lügen eine Beziehung? | 25 | ||
1. Lügen als Beziehungsdefinition sui generis | 25 | ||
2. Lüge und Täuschungsabsicht | 29 | ||
3. Lüge und Gegnerschaft | 36 | ||
III. Einige Einwände: \nLügen ohne Gegnerschaft? | 45 | ||
1. Wohlwollende Lügen | 45 | ||
2. Höflichkeitslügen | 49 | ||
3. Sozial verfestigte »Lügen« | 53 | ||
IV. Angemessene Lügen | 59 | ||
1. Angemessenheit statt Erlaubtheit | 59 | ||
2. Wann sind Lügen angemessen ? | 68 | ||
3. Löbliche Lügen | 74 | ||
V. Unangemessene Lügen | 81 | ||
1. Wann sind Lügen unangemessen ? | 81 | ||
2. Lügen in Nahbeziehungen | 84 | ||
3. Lügen und Vorwürfe | 93 | ||
4. In aller Unschuld lügen | 98 | ||
VI. Täuschung ohne Lügen | 105 | ||
1. Täuschen, verschweigen, irreführen | 105 | ||
2. Strategisches Handeln | 111 | ||
3. \x07Lügen und Täuschen ohne Lügen – unterschiedliche Bewertungen ? | 116 | ||
VII. Lügen ohne Täuschen | 123 | ||
1. Zustimmung zur Lüge | 123 | ||
2. Belogen werden wollen | 129 | ||
Schlussbemerkungen | 137 | ||
Anmerkungen | 139 | ||
Literatur | 145 |