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Das Samana-Kreyol in der Dominikanischen Republik

Eine korpusbasierte Studie zum Sprachkontakt zwischen einer Migrationsvarietät des Haiti-Kreols und dem Spanischen

Barzen, Jessica Stefanie

Kreolische Bibliothek, Bd. 30

2022

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

In diesem Band wird eine Varietät des Haiti-Kreols, das sogenannte "Samaná-Kreyòl", als Teil der komplexen, triglossischen Kontaktsituation zwischen Kreol, Spanisch und Englisch auf der Halbinsel Samaná in der Dominikanischen Republik beschrieben. Diese Diaspora- bzw. Migrationsvarietät wird seit Ende des 18. Jahrhunderts auf Samaná gesprochen. Es handelt sich hierbei um die erste und möglicherweise einzige Dokumentation dieser stark bedrohten und ausschließlich mündlich überlieferten Sprache, deren systematische Beschreibung insbesondere in Hinblick auf die Gefahr ihres baldigen Verschwindens eine besondere Dringlichkeit aufweist. Auf der Grundlage eines umfangreichen Korpus erfolgt die Analyse anhand von Modellen der (historischen) Migrationslinguistik und der Forschung zu Sprachkontakt und Sprachminderheiten sowie zum sogenannten Sprachtod. Durch die Beschreibung der archaischen Charakteristika der Migrationsvarietät können außerdem interessante Rückschlüsse auf frühere Sprachstufen des Haiti-Kreols gezogen werden, womit die Arbeit darüber hinaus einen Beitrag für ein besseres und vor allem empirisch begründetes Verständnis der Geschichte dieser Kreolsprache leistet.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Titelei I
Schmutztitel I
Reihentitel II
Haupttitel III
Widmung V
Inhaltsverzeichnis 1
Danksagung 7
1 Einleitung 9
1.1 Die Halbinsel Samaná: Historische Mehrsprachigkeit und gegenwärtige Kontaktsituation 9
1.2 Die Untersuchung des Samaná-Kreyòl: Erkenntnisinteresse und methodische Vorgehensweise 13
1.3 Aufbau und inhaltliche Gliederung der Arbeit 19
2 Mobilität, Migration und sprachliche Minderheiten: theoretische Überlegungen zum Sprachkontakt in der Dominikanischen Republik und auf Samaná 23
2.1 Forschungsüberblick 25
2.2 Ansätze zur Beschreibung von Mobilität und Migration: Migrationslinguistik und Minderheitenforschung 28
2.3 Typologien von Mobilität und Migration und kreolisch-spanischer Sprachkontakt in der Dominikanischen Republik 34
2.3.1 Sprachkontakt entlang der raya 37
2.3.2 Sprachkontakt in den bateyes 38
2.3.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der sprachlichen Situation auf Samaná 40
2.4 Sprachliche Charakteristika von Migrationssprachen: Isolations- und Kontaktphänomene 41
2.5 Die Beschreibung des Samaná-Kreyòl: Ansätze für eine historische Migrationslinguistik 44
2.6 Zwischenfazit 48
3 Geschichtlicher Überblick: die Insel Hispaniola bis zum 19. Jahrhundert 49
3.1 Die Kolonisierung Hispaniolas (1492–1697) 49
3.2 Die Kolonien Saint-Domingue und Santo Domingo bis zur Haitianischen Revolution (1791) 52
3.2.1 Saint-Domingue: von der französischen Kolonie zur Première République Noire du Monde 52
