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Geist, Geschichte, Wirklichkeit

Grundfragen der Philologie in der deutschen Romanistik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Poppenberg, Gerhard

Beiträge zur historischen Ontologie / Contributions to Historical Ontology / Apports à l’ontologie historique, Bd. 2

2022

Abstract

Die Darstellung ist konzeptueller Art; sie wird auf mehreren Ebenen entfaltet. Ausgehend von der historischen Situation, dem Leben der vorgestellten Romanisten – Vossler, Auerbach, Curtius, Spitzer –, geht es um die Romanistik als philologische Disziplin: um Sprach- und Literaturwissenschaft im Kontext des Historismus. Das ergibt Reflexionen zur Philologie allgemein im Rahmen der Geisteswissenschaften und, als letzte Schicht, zur Geschichtlichkeit der Geisteswissenschaften. Die Arbeiten der vier Philologen sind im Horizont der europäischen Geschichte von der griechisch-jüdisch-römischen Antike über das christliche Mittelalter bis zur neuzeitlichen Moderne angesiedelt, getragen von einem starken Begriff der Geschichtlichkeit Europas. Die Philologie als Methode bildet ein kritisches Bewusstsein der Probleme historischer Erkenntnis aus und schärft die historische Urteilskraft.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag Umschlag
Titel 3
Impressum 4
Inhalt 7
I Einleitung – Philologie und Hermeneutik 23
Geschichtsraum Europa – „europäische Philologen“ 23
Romanistik, Komparatistik, Exil 28
Klassische Philologie im 19. Jahrhundert 30
„philosophischer Gehalt“ des Streits 34
Usener – historischer Begriff der Wissenschaft 37
Boeckh – „Idee der Philologie“ 40
Schleiermacher – Stil als individuelles Sprechen 43
Schuchardt – individueller Grund geistiger Prozesse 45
Dilthey – persönliches Erlebnis und geistige Konfiguration 50
Bergson – Denken als Interaktion mit der Umwelt relational und okkasionell 55
Simmel – Identität als Zusammen von Verschiedenem 58
Cassirer – Substanzlogik und Funktionslogik 64
Troeltsch – „das logische Problem der Geschichtsphilosophie“ 70
Kontinuität in der Diskontinuität 74
II Karl Vossler – Sprache und Denken 77
1 Leben – ‚eine Universität ist keine Menagerie‘ 77
„vielleicht der erste Romanist Deutschlands“ und „eigentlicher Neuerer derSprachwissenschaft“ 77
Kritik des Nationalismus und Rassismus 81
„Kristallisationskern der verfolgten Romanisten“ 84
2 Sprache und Stil – ‚Urbild des modernen Menschen‘ 89
Sprachstil und Denkstil in Cellinis ‚Vita‘ 89
Croce und Vossler über Sprache, Fühlen und Denken 95
Croces ‚Ästhetik‘ – intuitive und logische Erkenntnis 100
Aretinos „Bekenntnisse“ 106
Leopardi gegenmodern 109
3 Grammatik und Gedanke – ‚Geschichte der geistigen Ausdrucksformen‘ 117
Stil und Geschmack als Momente des Allgemeinen 117
Sprachrichtigkeit und Wahrheit 122
Kunst als Gestalt gewordene Geschichte 129
Inkarnation des Geistes in der Sprache 136
„Gesinnungsgemeinschaft“ und Bildung von Allgemeinheitsfiguren 145
4 Sprachwandel und Kulturwandel – ‚auf neue Bahnen hingeschleudert‘ 150
Sprachwissenschaft, „Sprachgeschmack“, Geistesgeschichte 150
„Künstlerkampf“ zwischen Dichtung und Form 153
Hochlatein, Vulgärlatein, romanische Sprachen 157
‚Frankreichs Kultur und Sprache‘ exemplarisch 162
5 Moderne und Gegenmoderne – ‚der spanische Zustand der modernen Menschheit‘ 169
Vosslers Wende nach Spanien 169
Händler und Eroberer, Bürger und Abenteurer 175
Lope de Vega und der „Persönlichkeitsbegriff“ der Spanier 180
Poesie der Einsamkeit und Quietismus 187
III Erich Auerbach – Figur und Geschichte 191
1 Leben – ‚die Gunst des Schicksals‘ 191
Bürgerliche Herkunft, Exil, Ruf nach Ostberlin 191
Assimiliertes jüdisches Elternhaus und bürgerlicher Bildungsgang 194
2 Methode – ‚man muss lernen, sorgsam zu lesen‘ 198
Keine theoretische Grundlegung 198
3 Vico – ‚die ewige ideale Geschichte‘ 203
Auerbach und Vico – „Geschichtlichkeit des Geistes“ 203
Elemente der Mathematik und der Geschichtswissenschaft 206
Zivilisation und Geschichte als Natur des Menschen 209
Universale fantastico und poetische Theologie 213
Poetische Bildungen, Gesetz, Vergesellschaftung 216
Anthropologischer Zirkel und Providenz 218
4 Weltliteratur – ‚Geschichte der zum Selbstausdruck gelangten Menschheit‘ 222
