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Der Geist des Widerspruchs

Studien zur Dialektik. Erster Band

Stapelfeldt, Gerhard

2012

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Bibliografische Daten

Abstract

Der Geist des Widerspruchs: die Dialektik, scheint aus der neoliberalen Gesellschaft und Politik-Ökonomie getilgt. Der Imperativ lautet: Anpassung an undurchschaubare, irrationale Verhältnisse. “Anpassung” fordert die neoliberale Theorie in Abwendung von jeder Form der Vernunft und des Rationalismus; Anpassung fordert die politische Administration - vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank bis zur EU-Kommission und bis zur Agenda 2010-Rede des Bundeskanzlers Schröder - im Namen der Globalisierung als eines transzendentalen Schicksals. Anpassung ist auch der Imperativ der neoliberalen Universität, der im Kontext der globalen “Wissensgesellschaft” und “Wissensökonomie” die Rolle der Produktion von verwertbarem Wissen und verwertbaren Menschen, die Auswendig-Entfremdetes auswendig zu reproduzieren haben, übertragen wurde. Der Imperativ der Anpassung setzt explizit einen gesellschaftlichen “Antirationalismus” (F. A. von Hayek) voraus, der unmittelbar eine gesellschaftliche Erinnerungslosigkeit einerseits, eine gesellschaftliche Hoffnungslosigkeit andererseits impliziert. Wem das Bestehende das Unerkennbare ist, verleugnet die Möglichkeit, die Verhältnisse genetisch und utopisch zu transzendieren, um sie erkennen zu können. Der Neoliberalismus verwirft jede Kritik: die theoretische ebenso wie die praktische. Unter diesen antirationalen Verhältnissen, in denen die Zerstörung der Aufklärung realitätsgerecht propagiert wird, scheint ein Widerspruch gegen das Bestehende nur als ein ohnmächtiges, dogmatisches Anrennen, das die Verhältnisse eher befestigt denn zum Tanzen bringt, möglich. Angesichts dessen ist der Logos des Widerspruchsgeistes zu bewahren und zu schärfen, ohne den es weder ein Bewußtsein der Gegenwart, noch eine Erinnerung, noch die “Aussicht auf eine neue Gesellschaft” (K. Marx) - auf vernünftige Verhältnisse - geben kann. Das freilich gelingt nicht im schlichten Rückgriff auf die Überlieferung: der globale Neoliberalismus gewinnt seine Legitimation aus der “Dialektik der Aufklärung”, deren gegenwärtiges Resultat er positiviert. So ist die Möglichkeit des Widerspruchsgeistes an dessen neoliberaler Negation freizulegen.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis 5
Vorwort 7
Was ist Dialektik? 9
Inhalt 10
I. Widerspruchsgeistn 11
II. Sokrates und Platon: Die Idee der Dialektik 18
III. Hegel: Dialektik als Gesellschaftskritik und Ontologie – Kritik der Französischen Revolution und System 34
IV. Marx: Dialektik und Revolution 129
V. Lukács: ›Katastrophe‹ oder ›Revolution‹? 159
VI. Horkheimer und Adorno: Von der Dialektik der Aufklärung zur Negativen Dialektik 189
»Daß ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält ...«. Gesellschaftstheoretische Metakritik der Erkenntniskritik 231
Inhalt 232
I. Voraussetzungen der Erkenntnistheorie: Kritik mythologischer und metaphysischer Erkenntnis 234
II. Descartes‘ Metaphysik: ›Ich denke‹ und ontologischer Gottesbeweis 240
III. Kants Kritik der reinen Vernunft: Die Begründung der Erkenntnistheorie durch die Kritik der metaphysischen Erkenntnis 250
IV. Hegels Kant-Kritik: Dialektische Metakritik der Erkenntnistheorie 260
V. Marx‘ Kritik der Politischen Ökonomie: Dialektische Ideologiekritik und weltverändernde Praxis 273
Gesellschaftliche Bedingungen von Erkenntnis und Wissen 293
Inhalt 294
I. Von der Erkenntnistheorie zur Gesellschaftstheorie 295
II. Welterkenntnis und Selbsterkenntnis: Sokrates 301
III. Aufklärende Gesellschaftserkenntnis im Liberalismus: Vico und Marx 304
IV. Vom Liberalismus zum Imperialismus: Dialektik der Aufklärung 312
V. Der gesellschaftliche Anti-Rationalismus des Neoliberalismus 316
VI. Implementierung des neoliberalen gesellschaftlichen Anti-Rationalismus 320
VII. Gesellschaftskritik durch utopisch gerichtete Erinnerung 324
Gesellschaft und Geschichte: Die Konstruktion kollektiver Identität von der Aufklärung bis zur Gegenaufklärung 327
Inhalt 328
I. Individuelle und kollektive Identität: Krise, Aufklärung, Geschichte 330
II. Mythologische und metaphysische Erzählung und Kontruktion von Geschichten 336
III. Aufklärende Erinnerung durch Geschichts-Philosophie: Gesellschaft und Geschichte als »Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit« 344
IV. Naturwissenschaftlicher Positivismus: Geschichte als Fortschritt der technischen Beherrschung von Natur und Gesellschaft 361
V. Geisteswissenschaftlicher Positivismus: Geschichte als »organische Entwicklung« 371
VI. Geschichte des Geschichtsbewußtseins: Mythos – Aufklärung – Gegenaufklärung 383
Literaturverzeichnis 391