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Gescheiterter Kolumbus

Kolonialismus und Seefahrt in der deutschsprachigen Literatur vom 19. bis zum 21. Jahrhundert

Rădulescu, Raluca

Beiträge zur neueren Literaturgeschichte [Dritte Folge], Bd. 434

2024

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Deutschland gehört zu den europäischen Ländern mit kolonialer Vergangenheit. Im Kontext heutiger Dekolonisierungsarbeit versucht die Studie zu zeigen, wie literarische Texte kanonischer Autor*innen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart nicht nur Phantasien, sondern auch koloniale Skepsis widerspiegeln. Die Studie schlägt eine postkoloniale Lektüre von 19 ausgewählten, weniger beachteten Werken vor, die nicht nur in den Texten, sondern auch in der Ästhetik der jeweiligen literarischen Epoche koloniale Bezüge aufdeckt. Rekapituliert werden die kolonial-bejahenden Diskurse und Klischees der Zeit, zugleich stellen die Autor*innen sie kritisch in Frage, indem sie scheiternde Seereisen als gescheiterte koloniale Projekte inszenieren.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag Umschlag
Titel 3
Impressum 4
Inhaltsverzeichnis 5
1 Einleitung 15
1.1 Deutsche Kolonialliteratur, Postkolonialismus, postkoloniale Studien 15
1.2 Kolonialismus und Seefahrt. Korpus, Ziele 18
1.2.1 Aufbau 20
1.2.2 Methodik 21
1.3 Postkoloniale Ästhetiken 24
1.3.1 Das Erhabene 25
1.4 Diachroner Postkolonialismus 27
2 Kolonialismus und Seefahrt 29
2.1 Geteilte Vergangenheit. Kolonialismus und Ähnlichkeit 29
2.2 Ähnlichkeit. (Post-)Kolonialismus und Seefahrt 30
2.3 Postkolonialismus-Kritik. Planetarisches Denken 32
3 Das Meer und seine Narrative 35
3.1 See, Seefahrt und Grenze 35
3.2 Das Meer als Kulturraum in der Literatur 38
3.3 Das Meer: transkulturell, (post)kolonial, global, planetarisch 42
4 Kolonialität in der deutschen Geschichte und Literatur 45
4.1 Kolonialismus und Migration 45
4.2 Die vorkoloniale Zeit 47
4.3 Die Kolonialzeit 56
4.4 Die Kolonialliteratur 58
4.5 Das Dritte Reich 64
4.6 Postkoloniale Literatur nach 1945. Literatur der Nachkriegszeit. Literatur über die Dritte Welt 67
4.7 Postkoloniale Literatur der Gegenwart 68
5 Lektüren 70
5.1 E.T.A. Hoffmann: ‚Haimatochare‘. Vorkoloniale Phantasien und koloniale Impotenz 70
5.1.1 Präkoloniale Phantasien 70
5.1.2 Koloniale romantische Poetik 71
5.1.3 Optik der kolonialen Seereise. Lupe und Meer 73
5.1.4 Zwischen Männern und Frauen: das koloniale Insekt 76
5.1.5 Sexualisierte Natur 78
5.1.6 Der Kontakt. Parodische Mimikry 79
5.1.7 Koloniale Liebe 81
5.1.8 Frauen als vergoldete Monster 82
5.1.9 Empire and sex. Männliche Phantasien und koloniale Impotenz 84
5.2 Wilhelm Hauff: ‚Die Geschichte von dem Gespensterschiff‘. Seefahrt und ‚self made man‘ 85
5.2.1 Orient(alismus) und Kolonialismus 86
5.2.2 Wasser, Wüste, Geld 88
5.2.3 Seefahrtnarrative und ‚self made men‘ 89
5.2.4 Die Gespenstergeschichte als ‚gothic’ und ‚oriental novel‘ -Mix 93
5.2.5 Das koloniale Gespenst 94
5.2.6 Der biedermeierliche fliegende Holländer 95
5.2.7 Simulation des Erhabenen. Der koloniale Schreck. Primitivisierung. Muslime und verkappte Christen 96
5.2.8 Versteinertes Meer 98
5.3 Adelbert von Chamisso: ‚Salas y Gomez‘. Zu einer Poetologie des kolonialen Palimpsests 100
5.3.1 Das Steinernde und das Meerische. Zwei Formen des Erhabenen im postkolonialen Kontext 101
5.3.2 Koloniales Scheitern intertextuell 102
5.3.3 Poetologie der Weltreise. Kulturpoetik des Weltreise-Schreibens 104
5.3.4 Schiefersteine. Zu einer Poetologie des kolonialen Palimpsests 106
5.3.5 Stein, Edelstein 109
5.3.6 Inverse Kolonisierung in glatten Räumen 110
5.4 Joseph von Eichendorff: ‚Eine Meerfahrt‘. Auswanderung und Kolonialismus 112
