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Konstruktion und Entäußerung

Zur Logik des Bildlichen bei Kant und Hegel

Beck, Martin

2023

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Der iconic turn verstand sich weitgehend als Antithese zu einer bildervergessenen philosophischen Tradition. Diese Studie widerspricht einer solchen Sicht, indem sie Epistemologien des Bildlichen bei Kant und Hegel rekonstruiert: Kants Theorie der geometrischen Konstruktion verknüpft – im Sinne einer operativen Bildepisteme – das Operieren mit flächigen Diagrammen und die leibliche Orientierung im Raum. Hegels Theorie der Malerei denkt – im Sinne einer performativen Bildepisteme – das expressive Potenzial des menschlichen Körpers mit der Lebendigkeit bildlicher Darstellungen zusammen. Die Studie verbindet die Frage nach systematischen Grundlagen der Bildepistemologie in Ästhetik, Relationenlogik und Leiblichkeitsdenken mit jüngeren Debatten zu Kant und Hegel, die einer strikt logozentrischen Lesart dieser Denker widersprechen.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhalt 5
Vorwort und Danksagung 11
Einleitung: Bildlogik und anschauliches Denken bei Kant und Hegel – ein Problemaufriss 13
Verortung in der Forschungsdebatte 15
Anschauung und anschauliches Denken 18
Bildlichkeit und Bildlogik 19
Kant und Hegel und der iconic turn 21
TEIL I: Vom iconic turn zu Kant und Hegel 25
1. Sechs kritische Lektüren zum iconic turn 29
1.1 Die Wende zum Bild als Rationalitätskritik 30
1.1.1 Mitchell: pictorial turn 30
1.1.2 Boehm: iconic turn 33
1.2 Polarisierung und Alleinvertretungsansprüche 37
1.2.1 Wiesing: die neue Bildmythologie 37
1.2.2 Bredekamp: die Angst der Philosophie vor dem Bild 41
1.3 Asymmetrische Pluralisierungen 47
1.3.1 Bogen: Schattenriss und Sonnenuhr 47
1.3.2 Boehm: starke Bilder und schwache Bilder 50
2. Vier Thesen zum iconic turn: eine andere Lesart 53
2.1 Eine anthropologische Fundierung 54
2.2 Die Pluralität menschlicher Grundverhältnisse 55
2.3 Von der intellektualistischen Metaphysik zur Leiblichkeit 57
2.4 Von der Logik der Substanz zur Logik der Relation 58
3. Eine alternative Kartierung des Bilddiskurses 60
3.1 Die Anschaulichkeit der Welt und die operative Bildepisteme 60
3.2 Die Anschaulichkeit des Sozialen und die performative Bildepisteme 63
3.3 Die Anschaulichkeit der Alterität und die energetische Bildepisteme 66
4. Bildtheorien bei Kant und Hegel 70
4.1 Drei Forschungsansätze 70
4.2 Ein alternativer Ansatz: Anschauung und anschauliches Denken 75
4.3 Kants Disegno und Hegels Colore 78
TEIL II: Kant: Konstruktion 81
1. Kants Geometrietheorie: eine diagrammatische Lesart 83
1.1  Die bildwissenschaftliche Rezeption  84
1.2 Die epistemologische und mathematikphilosophische Standardkritik 86
1.3 Logische, phänomenologische und diagrammatische Verteidigungen 91
2. Kants Konzeption der Anschauung 97
2.1 Kants Entdeckung des Eigenrechts der Anschauung 98
2.1.1 Kants Gegner: Leibniz’ intellektuelles System der Welt 98
2.1.2 Das Eigenrecht der Anschauung als Produkt der kopernikanischen Wende 102
2.2 Die Eigenlogik der Anschauung bei Kant 105
2.2.1 Diskursiver Verstand und empirische Anschauung 105
2.2.2 Nichtempirische Anschauung als Anschauungsform und Medium anschaulichen Denkens 110
3. Die Anschauungsform: Verkörperter, perspektivischer und indexikalischer Weltbezug 116
3.1 Verkörperte Perspektivität in der transzendentalen Ästhetik 117
3.2 Kants Kritik an Leibniz’ intellektuellem System der Welt 127
3.2.1 Leibniz: Prädikatenlogisches Identitätsprinzip und Stellenraum 127
3.2.2 Kant: Körperschema und Körpergefühl als Identitätsprinzip 132
3.3 Orientierung als Krise propositionalen Urteilens 136
3.4 Die soziale Logik der Anschauung: transzendentale Ästhetik und sensus communis 142
3.5 Fazit und Überleitung: von der Anschauungsform zum Diagramm 147
4. Anschauliches Denken: Konstruktion 151
4.1 Kants Mathematiktheorie als Kritik logizistischer Erkenntnisprogramme 152
4.2 Konstruktion: vier Eckpunkte 156
4.2.1 Anschaulichkeit: Externalisierung und Figürlichkeit 158
4.2.2 Das Verfahren: iterative Transformationen 159
4.2.3 Der Inhalt: Anschauungsformen 162
4.2.4 Das Ziel: Explizitmachen des Impliziten 166
4.3 Konstruktion: eine geistesgeschichtliche Verortung 168
5. Bildlogik und Medialität: Kants Theorie des geometrischen Diagramms 173
5.1  Die Differenz von Figur und Grund: Relationalität und Operativität  173
5.1.1 Relationalität: Räumliche Differenzen und Äquivalenzen 176
