
BUCH
Erzählte Skepsis
Über Wahrheit und Lüge des Felix Krull. Ein Essay
Beiträge zur neueren Literaturgeschichte [Dritte Folge], Bd. 425
2022
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Bibliografische Daten
Abstract
Die Frage nach der Wahrheit der Literatur ist so alt wie das Nachdenken über sie. Man hat der Dichtung ebenso eine wesensmäßige Verfälschung der Wahrheit vorgeworfen wie eine Wahrheit, die höher sei als alle Empirie, bescheinigt. Schon der Titel von Thomas Manns Roman ‚Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull‘ spielt unausdrücklich auf diese Frage an. Denn welche Wahrheit kann ein Leser von solchen Bekenntnissen erwarten? Stammen sie aus der Feder eines Verfassers, der weiterhin seinem Laster verfallen ist und darum auch in seinen Memoiren unvermeidlich auf Kriegsfuß mit der Wahrheit steht? Oder wirft der von seiner ursprünglichen Neigung Befreite nun einen kritischen Blick auf seine dereinst durchaus erfolgreichen Lügen? Die bereits im Titel verborgene Abgründigkeit erkundet Thomas Manns Roman vermittels einer virtuosen Handhabung der Möglichkeiten literarischen Zugriffs auf die Wirklichkeit. Auf diese Weise gerät die Autobiographie des Hochstaplers Krull zu einem heiteren Exerzitium in der letztendlichen Unergründlichkeit der Wahrheit. Sie ist – erzählte (pyrrhonische) Skepsis.
Inhaltsverzeichnis
Zwischenüberschrift | Seite | Aktion | Preis |
---|---|---|---|
Umschlag | Umschlag | ||
Titel | 3 | ||
Impressum | 4 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
0 Vorwort | 11 | ||
1 Einleitung: Jenseits von Wahrheit und Lüge. Anmerkungen zur babylonischen Gefangenschaft der Literarästhetik in der Ontologie | 13 | ||
2 Nach alter Schelmenweise | 45 | ||
3 Mimesis – Nachahmung, Kunst, Täuschung | 55 | ||
3.1 Kurkonzert in Bad Langenschwalbach | 55 | ||
3.2 Operette in Wiesbaden | 73 | ||
3.2.1 Vorspiel vor dem Theater | 73 | ||
3.2.2 Müller-Rosé | 77 | ||
3.2.3 Variationen des ‚desengaño‘ | 87 | ||
3.2.4 Illusionen der Sprache | 109 | ||
3.3 Proben eines Simulanten | 128 | ||
3.3.1 Von den Machenschaften eines Taugenichts | 130 | ||
3.3.2 Phänomenologie der Simulation | 146 | ||
3.3.2.1 Kindliche Präludien | 146 | ||
3.3.2.2 Theoretisches | 154 | ||
3.3.2.3 Von Mitleid und Furcht, Folgerichtigkeit und Notwendigkeit | 163 | ||
3.3.2.3.1 Wahrscheinlichkeiten | 163 | ||
3.3.2.3.2 Mutmaßungen | 185 | ||
3.4 Bei der Musterung | 209 | ||
3.4.1 Verdrängen und Vergessen | 210 | ||
3.4.1.1 Ödipale Indizienkette | 211 | ||
3.4.1.2 Selbsttherapie | 223 | ||
3.4.1.3 Exkurs: Frankfurter Promenaden und Geschäfte | 242 | ||
3.4.1.3.1 Soziale Rollen und kriminelle Absichten eines Schelmen | 242 | ||
3.4.1.3.2 Ökonomische Theorie und schlechtes Gewissen | 257 | ||
3.4.1.3.3 Techniken der Dichtung und der Seele | 276 | ||
3.4.1.4 Stilleben und Jenseitsängste | 289 | ||
3.4.1.4.1 Kerze, Buch und Spiegel | 289 | ||
3.4.1.4.2 Polizei und Jüngstes Gericht | 302 | ||
3.4.2 Das Aushebungsgeschäft | 313 | ||
3.4.2.1 Theaterverfremdungen | 313 | ||
3.4.2.2 „Ich bin vollkommen diensttauglich, Herr Generalarzt!“ | 324 | ||
3.4.2.3 Fragwürdigstes | 342 | ||
3.4.3 Narzißmus und Figürlichkeit | 351 | ||
3.4.3.1 Unverhoffte Läsionen | 352 | ||
3.4.3.2 Kapriolen der Metapher | 371 | ||
4 Schlußwort: Die Dialektik der Bekenntnisse eines Hochstaplers als Mimesis humanen Weltverhältnisses | 391 | ||
Rückumschlag | 402 |