5.4.1 Reiseziel Amerika 112
5.4.2 Die Poetik der Romantik, postkolonial gelesen 114
5.4.3 Kolumbusfahrten und Auswanderung 116
5.4.4 Das koloniale Gewebe 122
5.4.5 Natur 124
5.4.6 Weiße Herren und Goldene Eingeborene 125
5.4.7 Weibliche Räume 128
5.4.8 Der gescheiterte Kolumbus 131
5.5 Adalbert Stifter: ‚Abdias‘. Die Rückkolonisierung. Das imperiale Böhmen, Europa als Provinz 136
5.5.1 Die koloniale Ruine 137
5.5.2 Reisen und Reichtum. Der goldbesessene Nomade 139
5.5.3 Die Auswanderung. Das Mittelmeer. Das Erhabene 142
5.5.4 Die Rückkolonisierung. Das imperiale Böhmen, Europa als Provinz 145
5.5.5 Der (verkappte) Tyrann 146
5.5.6 Der glückliche Nomade und Flüchtling. Der gescheiterte Ahasverus 147
5.6 Wilhelm Raabe: ‚Sankt Thomas‘. Wilde Alle 150
5.6.1 Das koloniale Grab Meer 150
5.6.2 Intertextuelle koloniale Geschichte(n) 152
5.6.3 Die Insel als (post) koloniales ‚Meeting place‘ 155
5.6.4 Glanz und Meer, Feuer und Gewalt 158
5.6.5 Wilde Alle 160
5.6.6 Gespensterschiffe und Seegespenster. Heimkehrer als Gespenster, das ideologische Gespenst 161
5.6.7 Der tragische Mimikry-Kitsch 166
5.7 Max Dauthendey: ‚Raubmenschen‘. Koloniale Vergangenheit und koloniale Gegenwart 167
5.7.1 Zwischen Jugendstil und Expressionismus 167
5.7.2 Wasserpoetik der Osmose 170
5.7.3 Die Mexikoreise als gescheitertes koloniales Projekt 173
5.7.4 Kolonialer Kosmopolitismus. Auf den Spuren Humboldts und Peter Schlemihls 174
5.7.5 Gespenster und Wiedergänger. Koloniale Vergangenheit und koloniale Gegenwart 176
5.7.6 Die Meduse 179
5.7.7 Das Meer und die Kolonie als kolonialer Treffpunkt. Biologische Einebnung. Religiöser Synkretismus 181
5.8 Georg Heym: ‚Das Schiff‘. Schreckliche Todesszenarien auf hoher See im Expressionismus 183
5.8.1 Die See und ihre Metaphorik als Grenzverletzung und Grenzüberschreitung in der Moderne 183
5.8.2 Tödliche Seefahrten in der kolonialen Moderne 190
5.8.3 Chromatische koloniale Semantiken 193
5.9 Alfred Döblin: ‚Schiffsgeschichte‘. Latente Auswanderungs- und Kolonialismus-Narrative 196
5.9.1 Dekonstruktion: Moderne und postkoloniale Poetik/Moderne Poetik, postkolonial gelesen 196
5.9.2 Döblins Poetik des Flüssigwerdens als Poetik der Alterität 199
5.9.3 Latente Auswanderungs- und Kolonialismus-Narrative 201
5.9.4 Meer und ‚race, class, gender‘ 203
5.9.5 Kastrierte Sexualität. Zwischen altes Mädchen, ‚femme fragile, femme fatale‘ und Leiche 206
5.9.6 Der entmännlichte ‚Homme fragile‘ 207
5.9.7 Das doppelte Gespensterschiff. Der Wiedergänger. Das Phantastische 209
5.9.8 Koloniale Spuren in den Erzählungen Die ‚Verwandlung‘ und ‚Der Ritter‘ Blaubart 211
5.10 Hans Grimm: Dina. Die Grenzen und Ambivalenzen der deutschen Kolonialliteratur 213
5.10.1 Die Grenzen und Ambivalenzen der deutschen Kolonialliteratur 213
5.10.2 Die überseeische afrikanische Kolonie 216
5.10.3 Der koloniale Märtyrer 217
5.10.4 Deutsche Kolonialliteratur in ihren Verflechtungen mit der Moderne. Die Krise der (neuen) Geschlechterrollen 219
5.10.4.1 Transgressive Paare. Die koloniale richtige/nicht-richtige Frau 219
5.10.4.2 Die kolonialen Schifffahrten. Meer, Diamanten und Wüste. Zwischen kolonialem Märtyrer und kolonialem Versager 223
5.11 Kasimir Edschmid: ‚Der Gott‘. Die anti-/ dekoloniale Illusion 225
5.11.1 Der maritime koloniale Zusammenhang der Welt 225
5.11.2 Die anti-/ dekoloniale Illusion 228
5.11.3 Primitivistischer Expressionismus und seine Ambivalenz 229
5.11.4 ‚Gone native‘. Der kosmopolite Kreole 230
5.11.5 Vexierbild Meer als Macht- und Fluchtraum 232
5.11.6 Imperiale/ koloniale Vergangenheit und Gegenwart 233
5.11.7 Die primitivistische koloniale Falle 235
5.12 Gerhart Hauptmann: ‚Die Insel der Großen Mutter‘. Zwischen Utopie und literarischer Postkolonisierung 236
