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Ethischer Materialismus

Kritische Theorie des Leidens

Hogh, Philip

2025

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die Normativität der menschlichen Natur ist heute wieder ein zentrales Thema der Philosophie. Im Unterschied zu den die gegenwärtigen Diskussionen prägenden neoaristotelischen und hegelianischen Stimmen setzt Philip Hoghs Studie beim menschlichen Leiden als einer für Menschen als selbstbewusste gegenständliche Gattungswesen grundlegenden Erfahrung an. Leiden wird dabei verstanden als Forderung menschlicher Wesen nach einem anderen Leben. Um diesen Leitgedanken der Untersuchung zu erläutern, wird zuerst unter Rückgriff auf Adornos Begriff der Naturgeschichte ein methodischer Zugang zu menschlichem Leiden entwickelt, der die Leidensfähigkeit als eine an die Leiblichkeit menschlicher Wesen gebundene natürliche Bestimmung begreift, das faktische Leiden dagegen immer als das Leiden bestimmter menschlicher Wesen unter historisch und gesellschaftlich wandelbaren Lebensformen versteht. In Auseinandersetzung mit Aristoteles, dem ethischen Naturalismus (Philippa Foot, Michael Thompson), Hegel, Marx, der Psychoanalyse (Sigmund Freud, Alfred Lorenzer) und gegenwärtiger sozialphilosophischer Positionen (Jay Bernstein, Judith Butler, Rahel Jaeggi u.a.m.) wird unter Bezug auf historische Leiderfahrungen (James Baldwins Rassismuserfahrungen und Jean Amérys Folter) eine kritische Theorie des Leidens entwickelt, die aus der Bestimmung ihrer Gegenstände die Notwendigkeit ihrer praktischen Veränderung ableitet. Der normative Fluchtpunkt dieses ethischen Materialismus liegt darum in der Abschaffung unnötigen Leidens.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis 7
Vorrede 11
Einleitung: Leiblichkeit, Lebensform und Lebensformen 21
Lebensform und Lebensformen 22
Leiblichkeit 31
Eine Kritische Theorie der Normativität menschlicher Lebensformen 37
Ethischer Naturalismus und Kritische Theorie 39
Materialismus 43
Vulnerabilität 45
Soziale Pathologien 47
Philosophische Anthropologie 50
Zum Aufbau des Buchs 51
I. Naturgeschichte als materialistische Methode 55
Adornos Begriff der Naturgeschichte 60
Reflexivität 62
Referenzialität 70
Die Normativität der Naturgeschichte 78
II. Das Leiden und die Normativität der menschlichen Natur 83
1. Leiden ist Leiden von etwas an etwas. Aristoteles und die nicht leidensfähige Vernunft 87
Wahrnehmungsfähige Lebewesen leiden. 91
Was ist der Mensch für ein Lebewesen? 94
Zum ergon-Argument 100
Menschliches Leiden ist das Leiden von Lebewesen, die gut handeln können. 103
Nicht mehr gut handeln können 111
Schlussfolgerungen 114
2. Leiden ist lebensformabhängig. Der Mensch als Gattungswesen in Thompsons Naturalismus 123
Zum Begriff der Lebensform 125
Zur menschlichen Lebensform 132
Menschliches Leiden ist das Leiden selbstbewusster Gattungswesen. 138
Leiden als Gefährdung des normativen Status des Menschen 144
Schlussfolgerungen 151
3. Das Leiden des gegenständlichen Gattungswesens. Marx’ materialistischer Begriff der menschlichen Natur 159
Selbstbewusstsein und Gegenständlichkeit 162
Die Tätigkeit des Gattungswesens 168
Leiden als naturgeschichtliche Bestimmung 175
Die verkehrte Lebensform des Kapitalismus 194
Schlussfolgerungen 201
4. Das Sein des Gattungswesens ist ein Werden, seine Natur ist zweite Natur 209
Gewohnheit, Begierde und Anerkennung 212
Bedürfnis, Befriedigung und Hilfserwartung 226
Das gegenständliche Gattungswesen ist ein abhängiges Wesen 236
Die entscheidende, aber schwierige Differenz: notwendiges und unnötiges Leiden 248
Enttäuschte Hilfserwartung und instrumentalisiertes Leiden 255
III. Geschichte als Naturgeschichte menschlichen Leidens 271
1. Das fortschreitende Leiden und der Fortschritt 281
Naturbeherrschung als Kontinuum 282
Die Zeitlichkeit des Leidens 287
Die »Goldenen Jahre« der Anpassung 302
James Baldwin und der Rassismus der »Goldenen Jahre« 307
Ein negativer Begriff des Fortschritts 315
2. Naturgeschichte des Schmerzes 327
Physische und psychische Aspekte 328
Trennung als soziale Realität des Schmerzes 335
Normative Folgerungen 345
Schmerz und bürgerliche Kälte 348
Jean Amérys Folter 357
Schluss: die Normativität des ethischen Materialismus 369
Danksagung 377
Bibliographie 381