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Lagersprache

Zur Sprache der Opfer in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Dachau, Buchenwald

Warmbold, Nicole

Sprache – Politik – Gesellschaft, Bd. 2

2024

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die unmenschlichen Lebensbedingungen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern bedrohten die Häftlinge nicht nur physisch. Der peinigende Hunger, die schwere Zwangsarbeit, die Misshandlungen durch die SS, das tägliche Sterben von Mitgefangenen und die stets präsente Angst vor einem gewaltsamen Tod zermürbten die Menschen auch psychisch. Zwischen Verzweiflung und Durchhaltewillen, Isolation und Solidarität entstanden unter den Häftlingen Formen des Miteinanders und der Kommunikation, die nur im Kontext der konkreten Lebensumstände zu verstehen sind. Ein entscheidender Schlüssel dazu ist ihre Sprache. Die vorliegende Arbeit untersucht den Sprachgebrauch von KZ-Häftlingen systematisch auf seine Merkmale und Funktionen hin. Für die Lager Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald weist sie die Herausbildung einer spezifischen Lagersprache nach, die vor allem eins zum Ziel hatte: das Unsagbare in Worte zu fassen.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Titelei i
Schmutztitel i
Reihentitel ii
Haupttitel iii
Impressum iv
Vorwort v
Inhalt vii
A. Einleitung 1
A.1. Zur Notation 8
A.2. Zur Angabe der Quellen 8
B. Quellenauswahl und Quellenkritik 9
B.1. Auswahl der Quellen 9
B.1.1. Die Lager 9
B.1.2. Die Verfasser 10
B.1.3. Veröffentlicht – unveröffentlicht 18
B.2. Kritik der Quellen 19
B.2.1. Historischer und biografischer Ort der Schreibsituation 20
B.2.2. Schreibmotive und Gestaltung der Erinnerung 24
B.2.3. Die Adressaten 34
B.2.4. Tradition oder Überrest? 35
B.2.5. Primär- oder Sekundärquelle? 36
B.3. Auswertung der Quellen 36
B.3.1. Rekonstruktion gesprochener Sprache 37
B.3.2. Metasprachliche Hinweise 38
B.3.3. Rekonstruktion von ‚Lagersprache’ versus ‚Lagerjargon’ 39
B.3.4. Ergebnis 40
C. Zum Forschungsstand 42
D. Sprach(en)gefüge im Konzentrationslager 53
D.1. Lagersprache – eine Annäherung aus der Perspektive der Opfer 53
D.2. ‚Lagersprache’ – Bestimmungen der Forschung 60
D.3. Sprach(varietät)engefüge: Grundlage der Kommunikation 63
D.3.1. Status und Bedeutung des Deutschen 64
D.3.2. Sprachlicher Einfluss bedeutsamer Häftlingsgruppen 67
D.4. Zur Differenzierung von ‚Lagersprache’: Lagervarietäten 72
E. Annäherungen 79
E.1. ‚Lagerjargons’ 79
E.2. ‚Lagersoziolekte’ 86
E.3. ‚Lagersituolekte’ 99
E.4. Zusammenfassung 107
F. Übernahmen und Neuschöpfungen 108
F.1. (Deutsche) Standard- und Umgangssprache 108
F.1.1. KZ-spezifische Bedeutungen 108
F.1.2. KZ-spezifische Wortschatz- und Wortbildungsstrukturen 110
F.1.3. KZ-Kontextualisierungen 113
F.1.4. Wortschatz der Standard- und Umgangssprache: Übernahme und Variation 117
F.1.5. Zusammenfassung 122
F.2. SS- und Verwaltungssprache der Lager 122
F.2.1. Gelenkte Wahrnehmung 124
F.2.2. Militärsprachliche Elemente der SS-Sprache 128
F.2.3. Verwaltungssprache der Lager 130
F.2.4. Euphemismen 132
F.2.5. SS-Sprache: Übernahme und Variation 137
F.2.6. Täter- und Opfersprache: Unterschiede und Gemeinsamkeiten 138
F.3. Soldatensprachliches und Rotwelsches 143
F.4. Neuschöpfungen 152
F.4.1. Komposita und Mehrwortbenennungen 152
F.4.2. Semantische Versatzstücke: Metaphern und Metonymien 161
F.4.3. Kurzwörter 168
F.4.4. Knappes Sprechen 171
F.4.5. Phraseologisches Sprechen 174
F.4.6. Zusammenfassung 181
G. Straf- und Terrorsystem 182
G.1. Lagerordnung und Lagerstrafen als Instrumente des Terrors 182
G.1.1. Lagersemantik von Strafe 188
G.1.2. Lagersemantik von Vergehen/Verstoß 191
G.2. Funktionsweise des Terrorsystems 192
G.2.1. Unerfüllbare Anforderungen, Normenfallen, Kollektivstrafen 192
G.2.2. „Vergessene“ Regeln 197
G.2.3. Beispiel: Sprechverbote 198
G.2.4. Oberste Handlungsmaxime: nicht auffallen 200
G.2.5. hart werden und auf Draht sein 202
G.2.6. Sanktionssystem fördert Entsolidarisierung 206
G.2.7. Verschieben von Wertesystemen 209
G.2.8. Äußere Anpassung 213
G.2.9. Beispiel: Regeln für Kommunikation mit der SS 215
G.3. Sprachliches Verhalten unter SS-Herrschaft 216
H. Überlebensstrategien 221
H.1. Elementare Gegenwehr und Gegenentwurf 221
H.1.1. Häftling und Konzentrationär 221
H.1.2. Kamerad/Kameradschaft 226
H.2. Bewertungen von Überlebensstrategien 231
H.2.1. organisieren und (Kameradschafts)diebstahl 232
H.2.2. betteln 235
H.2.3. Parolen 238
H.2.4. Flucht(versuch) 239
H.2.5. zinken 241
H.2.6. Zusammenfassung 242
I. Sprache zwischen Anpassung und Gegenwehr 244
I.1. Durchsetzung von Regeln des Verhaltens 244
I.2. Beispiel: Sprachkonventionen 248
I.3. Zusammenfassung 253
I.4. Derb-roher Stil 254
I.5. Sachlich-nüchternes Sprechen 259
I.6. Lagerhumor 262
I.7. Sarkasmus und Zynismus 268
I.8. Schimpfwörter, Hohn und Spott 272
I.9. Verhalten alter Häftlinge gegenüber Neuzugängen 285
I.10. Gerüchte 293
I.11. Zusammenfassung 298
J. Subversive Elemente von Lagersprache 300
J.1. Warnungen 300
J.2. Namen für SS-Angehörige 301
J.3. Geheimsprachliche Ansätze 305
J.4. Nonverbaler Ausdruck: Schweigen, Gestik, Mimik 309
K. Fazit 313
Register 323
Quellen 331
Literatur 335