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Literatur im Fieber

Zur Poetik der Temperaturen bei Conrad, Woolf, Joyce und Th. Mann

Achtnich, Leonie

Beiträge zur Literaturtheorie und Wissenspoetik, Bd. 20

2021

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Eine Schlüsselmetapher der Literatur des frühen 20. Jahrhunderts ist das Fieber, dem als Überschreitung der Normaltemperatur kulturelle Symbolkraft zukommt. Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung stehen Fieberdarstellungen aus dieser Umbruchszeit: ansteckendes Tropenfieber in Joseph Conrads Novelle ‚The Shadow-Line. A Confession‘ (1917), transformatives Fieber in Virginia Woolfs The Voyage Out (1915), wiederkehrendes Fieber in James Joyce’ ‚A Portrait of the Artist as a Young Man‘ (1916) und chronisches Fieber in Thomas Manns ‚Der Zauberberg‘ (1924). Diese Fiebernarrative bringen gleichermaßen Schreibverfahren der krisenhaften Auflösung wie solche der produktiven Neuschöpfung hervor. Das Fieber wird so als poetologische Metapher etabliert, die aus der Medizin in die Literatur eingeht und textuelle Strategien zur Darstellung und Überwindung von Krisen ausstellt. Durch die Einbettung des Fiebers in das Metaphernfeld der Temperaturen leistet die Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Kulturpoetik der Moderne.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag Umschlag
Titel 3
Impressum 4
Danksagung 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 9
1 Fiebernde Körper und fiebernde Texte 21
1.1 Der subversiv fiebernde Körper 21
1.2 Fieber als poetologische Metapher 33
1.3 Zur poetologischen Bedeutung des Fiebers um 1900 39
2 Ansteckende Fieber in Joseph Conrads ‚The Shadow-Line‘ 45
2.1 Die Erzählsituation in ‚The Shadow-Line‘ 47
2.2 Der Fieberdiskurs im Tropenkontext 50
2.3 Das Zusammenspiel von Temperatur und Handlung 55
2.4 Ansteckende Erzählverfahren 60
2.5 Verfall oder Disziplin: Mr Burns und Ransome 63
2.6 Das Fieber als Bedrohung des Erzählens 67
2.7 Fieber- und Erzählkrise 70
3 Transformatives Fieber in Virginia Woolfs ‚The Voyage Out‘ 77
3.1 ‚On Being Ill‘ und die Poetik des literarischen Krankseins 81
3.2 Unterschwellige, äußere und innere Hitze 85
3.3 ‚The Voyage Out‘ und ‚Daisy Miller‘ 92
3.4 Poetik des Lesens unter dem Einfluss der Hitze 95
3.5 Grenzgänge und Wendepunkte 97
3.5.1 Infektion: die Reise zum Ursprung 97
3.5.2 Intertextuelle Ansteckung: Miltons ‚Comus‘ 101
3.5.3 Infektion der Erzählverfahren 104
3.6 Nach dem Fieber: Rückkehr zur Normaltemperatur 109
4 Wiederkehrendes Fieber in James Joyces ‚A Portrait of the Artist as a Young Man‘ 115
4.1 „A queer feeling“: körperorientiertes Erzählen 120
4.2 Fieber und Sprache in der Krankheitsepisode 123
4.3 Hitze, Begehren und Lust 126
4.3.1 „Hot tears“: Schmerz und Sprache 126
4.3.2 „An incommunicable emotion“: verstecktes Begehren 128
4.3.3 „Unrest“: auf- und abflammendes Begehren 130
4.4 Verbotenes Fieber: Hitzebilder in der Predigt 132
4.5 Ausbruch aus der Askese: verdrängte Hitze 135
4.6 Ein Fieber der Sprache 139
5 Chronisches Fieber in Thomas Manns ‚Der Zauberberg‘ 143
5.1 Das Zauberbergfieber im kulturellen Kontext 148
5.2 Hitze und Verdrängung: Manifestationen des Seelenlebens 151
5.3 Infektion und Abweichung: der Textanfang 155
5.4 Ausbruchsfantasien: Fieber als Gesellschaftsflucht 159
5.5 Fieberextreme: Mynheer Peeperkorn 164
5.6 Sprachliche Verfahren der Fiebersenkung 167
5.6.1 Fieberdiagnostik und Begriffsschwierigkeiten 168
5.6.2 Das Thermometer als fiebernder Körper 170
5.7 Das „Fieber der Materie“ als poetologische Reflexion 174
5.8 Die chronische Fieberkrise 177
Schlussbetrachtung 183
Literaturverzeichnis 189
Rückumschlag Rückumschlag