3.2.2 Santo Domingo: soziale Mobilität und Betonung des Hispanischen Erbes 56
3.3 Soziale und politische Umbrüche im 19. Jahrhundert 61
3.4 Zwischenfazit 64
4 Historische Migrationsprozesse und Sprachkontakt im Ostteil Hispaniolas (1791–1844) 66
4.1 Die erste Phase der Migrationsbewegungen nach Santo Domingo (1791–1809) 66
4.2 Die zweite Phase der Migrationsbewegungen nach Santo Domingo (1822–1844) 72
4.3 Die Einflusssphären des Haiti-Kreols in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 77
4.4 Zwischenfazit 87
5 Die Sprachkontaktsituation auf Samaná vom 19. bis zum 21. Jahrhundert 90
5.1 Das 19. Jahrhundert: die Entstehung und Konsolidierung der Migrationsvarietäten Samaná-Kreyòl und Samaná English 91
5.1.1 Die Era de Francia (1801–1809): Spanisch, Französisch und Samaná-Kreyòl 92
5.1.2 Die Era Haitiana (1822–1844): Spanisch, Samaná-Kreyòl und Samaná English 96
5.2 Das 20. Jahrhundert: Voranschreitender Identitätsverlust und langsamer Übergang zum Spanischen 105
5.3 Das 21. Jahrhundert: Samaná-Kreyòl und Samaná English als bedrohte Minderheitensprachen 114
5.4 Zwischenfazit 124
6 Theoretische Überlegungen zu Sprachwechsel, Sprachaufgabe und Sprachtod 127
6.1 Einführung in die Sprachtodforschung und Forschungsstand 127
6.2 Die Modellierung rezessiver Dynamiken auf gesellschaftlicher Ebene 131
6.3 Einflussfaktoren auf die Vitalität von Sprachen 138
6.4 Sprecherprofile und Sprachverlust auf individueller Ebene 142
6.5 Strukturelle Konsequenzen von Sprachverfall und Sprachaufgabe 149
6.6 Zwischenfazit 155
7 Die Sprachkontaktsituation auf Samaná im 21. Jahrhundert: eine korpusbasierte soziolinguistische Untersuchung 158
7.1 Die Konzeption der qualitativen Feldstudie 158
7.1.1 Informantenakquise und Erstellung des Korpus 158
7.1.2 Planung und Durchführung der Interviews 163
7.1.3 Datenanalyse und Auswertung 167
7.1.3.1 Transkription der Aufnahmen und Kodierung der SprecherInnen 167
7.1.3.2 Computergestützte Datenauswertung mit MAXQDA 168
7.2 Die soziolinguistische Verortung der SprecherInnen 170
7.2.1 Anzahl der SprecherInnen und regionale Verteilung 170
7.2.2 Migrationskontext und Familienhistorie 173
7.2.3 Alter, Geschlecht, Beruf und Bildungsgrad 179
7.2.4 Sprachbiographien 184
7.2.4.1 Mehrsprachigkeit und Sprachkenntnisse 184
7.2.4.2 Spracherwerbskontexte und Sprachkompetenzen 185
7.2.5 Funktionale Sprachendistribution 191
7.2.6 Sprachideologien, Sprachidentität und Sprachattitüden 199
7.3 Zwischenfazit 213
8 Kontaktphänomene in der Interaktion 216
8.1 Methodische und terminologische Vorüberlegungen 219
8.1.1 Das mehrsprachige Repertoire und der bilinguale Sprachmodus 219
8.1.2 Die Schwierigkeiten der Abgrenzung von Entlehnung und Codeswitching im Samaná-Korpus 223
8.1.3 Das Konzept der sprachlichen Kopie 228
8.1.4 Drei Skalen zur Erfassung der Kontakterscheinungen im Samaná-Korpus 231
8.2 Eine funktionsorientierte Analyse der Kontakterscheinungen im Samaná-Kreyòl 237
8.2.1 Psycholinguistische Aspekte 237
