Menu Expand

Der Geist des Widerspruchs

Studien zur Dialektik. Zweiter Band

Stapelfeldt, Gerhard

2013

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Der Geist des Widerspruchs: die Dialektik, scheint aus der neoliberalen Gesellschaft und Politik-Ökonomie getilgt. Der Imperativ lautet: Anpassung an undurchschaubare, irrationale Verhältnisse. “Anpassung” fordert die neoliberale Theorie in Abwendung von jeder Form der Vernunft und des Rationalismus; Anpassung fordert die politische Administration - vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank bis zur EU-Kommission und bis zur Agenda 2010-Rede des Bundeskanzlers Schröder - im Namen der Globalisierung als eines transzendentalen Schicksals. Anpassung ist auch der Imperativ der neoliberalen Universität, der im Kontext der globalen “Wissensgesellschaft” und “Wissensökonomie” die Rolle der Produktion von verwertbarem Wissen und verwertbaren Menschen, die Auswendig-Entfremdetes auswendig zu reproduzieren haben, übertragen wurde. Der Imperativ der Anpassung setzt explizit einen gesellschaftlichen “Antirationalismus” (F. A. von Hayek) voraus, der unmittelbar eine gesellschaftliche Erinnerungslosigkeit einerseits, eine gesellschaftliche Hoffnungslosigkeit andererseits impliziert. Wem das Bestehende das Unerkennbare ist, verleugnet die Möglichkeit, die Verhältnisse genetisch und utopisch zu transzendieren, um sie erkennen zu können. Der Neoliberalismus verwirft jede Kritik: die theoretische ebenso wie die praktische. Unter diesen antirationalen Verhältnissen, in denen die Zerstörung der Aufklärung realitätsgerecht propagiert wird, scheint ein Widerspruch gegen das Bestehende nur als ein ohnmächtiges, dogmatisches Anrennen, das die Verhältnisse eher befestigt denn zum Tanzen bringt, möglich. Angesichts dessen ist der Logos des Widerspruchsgeistes zu bewahren und zu schärfen, ohne den es weder ein Bewußtsein der Gegenwart, noch eine Erinnerung, noch die “Aussicht auf eine neue Gesellschaft” (K. Marx) - auf vernünftige Verhältnisse - geben kann. Das freilich gelingt nicht im schlichten Rückgriff auf die Überlieferung: der globale Neoliberalismus gewinnt seine Legitimation aus der “Dialektik der Aufklärung”, deren gegenwärtiges Resultat er positiviert. So ist die Möglichkeit des Widerspruchsgeistes an dessen neoliberaler Negation freizulegen.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis 5
Vorwort 7
Utopia 9
Inhalt 10
I. Einleitung 11
II. Antike: Mythologische Utopien – Erste Fragen, entzweite Welt, wahre Welt 14
II.1 Homer – Hesiod – Vorsokratiker 16
II.2 Platon: Politeia 25
III. Renaissance: Metaphysische Utopien 59
III.1 G. Pico: Der Mensch als gottesebenbildlicher Schöpfer 61
III.2 Der Schöpfer-Mensch in der Bildenden Kunst: Zeichnung und Malerei – Architektur – Stadtentwürfe 62
III.3 Th. Morus: Utopia 83
IV. Merkantilismus: Metaphysische Natur- und Sozial-Utopien 89
IV.1 F. Bacon: Nova Atlantis 90
IV.2 T. Campanella: La Città del Sole 97
V. Liberalismus: Vernunft-Utopien und Vernunft-Kritik 104
V.1 A. Smiths Politische Ökonomie: Wealth of Nations 108
V.2 Philosophie der Politik und Moral 119
V.2.1 J.-J. Rousseau: Contrat Social 120
V.2.2 Kant: Vernunft-Utopie und: Zum ewigen Frieden 133
V.3 Frühsozialismus 169
V.3.1 R. Owen: New Lanark 172
V.3.2 C.-H. de Saint-Simon: Das Industriesystem 220
V.3.3 Ch. Fourier: Phalanstère 240
V.4 K. Marx: Utopie-Kritik und Kritik der Politischen Ökonomie 265
VI. Vom Imperialismus zum Nationalsozialismus: Rationalistische Utopien – Utopische Erinnerung 277
VI.1 Sozialistische Utopie: Naturbeherrschung und verwaltete Welt 281
VI.2 M. Webers negative Utopie: Verwaltete Welt als ›Gehäuse der Hörigkeit‹ 295
VI.3 E. Bloch: Geist der Utopie 302
VI.4 Kritische Theorie: Kritik des bürokratischen Sozialismus und utopische Gehalte des Mythos 327
VII. F. A. Hayeks neoliberaler Antirationalismus: Das Ende der Utopien 349
Literaturverzeichnis 363