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Menschenwürde

Kant und die Aufklärung

Buchenau, Stefanie

2023

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Stefanie Buchenau befasst sich in diesem Buch mit den historischen Wurzeln des Begriffs Menschenwürde. Indem sie diesen erstmals als einen Leitbegriff Kants und der Aufklärung deutet, werden die Voraussetzungen geschaffen, um die Sprache der Aufklärung überhaupt wieder zu verstehen und zu diskutieren. In diesem Sinne trägt ihre Untersuchung auch zur Klärung aktueller gesellschaftlicher Fragen und Debatten bei. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Kant unser heutiges Verständnis von Menschenwürde nachhaltig geprägt hat. Nur ist dieser Begriff bisher ausschließlich in seiner praktischen Dimension erfasst worden, und man hat vor allem Kants Widerstand gegen die Anthropologie der Aufklärung hervorgehoben. In diesem Buch werden die gängigen Perspektiven nun umgekehrt. Der leitende Gedanke ist, dass Kants Begriff von Menschenwürde durchaus eine anthropologische Dimension im weiteren Sinne besitzt, insofern er sich auf eine Bestimmung, eine Perfektibilität und einen Titel aller Menschen und vernünftigen Weltbürger bezieht. Seinen anthropologischen Begriff von Würde entwickelt Kant in einer intensiven Debatte mit seinen aufklärerischen Zeitgenossen Mendelssohn, Herder, Garve, Schiller, Blumenbach und Forster. Er liegt sowohl seiner praktischen als auch seiner kritischen Philosophie allgemein zugrunde, die Kant in einer berühmten Reflexion als eine »transzendentale Anthropologie« bezeichnet. Der hier versuchte anthropologische Zugriff auf Kant erfordert zwar eine radikale Umdeutung, eröffnet aber auch ganz neue Einsichten. Er erlaubt es, Kants Thesen in ihrer Genese und in ihrem Kontext zu lesen und sie philosophiehistorisch einzuordnen.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 11
Menschenwürde heute. Zentralität und Mehrdeutigkeit unserer Begriffe 13
Zurück zu deren aufklärerischen Wurzeln 15
Kants rätselhafte Anthropologia transcendentalis. Über die notwendige Umkehrung unserer Perspektiven 19
Facetten des Würdebegriffs 23
Seine aufklärerische Deutung 27
Gliederung und kurze Zusammenfassung 31
TEIL I: Vor Kant 37
Kapitel 1 39
Homoiosis theo: Mendelssohn, Platon und die Bestimmung des Menschen 39
Spalding: Erhebung, Progression, Gottverähnlichung 41
Abbts Zweifel: Adel und Ehre des Weltbürgers 47
Mendelssohn im Dialog mit Spalding und Abbt 52
Die Veredlung der Menschheit 61
Schutz der Würde 64
Würde und Toleranz 67
Verlust der Menschenwürde, Verbrechen und Strafe 68
Schluss 70
Kapitel 2 72
Herders Humanität: der Mensch in der Kette der Wesen 72
Progression, Seelenwanderung, Reminiszenz. Herder vs. Mendelssohn 74
Humanität am Leitfaden der Naturgeschichte: die Kette der Wesen 77
Mischwesen und Metamorphosen 83
Schwellen und Übergänge 87
Herders pragmatische Geschichte der Menschheit 89
Schluss 91
Kapitel 3 93
Garves Cicero. Selbstschätzung und »Teilnehmung« 93
Garves Rezension von Mendelssohns Phaedon 94
Garves Cicerokommentar 97
Selbstschätzung als Grund der Freiheit 100
Die Naturgeschichte der Stoa 102
Gott als Oberherr ? 104
Würde, Wert und Preis 106
Menschenehre und »Teilnehmung«. Garves Bildungsprogramm 113
Schluss 115
Kapitel 4 116
Philoktet oder: über die Humanität der Literatur 116
Philoktet am Rande der Menschheit 118
Der ästhetische Unwert des Philoktet. Smith über Anstand und Schmerz 121
Sein Griechentum. Winckelmann über edle Einfalt und stille Größe 125
Seine Erhabenheit. Mendelssohns Bewunderung 128
Seine Schönheit. Lessing mit und gegen Smith 131
Seine Humanität. Herder über Einfühlung, Ästhetik und Anthropologie 137
Sein »Interesse«. Garve über ästhetische »Teilnehmung« 143
Schluss 147
TEIL II: Kant über Würde, Welten und Weltbürger 149
Kapitel 5 151
Kants »Unzufriedenheit« mit seinen Zeitgenossen 151
Kant und der Platonismus Mendelssohns 152
Kant über Herders »analogische Sagazität« 163
Kants »Anti-Garve« 168
Schluss 178
Kapitel 6 180
Erdbewohner und Erdbürger. Kants Kosmopolitismus 180
Antike und moderne Vorlagen. Wolffs teleologisches Weltbürgertum 182
Weltgebäude, Ruinen und Erdbeben: der frühe Kant 191
Kants Korrekturen: die Welt als Spiegel Gottes ? 197
Kants Kritik an Wolffs Dogmatik 203
Der κόσμος als πόλις 207
Schluss 209
Kapitel 7 210
Rassen und Menschenwürde. Die Kontroverse zwischen Kant und Forster 210
Forsters Weltbürgertum 214
Das Prinzip Angemessenheit 218
Forsters Kritik 221
Kants Korrekturen 229
Schluss 231
Kapitel 8 233
Humanität und Humaniora in der Kritik der Urteilskraft 233
Der Mensch als Haushälter. Kant und Blumenbach über Stufenleitern 234
Zweierlei Zweckmäßigkeiten 243
Das Erhabene und schlechthin Große als Maß menschlicher Würde 245
Kants Humaniora 248
Schluss und Zwischenbilanz: Die allmähliche Transformation von Kants früher Anthropologia transcendentalis 252
TEIL III: Würde, Ehre, Humanität 259
Kapitel 9 261
Die Menschheit selbst ist eine Würde ! 261
Einführung. Kants Verhältnis zu Cicero 261
Jeder Bürger sein eigener Herr ? Ehrbarkeit in der Ständegesellschaft 266
Geschichte und Naturrecht 274
Kants Bruch mit Ciceros Tugendethik und Eudämonismus 281
Kants Demontage des Würdebegriffs 283
Schluss 286
Kapitel 10 287
Kants Kasuistik der Menschenwürde 287
Nichtswürdigkeit 293
Selbstmord, Autonomie und Heiligkeit des Lebens 294
Lüge und Ehrlosigkeit 296
Verbrechen, Mord und Bestialität 298
Fehler im Recht 302
Würde und Humanität 304
Schluss 306
Kapitel 11 307
Schillers Humanität: Anmut und Würde, Liebe und Achtung 307
Kant: »das herrliche Bild der Menschheit« 311
Schiller über Kants rechtliche persona: »falsche Dignität« ! 314
Die ästhetische persona. Der Mensch als Schauspieler 316
Schillers alternativer Humanismus 318
Selbstbestimmung 320
Würde im Leiden 321
Schiller über die Polarität der Geschlechter 324
Schluss 328
Schluss 329
Dank 333
Literaturverzeichnis 335
Primärquellen 335
Sekundärliteratur 344