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Schriften, die gehört gehören

Historische Prätexte, theoretische Konzepte und analytische Modelle zu Akustischer Literatur der Gegenwart

Fauner, Eva

Beiträge zur Literaturtheorie und Wissenspoetik, Bd. 19

2021

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die Studie widmet sich der Kunstgattung ‚Akustische Literatur‘, die bisher nur in Ansätzen analysiert und literaturtheoretisch gewürdigt worden ist. Sie versammelt phono-graphische Texte, die sich gleichermaßen an Ohr wie Auge richten und zwischen Stimme und Schrift angesiedelt sind: Lesetexte loten im Medium der Schrift stimmlich-akustische Phänomene aus, Stimmtexte verlauten in Anlage und Ausführung ihre schriftliche Genese. Ziel dieser Arbeit ist es, die historischen, poetologischen, medialen und performativen Bedingungen von Akustischer Literatur zu systematisieren. So werden Entwicklungslinien von Akustischer Literatur nachgezeichnet und gegenwärtige Phänomene literarischer Praktiken und Formate verhandelt, die auf medialen Interferenzen von Stimme und Schrift basieren. Die theoretischen Erwägungen münden in konkrete Textanalysen von Akustischer Literatur der Gegenwart – es sind dies ‚Ereignisse‘ von Thomas Bernhard, ‚Vox Feminarum‘ von Elfriede Jelinek und ‚Sprecht!‘ von Markus Köhle.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag C
Titel 3
Impressum 4
Danksagung 5
Inhaltsverzeichnis 7
1 Einleitung 11
1.1 Streifzug durch die gegenwärtige literarische Klanglandschaft 11
1.2 Ausgangspunkte, Ziele, Fragestellungen 15
1.3 Struktur der Studie 18
2 Zur historischen Genese von Akustischer Literatur: literarische und poetologische Prätexte 21
2.1 ‚Stimme der Schrift‘: Re-Oralisierung von Wahrnehmung und Literatur um 1800 22
2.1.1 Johann Gottfried Herder: „Tönende Sprache“ 23
2.1.2 Für das Sprechen schreiben: Deklamationspraxis um 1800 27
2.1.3 Friedrich Gottlieb Klopstock: „Doppelte Tonbildung“ 30
2.1.4 Zum medialen Bewusstsein der Romantik: Ludwig Tieck, Friedrich Schlegel, Clemens Brentano 35
2.1.5 Novalis: „TonSchriftkunst“ 40
2.1.6 Fazit 45
2.2 ,Schrift der Stimme‘: Phonograph und Klangaufzeichnung um 1900 46
2.2.1 Hugo von Hofmannsthal: „Phonogramme“ 48
2.2.2 Rainer Maria Rilke: „Ur-Geräusch“ 52
2.2.3 Thomas Mann: „Wohllaut“ 55
2.2.4 Fazit 58
3 Theoretische Ankerpunkte im ‚medialen Ereignis‘ Akustische Literatur: Medialität und Performativität von Stimme und Schrift 61
3.1 Medialität: Stimme und Schrift 62
3.1.1 De-Dichotomisierung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Stimme und Schrift im Kontinuum von medialer und konzeptueller Verfasstheit 62
3.1.2 Der starke Medienbegriff Akustischer Literatur 65
3.1.3 Von Jacques Derridas „Schrift der Stimme“ zu Petra Maria Meyers „Graphophonie“ 72
3.2 Performativität: Akustische Literatur im Licht der Performance 76
3.2.1 John L. Austin: „How to do things with words“ 77
3.2.2 Zur performativen Ästhetik von Akustischer Literatur am Beispiel der ‚Wiener Gruppe‘ 79
3.3 Intermedialität: Schreiben hören und Sprechen lesen 83
3.3.1 Mediale Interferenz und Differenz: Marshall McLuhans „Hybridisierung“ und Niklas Luhmanns „Differenzfunktion“ 85
3.3.2 Roland Barthes: „écriture à haute voix“ – das ‚laute‘ Schreiben 89
3.4 Vom ‚lauten Schreiben‘ zum ‚medialen Ereignis‘: ‚Sound Systems Caterpillar‘ der „Shelter Performance Group“. Ein literarisches Fazit 93
4 Der Gattungsbegriff und Gattungsmerkmale von Akustischer Literatur 99
4.1 Zum Gattungskonzept und zur Gattungskonstituierung von Akustischer Literatur 99
4.1.1 Gattungsfragen, Denkrichtungen, Forschungsansätze 99
4.1.2 Akustische Literatur als Gattung: Begründung durch Klaus Schöning und Reinhard Döhl 105
4.1.3 Variationen in der Begriffsverwendung von Akustischer Literatur 109
4.2 Gattungsdefinition und poetische Strategien von Akustischer Literatur 115
5 Akustische Literatur der Gegenwart in Text und Ton: Modellanalysen 119
5.1 ‚Er schreibt wie er spricht‘/‚Er spricht wie er schreibt‘. Die Stimme der Schrift in ‚Ereignisse‘ von Thomas Bernhard 120
5.1.1 Texttypologische Merkmale und das Making-Of der bimedialen Edition 120
5.1.2 O-Ton Bernhard 124
5.1.3 ‚Unerhörte Begebenheiten‘. Das Erzählmodell der Novelle als ästhetisches Movens der ‚Ereignisse‘ 127
5.1.4 Repetition und Variation: Der Bernhardsche Sprachrhythmus 133
5.2 „und ich spreche über nichts sonst als diese Schrift“. Zur Überlagerung von Stimme und Schrift in ‚VOX FEMINARUM‘ von Elfriede Jelinek, Ernst M. Binder und Josef Klammer 141
5.2.1 Texttypologische Merkmale und das Making-Of der bimedialen Edition 141
5.2.2 Paramediale Rahmenanalyse 145
5.2.3 Stockende Stimme, scheiternde Schrift 147
5.2.4 Von der Manipulation der Erzählstimme zur Demontage der AutorInnenlesung 151
5.3 ‚Schreiben, um gehört zu werden‘. Die Schrift der Stimme in Slam-Poetry am Beispiel von Markus Köhles ‚Sprecht!‘ 156
5.3.1 Texttypologische Merkmale und das Making-Of der bimedialen Edition 156
5.3.2 Schriftstimmliche Hybridität 161
5.3.3 Fingierte Mündlichkeit: Sprachliche Rhythmen und Klänge in Köhles ‚Sprecht!‘ 163
5.3.4 Inszenierte Schriftlichkeit: Zur akustischen Textperformanz von Köhles ‚Sprecht!‘ 166
6 Conclusio 175
7 Biblio- und Diskographie 181