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Neue Marx-Lektüre

Zur Kritik sozialwissenschaftlicher Logik

Reichelt, Helmut

2013

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

In der Marx-Rezeption seit den 1960er Jahren entstanden erste Arbeiten einer gegenstands- und methodenkritischen Lektüre im Umkreis der Kritischen Theorie von Horkheimer und Adorno. Helmut Reichelts Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Karl Marx (1968) wurde zu einem Klassiker dieser frühen Periode wertkritischer Schriften. In seinem 2008 erstmals erschienenen Buch treibt er diese noch weiter auf eine Auseinandersetzung mit Grundkategorien und Begrifflichkeiten der Sozialwissenschaft im weitesten Sinne – Struktur, Handlung, Subjektivität. Reichelts “Neue Marx-Lektüre” thematisiert wesentliche Erklärungsdefizite – wie die Begründung gesellschaftlicher Einheit und Allgemeinheit – in der Werttheorie von Marx, die dieser durch stillschweigende Einführung eines nicht weiter explizierten Geltungsbegriffs zu korrigieren sucht. Ein Konzept von Geltung, das sowohl Gegenständlichkeit und Addierbarkeit des Wertes als Voraussetzung makroökonomischer Analysen ermöglicht, ist bislang noch nie thematisiert, geschweige denn entwickelt worden. Zu Beginn werden die Einlösungsversuche eines solch anspruchsvollen gesellschaftskritischen Programms bei Adorno, Horkheimer und Sohn-Rethels Tauschabstraktion bilanziert. Im Anschluß an Überlegungen von Alfred Ammon, Georg Simmel und Hegel wird eine Lösung erarbeitet, die auch eine neue Form der Verknüpfung von Handlung und Struktur in der Sozialwissenschaft ermöglicht, an der auch neuere Versuche ökonomischer Kategorienentwicklung wie die von Gunnar Heinsohn/Otto Steiger bislang scheiterten. Im Resultat kommt Reichelt auf die dialektische Darstellung der Wert- und Kapitalformen bei Marx, die auf eine Erklärung der Verselbständigung von Struktur und Handlung in der bürgerlichen Gesellschaft zielt, und auf Adornos Reformulierung des Verhältnisses von Soziologie und Psychologie zurück sowie auf das Scheitern von Habermas' Konzeptualisierung von System und Lebenswelt.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis 5
Einleitung 9
1. Kapitel: Kritische Theorie als Programm einer neuen Marx-Lektüre 20
2. Kapitel: Realabstraktion und wie die Tauschabstraktion bewusst wird 38
3. Kapitel: Die Schleichwege des methodologischen Individualismus und die neukantianisch inspirierte Konstruktion einer »emergenten« sozialen Form 59
4. Kapitel: Abstrakte Arbeit als Substanz des Wertes? 91
5. Kapitel: Reale Abstraktion als Existenz eines Begriffs – zum Geltungskonzept bei Georg Simmel 124
6. Kapitel: Geld als Einheit von Geltung und Akzeptanz 141
7. Kapitel: Soziologisches Intermezzo – die zwei Soziologien und deren »nicht-triviale Zusammenfügung« 169
Die beiden Soziologien 177
8. Kapitel: Welche Methode ist es, die Marx versteckt hat? 192
9. Kapitel: Dialektische Darstellung als Kritik ökonomischer Kategorien 212
Der »abstrakteste Begriff des Kapitals«, Kapital »nur noch ein Name« 215
Was heißt »notwendige Form«? 222
Dialektische Methode und historischer Materialismus 228
Entwicklung der Maschinerie 246
10. Kapitel: Die Verknüpfung von Handlung und Struktur in der Entwicklung des Kapitalbegriffs 260
Die wirtschaftliche Dimension – Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld 261
Zins als die Erscheinung des Wesens – Zur Theorie der Eigentumsprämie von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger 273
Die Marxsche Kritik – eine zweite übersinnliche Welt 303
Von der Handlung zur Struktur 320
11. Kapitel: Der weltgeschichtliche Kulminationspunkt – Projektion einer Denkfigur 337
12. Kapitel: Wissenschaft als Durchbrechung des Scheins 357
13. Kapitel: Die Marxsche Kritik des Hegelschen Staatsrechts 384
14. Kapitel: »Ich weiß, dass alles falsch ist, solange die Welt so ist, wie sie ist.« – Kritische Theorie, »im besten Fall noch Flaschenpost« 416
15. Kapitel: »Marx, richtig gelesen« – eine (etwas andere) neue Marx-Lektüre. Jürgen Habermas’ Rekonstruktion des historischen Materialismus 431
Literaturverzeichnis 468