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Kryptogramme der Macht

Philosophische Attacken

Reinicke, Helmut

1998

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Nachdem den Hoffnungen, die sich in der Rede vom »Spätkapitalismus« noch anmeldeten, keine materielle Gewalt mehr eignet, ist es in der Theorie fade geworden. Das Wursteln in der Positivität ersetzt die Arbeit des Begriffs. Gleichwohl gehört es zu den Schönheiten dieser Zeit, daß eben diese Brunft zur Anpassung sich als »reflexive Moderne« aufspreizt. Dieses Denken ordnet an, sich einzurichten und abzufinden. Auch die Philosophie hat dem Überschuß des Denkens entsagt und verhökert sich als ethische Lebenshilfe für Industrie, Tourismus, Naturheilkunde. Die »Kryptogramme der Macht« attackieren diese Selbstgefälligkeit. »Die Totalität der Bilderwelt, die die tägliche Produktion von Geschichte sofort ins Vergessen drängt, so als seien die Bilder die Welt selber, vereitelt jeden Versuch historischer Erkenntnis. Die unendliche Zerlegbarkeit sich vollziehender Geschichte macht aus den sozialen Ereignissen austauschbare digitale Quantitäten. Die Bilder lassen die Welt verschwinden; das einst erkennende Subjekt ist auf der Flucht vor sich selber. Dies macht Angst; Freud spricht von frei fluktuierenden Ängsten, die mit Gewalt Halt suchen. Gewalt mag die Flucht der Bilder vielleicht einzudämmen. Wenn eine Gesellschaft große Teile der Bevölkerung durch Arbeitslosigkeit auslagert und durch die Verschiebung der Sexualität auf Gewalt Ökonomie und Phantasie falsch versöhnt, dann ist die Kultur im Nerv getroffen: in der Struktur der Reproduktion selbst. Die Auslagerung der Arbeitslosen als nutzloser Sozialversicherungsballast erheischt eine gigantische Werteproduktion für die ›heile‹ Welt. Die Gewaltförmigkeit von Technik und Kommunikation zeigt die Abenddämmerung der bürgerlichen Gesellschaft an. Das ist das dunkle Afrika, das wir zu entdecken haben.« Helmut Reinickes Attacken zielen auf die dunklen Stellen in der Genesis des Bewußtseins der ›Moderne‹, decken das Heteronome auf in der Geschichte der Philosophie, verweilen im Nebensächlichen und treiben sich herum im Immobilienhandel mit tradierten ontologischen Standorten. Sie treffen die Ducke der Menschen, das Wohlbefinden in der Knechtschaft, die Ästhetisierung der Herrschaft. Das Durchstreifen des subgeschichtlichen Terrains übt den Angriff mit der linken Hand – am Höhlenfeuer Platons, in den Träumen des Descartes, betreffs der Gegengewalt jüdischer Gauner, gegen den Kultus der Technik.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis 6
Kleine Expeditionen ins neuere afrikanische Bewußtsein 8
Rodungen 8
Werte 9
Technologiefolgen 10
Selbstanzeigen konkreten Denkens 12
Machbarkeit 14
Freiwillige Verzüchtung 15
Pervertierte Erfüllung 17
Mitmachen 19
Bilderwelten 21
Der alte Maulwurf 22
Gewaltiges Hören 26
Verweile doch 26
Bann 28
Himmelspfeife 31
Fratzen 33
Doppelschlächtigkeiten 35
Fremde Laute 36
Gehörverschiebung 39
Die Leier 42
Geschmiegtes 43
Herein oder Heraus 45
Stracks für sich 46
Dissonanz 48
Ahndung 51
Ohrenklingen 53
Höhlenfeuer 58
Insassen 58
Der Hauch der Zivilisation 60
Descartes’ Traum 72
Freibeuter 72
Philosophieren nach Auschwitz? 83
Okkupation 87
Universalwissenschaft 91
Die Macht des Seins 98
Verlagerungen - Lagermentalitäten 98
Reich und Nation 99
Nicht-Kapitalistisches Milieu 102
Immobiliensprache 105
Gewaltiges Sein 107
Blut, Brunft und Technik. Ernst Jüngers Rasse aus Stahl 112
Leere Lüfte 112
Die neue Rasse 115
Innigkeit 119
Zauberhafte Wirklichkeiten 122
Kultische Schauer 124
Neues Reich 128
Die Echtheit des Herzens 130
Höllenfeuer 136
Pinas - Ergebnisse der Indianerwirtschaft 136
Europäische Kannibalen 140
Der Wirbel zivilisatorischer Erkenntnis. Joseph Conrads Heart of darkness 142
Gewaltiges Feuer 147
Heinrich v. Kleist: Was gilt es in diesem Kriege? 150
Die Wirtbarkeit der Erde. Zweihundert Jahre Kants Zum ewigen Frieden 154
Literatur 166