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Trauma und Intermedialität in zeitgenössischen Erzähltexten

Müller, Alexandra

Beiträge zur Literaturtheorie und Wissenspoetik, Bd. 9

2017

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Trauma figuriert als Motiv prominent in der Gegenwartsliteratur und ist als Deutungsmuster für das Verständnis zeitgenössischer Erzähltexte essentiell geworden. Diese Studie geht dabei von der These aus, dass sich insbesondere Intermedialität als probate Strategie erweist, um die Vielschichtigkeit von Traumareaktionen darzustellen. Als Grundlage der Untersuchung dienen deutsch-, englisch- und französischsprachige Erzähltexte, die Bild-Text-Relationen wie Ekphrasen, Fototexte oder die Ikonizität der Schrift einsetzen, um Repräsentationsmöglichkeiten von traumatischen Erfahrungen auszuloten. Anhand von detaillierten Einzelanalysen wird aufgezeigt, wie intermediale Übersetzungsprozesse die kommunikativen Schwierigkeiten der Vermittlung von traumatischer Erfahrung nachbilden, Symptome wie Erinnerungsstörungen textuell simulieren oder Sprachlosigkeit und Schweigen durch den Bezug auf das Medium der bildenden Kunst visuell wahrnehmbar machen. Die Arbeit wurde mit dem Dr.-Herbert-Stolzenberg-Award for the Study of Culture 2017 der Justus Liebig-Universität Gießen ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover Cover
Titel 3
Impressum 4
Danksagung 279
Inhaltsverzeichnis 5
1 Themenfeld und theoretische Prämissen 9
2 Traumadiskurs 23
2.1 Trauma im Zeugenstand: Eine kurze medizinisch-rechtliche Genealogie des Konzepts 23
2.2 Eine Phänomenologie traumatischer Symptome 27
2.2.1 Erinnerungsstörungen als Folge traumatischer Ereignisse 30
2.2.2 „Car je est un autre“: Veränderte Welt- und Selbstwahrnehmung 32
2.3 „Never simply one’s own“: Grundlagen der ‚Cultural Trauma Studies‘ 34
2.4 Trauma in der Literatur: Möglichkeiten einer (literarischen) Darstellung 43
2.4.1 Traumatexte und Texte über Traumata 45
2.4.2 Literarische Zeugenschaft 52
2.5 Aktuelle Trends in der Traumaforschung 57
2.5.1 Kulturelle und kollektive Traumata 58
2.5.2 Trauma in der Literaturwissenschaft 61
2.5.2.1 Trauma als neuer Schlüsselbegriff des Postkolonialismus? 63
2.5.2.2 Trauma als biopolitische Maßnahme? 65
3 Intermedialität 69
3.1 Mediendiskurs: Annäherung an den Begriff des Mediums und an das Konzept der Intermedialität in den Medienwissenschaften 70
3.2 Literaturwissenschaftliche Intermedialität 76
3.2.1 Explizite und implizite intermediale Bezugnahmen 77
3.2.2 Ekphrasis 81
3.3 Medienkombination 86
3.3.1 Fototexte 87
3.3.2 Multimodalität 93
3.4 Trauma und Intermedialität 96
3.4.1 Trauma und Fotografie 99
3.4.2 Fototexte und Trauma 102
4 Nachträglichkeit: Erinnerung an ein Kindheitstrauma in John Banvilles ‚The Sea‘ 107
4.1 Intermediale Bezüge in ‚The Sea‘ 111
4.1.1 Narration vs. Deskription: Beschreiben und Erzählen im Zusammenhang mit traumatischer Erinnerung 113
4.1.2 „I think I am becoming my own ghost“: Kunstzitate als Ausdruck der Desintegration des Individuums 115
4.2 Pikturalistische Strategien der literarischen Bilderzeugung 118
4.2.1 „ Memory dislikes motion“: Max Morden als Erinnerungsmaler 119
4.2.2 Bürgerliche Idylle: Das Interieur als sakraler Erinnerungsort 123
4.2.3 Überbelichtung: Nachträglichkeit und Wiederholungsdrang 126
4.3 Ekphrasis als Totenbeschwörung 128
4.3.1 Ekphrasis I: „As if looking would hold her here“ 130
4.3.2 Ekphrasis II: Fotografie als Reflexion des Todes 133
4.4 „Someone has just walked over my grave“: Max Morden als literarischer Wiedergänger 137
5 Medienkombination und traumatische Erinnerung in ‚Extremely Loud & Incredibly Close‘ 141
5.1 Das Ereignis 9/11 und seine visuelle Repräsentation 145
5.2 Intermedialität in ‚Extremely Loud & Incredibly Close‘: Die Sprache der Bilder und die Ikonizität der Schrift 149
5.2.1 Die semantische Ebene der Fotografien 151
5.2.2 „If I could tell you“: Typografische Sprachlosigkeit im Angesicht des Traumas 155
5.2.3 „My life story was spaces“: Die Sichtbarmachung des Schweigens 160
5.3 Der ‚Falling Man‘: „The pixels are so big that it stops looking like a person“ 163
5.4 Oskars Daumenkino: „If I’d had more pictures, he would’ve flown through a window“ 165
5.5 The Ethics of Love: Das Trauma im Roman und im Film 170
6 Undarstellbarkeit: Die Visualität des Schweigens und des Unsichtbaren 175
6.1 Visuelle Leerstellen als strategisch eingesetzte Erzählelemente: Schwarz… 178
6.2 …auf weiß oder Wie der leere Grund zum Vordergrund wurde 184
6.2.1 Intermedialer Erinnerungsdiskurs in ‚Das Eigentliche‘: Formen der Gedenkpraxis in der Bundesrepublik 186
6.2.2 Tabula Rasa: Das unbeschriebene Blatt als polyvalente Leerstelle 191
6.3 Fotografien als produktive Lücke im textuellen Umfeld 195
6.3.1 Der Ikonotext als Inszenierung einer präsenten Absenz: Camille Laurens’ ‚Cet Absent-Là‘ 198
6.3.2 Fotografische Leerstellen und Phantombilder in ‚Cet Absent-Là‘ 200
7 Janice Williamsons ‚Crybaby!‘: Das Familienalbum als Ort des Traumas 207
7.1 Sie haben das Recht zu schweigen: Das vielschichtige Schweigediktat in ‚Crybaby!‘ 211
7.1.1 Persönliches Schweigen: Wer ‚ich‘ sagt… 211
7.1.2 Gesellschaftliches Schweigen: Die ‚Memory Wars‘ der 1990er Jahre 214
7.1.3 Literarische Nachkriegszeit: „When are there too many war stories?“ 220
7.1.4 „Your life has taken place between the lines“: Kommunikative visuelle und auditive Leerstellen in ‚Crybaby!‘ 222
7.2 It’s all in the photograph: Text als Bild – Bild als Text 225
7.2.1 Kindheitsfotos als soziale Rollenerfüllung: Verdeckter Missbrauch in den 1950er Jahren 226
7.2.2 Swing Memory: Der ontologische Status des Traumas zwischen Fantasie und Realität 228
7.3 „The Space Pain Makes“: Tatort Körper 230
8 Ausblick: Intermedialität als diskursive Strategie engagierter Literatur? 239
9 Literaturverzeichnis 249
9.1 Primärliteratur 249
9.2 Sekundärliteratur 250
9.3 Filmverzeichnis 278
9.4 Verzeichnis der Siglen 278
Backcover 280