5.12.1 Zwischen Utopie und literarischer Postkolonisierung 236
5.12.2 Südseeinsel, Gorgo und Hesperiden 238
5.12.3 Die Dekonstruktion der „traditionellen“ Kolonisierung. Weibliche Kolonisierung ohne (indigene) Kolonisierte 241
5.12.4 Das weibliche Scheitern 242
5.12.5 Epistemische Gewalt. Die Unterdrückung der Männer 248
5.12.6 Parodischer Primitivismus. ‚Gone native‘ and abnormal. Sexualisierte Frau und Natur. Transklassige, -rassische Sexualität 250
5.12.7 Der Mythos Meer und seine Ambivalenz 253
5.13 Exkurs: Reinhold Schneider: ‚Las Casas vor Karl V‘. Antifaschistische Unterhaltungsliteratur 256
5.14 Alfred Andersch: ‚Weltreise auf deutsche Art‘. Der unfreiwillige Weltfahrer als unfreiwilliger Kolonist 263
5.14.1 Reisen nach 1945. Totalitarismus, Imperialismus und Kolonialismus 263
5.14.2 Meer und Krieg als (nicht nur) poetische Metaphern 266
5.14.3 Der unfreiwillige Weltfahrer als unfreiwilliger Kolonist 268
5.14.4 Koloniale Interferenzen. Der planetare Kolonialismus vs. Planetarisches Denken 271
5.14.5 Der chinesiche Boxenkrieg 272
5.14.6 Der Herero und Nama – Krieg. Das koloniale Trauma 274
5.15. Marie Luise Kaschnitz: ‚Schiffsgeschichte‘. Koloniale Spuren im Phantastischen 276
5.15.1 Maritime Poetik 276
5.15.2 Postkoloniale Reisen nach Südamerika 278
5.15.3 ‚Melting pot‘ Todesschiff. Das Phantastisch-Surreale 280
5.15.4 Der Fliegende Holländer 282
5.15.5 Don Miguel und Viola. Die weibliche Negation des Kolonialen 284
5.16 Peter Weiss: ‚Die Ästhetik des Widerstands‘. Menschheitsgeschichte als Geschichte der Eroberung, Kolonisation und Revolte 286
5.16.1 Zum Bild der Geschichte als Herrschaftsgeschichte 286
5.16.2 Medusa als Krüppel 289
5.16.3 Menschheitsgeschichte als Geschichte der Eroberung, Kolonisation und Revolte 291
5.16.4 Das Meer und das Floß als Medusa-Figurationen. Erhabenheit. Anästhesis 296
5.16.5 Die koloniale Travestie. Inverse Kolonisierung. Die Verbannung 299
5.17 Anna Seghers: ‚Das Versteck‘. (Post)kolonialismus und DDR-Literatur 301
5.17.1 Kolonialismus, Postkolonialismus im Kontext der DDR-Literatur 301
5.17.2 Kolumbus, der koloniale Versager 303
5.17.3 Koloniale Opfer oder siegreiche Widerstandskämpfer? 305
5.17.4 ‚Shared history, shared spaces‘ 306
5.17.5 Geteilte Räume. Das Maritime als ‚floating space‘ 308
5.17.6 Frauenbilder. Die koloniale Ästhetik 313
5.18 Christoph Hein: ‚Kein Seeweg nach Indien‘. Postkoloniale postmoderne Metahistory 316
5.18.1 Indien als Fluchtort und Raum der Utopie/Dystopie 318
5.18.2 Koloniales/sozialistisches Narren- und Gespensterschiff 323
5.18.3 Postkoloniale postmoderne Metahistory 326
5.18.4 Scheitern und Hoffnung 329
5.19 Franzobel: ‚Das Floß der Medusa‘. Der dekoloniale Gegenwartsroman 330
5.19.1 Postkolonialismus und Postmoderne 330
5.19.2 Kolonialdiskurse im österreichischen Gegenwartsroman 331
5.19.3 Schwarze Schwarze 332
5.19.4 Exotismus, Kolonialismus und Heimat 337
5.19.5 Primitivität 340
5.19.6 Beduinen und Weiße Sklaven 343
5.19.7 Kolonie und Weiblichkeit, Kolonie und Sexualität 344
5.19.8 Kolonie, Frau und Natur 348
5.19.9 Kolonie als hybrides ‚Meeting place‘ 350
5.19.10 Der dekoloniale Gegenwartsroman 351
6 Schlussbetrachtungen, Ausblick 353
6.1 Seefahrt und Kolonialismus 353
6.2 Koloniale Räume. ‚World-ing‘ 354
6.3 Intersektionale Alteritäten 356
6.4 Das Erhabene 357
6.5 (Post-)Koloniale Diskurse in der Literatur als Formen geteilter Vergangenheitserfahrungen 358
7 Bibliografie 360
7.1 Literatur zu den einzelnen Autor*innen 360
7.2. Kolonialismus und Geschichte 398
7.3 Kolonialismus und Literatur 402
7.4 Meer, Seefahrt 409
7.5 Fachtheoretische Schriften, Nachschlagewerke 412
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