8.2.1.1 Die Nutzung des Spanischen als kommunikative Ressource 237
8.2.1.1.1 Die strukturelle und lautliche Integration globaler Kopien und Codeswitches 247
8.2.1.1.2 Selektive und gemischte Kopien 253
8.2.1.2 Das Kopieren gesprächssteuernder Elemente zur Reduktion des mentalen Verarbeitungsaufwands 265
8.2.2 Sozialpsychologische Aspekte: Codeswitching als Ausdruck von Sprachidentität und Sprachattitüden 276
8.2.3 Diskurspragmatische Aspekte: Codeswitching als Kontextualisierungshinweis 279
8.3 Zwischenfazit 288
9 Die strukturelle Analyse des Samaná-Kreyòl 291
9.1 Die Quellenlage zum Haiti-Kreol im 18. und 19. Jahrhundert: die Texte des historischen Korpus 292
9.2 Phonetik und Phonologie 299
9.2.1 Referenzvarietäten: Haiti-Kreol und dominikanisches Spanisch 301
9.2.1.1 Lautliche Charakteristika des Haiti-Kreols 301
9.2.1.2 Lautliche Charakteristika des dominikanischen Spanisch 303
9.2.2 Lautliche Charakteristika des Samaná-Kreyòl 306
9.2.2.1 Vokalismus 306
9.2.2.1.1 Die Oralvokale 306
9.2.2.1.2 Die Nasalvokale 314
9.2.2.2 Konsonantismus 320
9.2.2.2.1 Die stimmhaften Frikative v, z, ʒ 320
9.2.2.2.2 Der velare Frikativ ɣ und der labio-velare Approximant w 323
9.2.2.2.3 Der glottale Frikativ h 325
9.2.3 Zwischenfazit 337
9.3 Grammatik 339
9.3.1 Die Nominalgruppe 344
9.3.1.1 Die Personalpronomina 345
9.3.1.1.1 Die Entwicklungen im Haiti-Kreol vom 18. bis zum 21. Jahrhundert 345
9.3.1.1.2 Die Personalpronomina im Samaná-Kreyòl 349
9.3.1.1.3 Die Distribution der Lang- und Kurzformen 353
9.3.1.1.4 Die Possessivkonstruktionen 357
9.3.1.2 Die Determinanten 364
9.3.1.2.1 Der indefinite Determinant yon 364
9.3.1.2.2 Der definite Determinant la 367
9.3.1.2.3 Der Demonstrativdeterminant sila la / sila yo 372
9.3.2 Die Verbalgruppe 379
9.3.2.1 Das TMA-Marker-Gefüge 380
9.3.2.1.1 Partikellose Prädikate 387
9.3.2.1.2 Der Marker te 390
9.3.2.1.3 Der Marker ap 392
9.3.2.1.4 Der Marker ap al 395
9.3.2.1.5 Der Marker ava 397
9.3.2.1.6 Kombinierte Marker 400
9.3.2.2 Aspektuelle und modale Auxiliare 403
9.3.2.3 Serielle Verben 409
9.3.3 Wortstellung 419
9.3.3.1 Die Wortstellung im unmarkierten Deklarativsatz 419
9.3.3.2 Ditransitive Konstruktionen mit Transferverben 421
9.3.4 Polyfunktionales ki 427
9.3.5 Zwischenfazit 431
9.4 Lexik und Semantik 437
9.4.1 Sprachkontakt und Sprachverfall: eine quantitative computergestützte Analyse des Wortschatzes 440
9.4.1.1 Verringerung des Vokabulars und Verlust der lexikalischen Vielfalt? 445
9.4.1.2 Relexifizierung des Wortschatzes durch das Spanische? 453
9.4.1.3 Wortbildung 461
9.4.2 Isolationsphänomene: eine qualitative Analyse des Wortschatzes 476
9.4.2.1 Dialektalismen und Archaismen 476
9.4.2.2 Lexikalische Variation: Präpositionen und Quantifikatoren 481
9.4.3 Zwischenfazit 485
10 Fazit und Ausblick 489
Anhang 504
A1 – Das Codeswitching-Entlehnungskontinuum nach Matras (2009: 111) 504
A2 – Fragebogen 505
A3 – Bildergeschichten 511
Abkürzungsverzeichnis 512
Abbildungsverzeichnis 513
Tabellenverzeichnis 514
Literaturverzeichnis 516