Vico und „Idee der Philologie“ 222
Historisch-anthropologischer Zirkel 226
Differenz von antikem und christlichem Europa 229
Eulalia-Hymnus des Prudentius und ‚sermo humilis‘ 232
Schrift- und Geschichtsdeutung figural 235
5 Mimesis – ‚der Leib der Zeit‘ 240
Auerbachs Europazentrismus 240
Hermeneutik und Tradition der Bibelexegese 244
Geschichtsphilosophischer Gehalt 250
Moralisch-ethische ‚coincidentia oppositorum‘ 254
„triumphierendes irdisches Leben“ 256
Möglichkeiten und Grenzen von Auerbachs Fragestellung 260
6 Geschichtsontologie – ‚der Sprung ins Erhabene‘ 263
Herr-Knecht-Figur als ‚universale fantastico‘ 263
Erhabenes säkular religiös 266
Gottesfurcht, Frömmigkeit, Weisheit 269
IV Ernst Robert Curtius –Topos und Allotria 273
1 Leben – ‚alles andere als ein Klassizist‘ 273
Traditionswahrung und Restaurationsideologie 273
‚Ulysses‘ exemplarisch modern 275
Rückbesinnung auf die Tradition als Möglichkeit zur Erneuerung 278
2 Methode – Verflechtung von Erbe und Neuwerden 282
Topoi als „Urverhältnisse des Daseins“ 282
Imitation und Innovation 285
Topos und Pathosformel 288
Liebe als Kristallisation (Stendhal) 292
„Urverhältnisse des Daseins“ (Curtius) und „Urgedanken“ (Schelling) 294
3 Historische Topologie – ‚reale Teilhabe an einem geistigen Sein‘ 298
„Verständnis der abendländischen Tradition“ 298
„reale Teilhabe“ am „geistigen Sein“ der Überlieferung 303
Geschichte, Naturzusammenhang, Göttin Natura 305
Diskussion über Manierismus 309
Tiefenstrukturen der Moderne 313
„leitmotivische Polyphonie“ 315
4 Philologie und Erkenntnis – ‚die herbe Chronik der Geschichte‘ 318
Atomgitter und Sprachgitter 318
Schatzhaus der Tradition in beständigem Umbau 322
Schiffbruch des Odysseus in Dantes ‚Inferno‘ 325
Baudelaire: unendlicher Wunsch nach Neuem, Schiffbruch als Erfüllung 328
Witzel und Leopardi: metaphysischer Schiffbruch 334
Dämonisches und Psychotisches 337
V Leo Spitzer – Denken und Wirklichkeit 343
1 Leben – ‚sein‘ Mein Kampf ‚sozusagen‘ 343
„Rabelaissche Haltung und unüberwindlicher Sarkasmus“ 343
Sprache und Literatur 348
Methode und persönlichen Einschlag 355
Satorische Haltung 355
„verehrungsvolle Gegnerschaft“ und ‚symphilologein‘ 358
2 Sprache und Stil – ‚Halbwirklichkeit, ins Unwirkliche ragend‘ 361
Parallelaktion von Sprach- und Literaturwissenschaft 361
Dynamik von Form und Bedeutung 365
„Wortphantastik“ und Wirklichkeit 368
Vossler, Spitzer, Racine 373
Stil, Persona, individuelles Allgemeines 377
Argot und „Encanaillierungssucht der höheren Kreise“ 380
3 Methode – ‚talent, experience and faith‘ 385
Habitus im Umgang mit Sprache und Dichtung 385
„schöne Geister“ und „Gelehrte“ 389
Natur, Werk, Übernatur 393
Wortwandel, Seelenwandel, Kulturwandel 395
4 Rabelais – ‚abstracteur de quint essence‘ 400
Wortspiel, Neologismus, „Begegnung mit dem Unbekannten“ 400
Rabelais und französische Geistesgeschichte 404
Geistige Welt als Bildung des menschlichen Geistes 411
Rabelais‘ „Ort in der Ideengeschichte“ 415
Universalienstreit 418
Verfassung der Allgemeinbegriffe 418
5 Geistesgeschichte und historische Semantik – ‚homo ideans‘ 426
„Entwicklungslinien verschiedener Ideen“ und „historische Semantik“ 426
Literaturgeschichte und Ideengeschichte 430
Romantik und deutscher Faschismus 434
Ideen in ‚historia‘ 439
6 Weltharmonie – ‚Seelenheimatlaut‘ 441
Theologie und Philologie, Providenz und Geschichte, Weltordnung Gottes und Ordnung der Geschichte 441
Lovejoys Ideengeschichte der Kette der Wesen 443
Menschliche Bildung und spekulative Deutung 445
Willensfreiheit, Geschichte 445
Verzeitlichung des Harmoniegedankens und Geschichtsdenken 451
VI Ausblick – Dissemination und Deutung 459
Humanismus, Sprache, Literatur 459
Wahrheit und sprachliche Richtigkeit 463
Kritik der Unterscheidung von ‚langue‘ und ‚parole‘ 467
Poetik, Linguistik, Semiotik 469
Sachgehalt, Verstehen, Andersverstehen 474
Strukturalismus, Dekonstruktion, Aufklärung 476
„Schulbegriff“ und „Weltbegriff“ des Denkens 483
Dissemination und traditionelles Wort- und Bedeutungsfeld 486
Stile und Stil; Geschichten und Geschichte 488
Ontologie von wahrer und scheinbarer Welt 492
VII Explicit 495
VIII Bibliographie 497
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