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Das homosexuelle Begehren

Hocquenghem, Guy

Herausgeber: Betzler, Lukas | Branding, Hauke

Nautilus Flugschrift

2019

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Das fulminante Erstlingswerk des Philosophen und LGBT-Aktivisten Guy Hocquenghem, ein Schlüssel- und Initialwerk der Queer Theorie – endlich neu aufgelegt Als er 1972 Das homosexuelle Begehren schrieb, war Guy Hocquenghem gerade 25 Jahre alt – eine schillernde Persönlichkeit, Philosoph, Trotzkist und Schwulenaktivist. Hocquenghem fordert ein neues Denken über Geschlecht, Begehren und Sexualität, jenseits binärer Schemata und des "ödipalen Dreiecks" der psychoanalytischen Theorie. Für ihn gibt es keine stabile (sexuelle) Identität, sondern nur ein universelles Begehren. Skeptisch gegen jede Behauptung von "Normalität" kritisiert Hocquenghem daher auch jene liberale Ideologie, die Homosexualität zwar toleriert, aber nur als von der Normalität klar abgetrenntes "Minderheiten-Phänomen". Sein Buch ist eine radikale Kritik der gesellschaftlich fest verankerten Homophobie, zugleich aber auch ein Appell an die Bewegung, sich nicht vom liberalen Integrationsversprechen blenden zu lassen, das die Stillstellung des Begehrens in einer "homosexuellen Identität" einfordert. Stattdessen sieht er die Rolle der homosexuellen Emanzipationsbewegungen darin, mit ihrer eigenen Befreiung auch die der Sexualität aller zu erkämpfen. Für die soziologische Debatte in Frankreich ist Hocquenghems Werk wegweisend – so sind die Schriften Didier Eribons wie auch Michel Foucaults Hauptwerk "Histoire de la sexualité" (Band 4 erscheint 2019 erstmalig auf Deutsch), stark von ihm geprägt. Diese Neuauflage schließt eine große Lücke im deutschsprachigen Diskurs.Guy Hocquenghem (1946-1988) war früh in kommunistischen und trotzkistischen Gruppen aktiv. Als Student beteiligte er sich an den Protesten im Mai 1968 und wurde 1971 Mitglied des neu gegründeten Front "homosexuel d'action révolutionnaire" (FHAR). Der Vertraute von Gilles Deleuze, Michel Foucault und René Scherer veröffentlichte mehr als zwanzig Werke, bis er 1988 an Aids starb. Hauke Branding, geboren 1988, forscht und veröffentlicht zu Klassentheorien, zur Geschichte der Schwulenbewegung und der Queer Theory. Lukas Betzler, geboren 1989, promoviert gegenwärtig über die Literaturtheorie der älteren Kritischen Theorie an der Universität Lüneburg.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis 6
Einleitung 10
I. Die anti-homosexuelle Paranoia 16
Das Widernatürliche und das Gesetz: Die Natur und der Code Pénal 24
Der Mythos des sittlichen Fortschritts 25
Die Zunahme der anti-homosexuellen Paranoia 31
Homosexualität und Kriminalität 33
Homosexualität und Krankheit 36
›Latente‹ Homosexualitätgegen ›offene‹ Homosexualität 40
II. Schändliche, Perverse, Verrückte 42
Perverser Polymorphismus, Bisexualität,unmenschliches Geschlecht 43
Der Hass auf die Frau 47
Die Ödipalisierung der Homosexualität 50
Die Kastration, der Narzissmus 51
Ödipus und der Homosexuelle 53
Der homosexuelle Präsident 56
Der Teufelskreis der Heilung 59
Scham und Homosexualität 62
III. Familie, Kapitalismus, Anus 68
Der signifikante Phallus und der sublimierte Anus 71
Homosexualität und Anus 74
Homosexualität und Identitätsverlust 79
Konkurrenzgesellschaft und Herrschaft des Phallus 82
Ödipale Reproduktion und Homosexualität 86
Die homosexuelle Gruppalisierung 91
IV. Homosexuelle ›Objektwahl‹und homosexuelles ›Verhalten‹ 96
Die ›Objektwahl‹ 99
›Drittes Geschlecht‹ und Feminin-Maskulin 107
Masochismus und Homosexualität 115
Die Cruisingmaschine 120
V. Der homosexuelle Kampf 124
Die Revolution des Begehrens 125
Wieso die Homosexualität? 131
Die Falle des Perversen 138
Gegen das pyramidale Prinzip 142
Schluss 146
Guy Hocquenghems radikale Theorie des Begehrens –Nachwort zur Neuherausgabe 150
Die Leben des Guy Hocquenghem 153
Rezeption und Vergessen 157
Kritik der Linken, Kritik der Psychoanalyse 160
Queer Theory avant la lettre 165
Anziehungskraft und Aktualität 167
Die Suche nach dem revolutionären Subjekt 169
Negative Irritationen 177
Was zu bewahren ist –eine radikal-queere Gesellschaftskritik 181
Editorische Epilegomena 183
Literaturverzeichnis 188
Personenregister 196