5.1.2 Zwei Dimensionen diagrammatischer Bildlichkeit 180
5.1.3 Operativität: schöpferische und genetische Definitionen 183
5.1.4 Zwei Prinzipien: figürliche Synthesis und räumliche Einschränkung 191
5.2  Die Differenz von Schema und Bild: das Generalitätsproblem der  Diagramme 201
5.2.1 Der Bildbegriff zwischen transzendentaler Logik und Methodenlehre 201
5.2.2 Das Schema: Konstruktionsanweisung und Relevanzfilter 204
5.2.3 Wozu dann noch ›reine Anschauung‹ ? – ein Desiderat 211
5.3  Die Differenz von Form und Materie: die Physiklosigkeit operativer Bildmedien 224
5.3.1 Reine Anschauung als Physiklosigkeit 225
5.3.2 Eine Verteidigung der Imagination 229
5.3.3 Die zentrale Unterscheidung: Konstruktion vs. Experiment 235
5.3.4 Medienspezifik: Raumrelationen vs. physikalische Relationen 240
5.3.5 Exkurs: Physiklosigkeit und energetische Bildtheorien 249
6. Zwischenfazit und Überleitung: Leib und Bild bei Kant und Hegel 253
TEIL III: Hegel: Entäußerung 257
1. Hegels Malereitheorie:eine verkörperungstheoretische Lesart 259
1.1  Die kunstgeschichtliche und bildwissenschaftliche Rezeption  260
1.2 Die philosophische Standardkritik an Hegels Ästhetik 263
1.2.1 Der doppelte Logozentrismusvorwurf (Adorno, Derrida) 264
1.2.2 Der doppelte Anachronismus in Hegels Kunsttheorie 270
1.3 Verteidigungen und Modernisierungen Hegels 272
1.3.1 Kunsttheoretische Lesarten 272
1.3.2 Verkörperungstheoretische Lesarten 275
2. Hegels Konzeption der Anschauung 281
2.1 Hegels kritische Weiterentwicklung der Idee des Eigenrechts der Anschauung 282
2.1.1 Hegels Gegner: diskursiver Verstand und leere Vernunft bei Kant 282
2.1.2 Das Modell des intuitiven Verstands: Metaphysik oder Metaphysikkritik ? 288
2.2 Die Eigenlogik der Anschauung bei Hegel 292
2.2.1 Hegels Geistphilosophie: Anschauung als mediale Form 293
2.2.2 Geistdurchdrungene Anschauung: intelligibel ohne expliziten Begriff 296
2.2.3 Bild, Name, Symbol: Wo ist das anschauliche Denken bei Hegel ? 299
3. Lebensform und Anschauungsform: Expressive Leiblichkeit und visuelle Reziprozität 307
3.1 Hegels Kritik an Kants Metaphysik der Subjektivität 309
3.1.1 Kants intellektualistische Freiheitskonzeption 311
3.1.2 Hegels expressive Freiheitskonzeption 314
3.2 Die Ästhetik der Subjektivität: Hegels Theorie expressiver Leiblichkeit 319
3.2.1 Menschliche Leiblichkeit als Sich-Zeigen 320
3.2.2 Die Anthropologie: Selbstgefühl, Habitus und Einfühlung 326
3.2.3 Die Ästhetik: Beseeltheit, Haut und Auge 331
3.3 Fazit und Überleitung: von der expressiven Leiblichkeit zum Kunstwerk 338
4. Anschauliches Denken: Entäußerung 343
4.1 Hegels Kunsttheorie als Kritik des intellektualistischen Selbstbewusstseins 344
4.2 Entäußerung: vier Eckpunkte 348
4.2.1 Anschaulichkeit: Externalisierung und Figürlichkeit 350
4.2.2 Das Verfahren: expressive Ganzheiten 352
4.2.3 Der Inhalt: Lebensformen 354
4.2.4 Das Ziel: Explitmachen des Impliziten 357
4.3 Entäußerung: eine geistesgeschichtliche Verortung 360
5. Bildlogik und Medialität: Hegels Theorie der figurativen Malerei 367
5.1 Malerei als Kunst der Subjektivität 367
5.1.1 Hegels Theorie der Medienspezifik der Malerei 368
5.1.2 Romantische Kunst als innerästhetisches Fortschrittsmodell 374
5.2  Die Differenz von Figur und Grund: Relationalität und Performativität  384
5.2.1 Zwei Prinzipien: expressive Figuren und rahmende Kontexte 385
5.2.2 Relationalität: Entfaltung und In-Beziehung-Setzen 389
5.2.3 Performativität: Inkarnation und Blickbeziehung 397
5.3  Die Differenz von Inhalt und Form: die Partikularität der Malerei  413
5.3.1 Der Bildbegriff zwischen Geistphilosophie und Ästhetik 414
5.3.2 Das Generalitätsproblem der Malerei 417
5.4  Die Differenz von Schein und Materie: Sichtbarkeit, Flächigkeit,  Farbigkeit 425
5.4.1 Verflachung als Prinzip der Malerei 426
5.4.2 Die Genese des Bildraums aus der Farbe 433
TEIL IV: Zusammenfassung und Diskussion 443
1. Kant und Hegel als Bildphilosophen 445
2. Anschauliches Denken: Metaphysikkritik, Epistemologie und Ästhetik 448
2.1 Anschauungstheorie und Metaphysikkritik 448
2.2 Die Epistemologie anschaulichen Denkens bei Kant und Hegel 454
Kant – ein abschließendes Fazit 457
Hegel – ein abschließendes Fazit 463
2.3 Epistemologische Ästhetiken und Ästhetiken der Kraft 472
3. Bildlogik: die operative und performative Logik der Bilder 477
4. Bildphilosophische Schlussfolgerungen 485
Siglen und Abkürzungen 489
Kants Schriften 489
Hegels Schriften 491
Literaturverzeichnis 493