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Land der Utopie?

Alltag in Rojava

Wimmer, Christopher

Nautilus Flugschrift

2023

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Für linke Bewegungen in der ganzen Welt verkörpert Rojava die reale Möglichkeit einer besseren Gesellschaft: Im Juli 2012 begann dort die Revolution. In den drei kurdisch geprägten Kantonen Afrîn, Kobanê und Cizîrê wurde eine autonome Selbstverwaltung aufgebaut, die auf den Werten Basisdemokratie, Geschlechtergerechtigkeit und Ökologie beruht. Mittlerweile kontrolliert die »Autonome Verwaltung Nord- und Ostsyriens« etwa ein Drittel des syrischen Staatsgebiets. Unter ihrem Dach vereint sie unterschiedliche Ethnien, Religionen und Sprachen. Seit ihrer Gründung musste sich die Region gegen zahlreiche Bedrohungen verteidigen. Neben den militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Assad-Regime sind es vor allem die existenzbedrohenden Kriege mit der Türkei und dem IS. Durch den syrischen Bürgerkrieg ist die Region zudem vom einem Embargo betroffen, was die Grundversorgung stark beeinträchtigt. Trotz all dieser Widrigkeiten hat sich die Gesellschaft weiterentwickelt und relativ stabile Strukturen aufgebaut. Ein Jahrzehnt nach Beginn der Revolution untersucht Christopher Wimmer aus kritisch-solidarischer Perspektive, wie es um Anspruch und Wirklichkeit der »revolutionären Gesellschaft« bestellt ist. Auf Grundlage von über fünfzig Interviews mit Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft – aus Verwaltung, Bildungssystem, Militär, Medizin u.a. – lässt er in einer Mischung aus Reportage und Analyse ein vielstimmiges Bild des Alltagslebens, der Hoffnungen und Probleme der Menschen vor Ort entstehen.Christopher Wimmer, geboren 1989, ist Soziologe, freischaffender Journalist und Autor. 2022 berichtete er für neues deutschland, Frankfurter Rundschau, taz, WOZ u.a. für mehrere Monate aus Nord- und Ostsyrien.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis 9
Zwischen Aufbruch und Bedrohung. Warum eine ganze Gesellschaft in einem Fußballstadion zusammenkommt 13
Die Geschichte beginnt. Wieso kurdische Aktivist*innen plötzlich den Staat herausfordern 25
Koloniale Ränkespiele und die »kurdische Frage« 29
Die kurdische Sprachlosigkeit in Syrien 32
Eine neue Partei betritt die syrische Bühne 37
Die Partei erneuert sich 39
Der »Mythos Revolution«.Wie die Bewohner*innen einer Stadt beginnen, Geschichte zu schreiben 43
Der Frühling von 2011 47
Eine ungelöste Frage 50
Eine Partei neuen Typs? 54
Revolution von Assads Gnaden? 59
Die Wiederaneignung der Politik.Wie man einen Staat aufbaut, ohne einen Staat aufzubauen 67
Das Herzstück der Selbstorganisierung 70
Die Mühen der Ebene 74
Von den Stadtverwaltungen zu den Kantonen 80
Die Autonome Selbstverwaltung und eine anti-staatliche Verfassung 82
Ein unabhängiges Korrektivorgan? 85
Sie wissen, was sie wollen 86
Komplexität und Widersprüche 91
Grundversorgung und Knappheit. Warum Bauern Papierarbeit erledigen und was Aktivistinnen mit Gemüsegärten erreichen wollen 97
Nord- und Ostsyrien als Zulieferer 99
Verhinderte Hungersnöte und leerstehende Häuser 105
Kommunal oder zentral gesteuert? 109
Die Dominanz des Öls 115
Anspruch und Wirklichkeit der Kooperativen 118
Die Krux des Eigentums 124
Kriegsfolgen und Armut 128
Die »Demokratische Nation«. Wieso sich ein arabischer Scheich für Frauenrechte einsetzt 133
Beten und Kämpfen unter dem Kreuz 138
Skepsis und Engagement: Manbij und …seine muslimischen Minderheiten 145
Die neue, alte Mehrheit: Die Araber*innen 150
Mangel an Medikamenten und Anerkennung. Wie ein Anästhesist versucht, das lokale Gesundheitssystem zu erneuern 155
Aufbauarbeit in zerstörten Strukturen 158
Vielfältige Herausforderungen 161
Eine bedeutende Werkbank in Qamislo 164
Fehlender Rahmen, fehlende Anerkennung 168
Die Gesellschaft als Richterin. Warum Nachbar*innen mehr von Gerechtigkeit verstehen als Gerichte 173
Der Aufbau eines zivilen Justizsystems 176
»Gerechtigkeit kann es ohne Frauen nicht geben« 181
Same same but different: Das Gerichtssystem 183
Gefängnisse und Strafverfolgung 186
Eine Erfolgsstory? 189
Eine neue Generation. Was Bildung alles bedeuten kann – und wo Nord- und Ostsyrien selbst noch lernen kann 191
Büchermangel, Schulpflicht und Mitbestimmung 194
Bildung für alle? 198
Mehr als nur Ausbildung 200
Die weibliche Gegen-Uni 204
Gestempeltes Papier 207
Eine traumatisierte Gesellschaft. Wie der Krieg eine ganze Generation bestimmt 211
Der lange Weg von Kobanê nach Baghouz 215
Tickende Zeitbomben 222
Ein widersprüchlicher Gegner 226
David gegen Goliath 229
Betrachtungen in Echtzeit 236
Äußeres und inneres Elend 239
Lenin und Samuel Beckett in Rojava. Was ich einem Souvenirhändler versprechen musste 245
Spas, Shukran und Taudi 255
Abkürzungsverzeichnis 257
Anmerkungen 259