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Die Welt im Übergang

Der diskursive, subjektive und skeptische Charakter der ‚Mappamondo‘ des Fra Mauro

Egel, Nikolaus Andreas

Beiträge zur Philosophie, Neue Folge

2014

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die Arbeit zielt auf eine Lektüre der berühmten ‚Mappamondo‘ Fra Mauros (um 1450), die auf deren diskursiven Charakter abhebt und die Strategien und Kriterien der jeweiligen Autoritätsevaluation und der damit einhergehenden Weltbildgewinnung zu rekonstruieren versucht. Ohne kartographisch einem paradigmatischen Weltbild verpflichtet zu sein, katalogisiert Fra Mauro immer wieder eine Vielzahl alternativer Deutungsmöglichkeiten. Damit schafft der Kartograph einen diskursiven Kartenraum, der die neue Welt noch nicht festlegt. Zugleich wird der Übergang der kartographischen Erfassung der Welt in einem Moment beschrieben, in dem verschiedene Betrachtungsweisen und deren weltbildliche Hintergründe noch unentschieden von der Empirie in ihrem Geltungshorizont gleichberechtigt auftreten und undogmatisch dargestellt werden. Dass dahinter seitens Fra Mauros eine unausgesprochene philosophische Prämisse steht: Dies herauszuarbeiten ist das Anliegen der Arbeit, die insofern eine wirklich neue Dimension der Betrachtung auf die ‚Mappamondo‘ und ihre weltbildlichen Hintergründe eröffnet.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Inhaltsverzeichnis 5
Vorwort 9
Teil I: Der Entstehungshintergrundder Mappamondo und dasgeistige Umfeld Fra Mauros 31
1 Fra Mauro und Venedig 33
1.1 Fra Mauros Mappamondo 33
1.2 San Michele di Murano und der Kamaldulenserorden 40
Teil II: Facetten.Der Kontext der Mappamondo 53
2 Aufriss der verschiedenen für die Mappamondo entscheidenden Traditionen der Kartographie 55
3 Mittelalterliche Mappae mundi 61
3.1 „Mappa mundi“: eine Begriffsbestimmung 63
3.2 Das Mappa mundi-Genre im Umfeld der mittelalterlichen Enzyklopädistik 66
3.3 Die Haltung der mittelalterlichen Enzyklopädisten gegenüber dem Kanon der Autoritäten 73
3.4 Fra Mauros Haltung gegenüber den Autoritäten 78
3.5 Exkurs: Die Herefordkarte 80
3.5.1 Abmessung und Größenverhältnisse 82
3.5.2 Die Einrahmung der Herefordkarte 84
3.5.3 Geschichte und Heilszeit als strukturgebende Merkmale 88
3.5.4 Die Autoritäten 95
3.5.5 Zusammenfassung 105
4 Die Kartographie des 14. und 15. Jahrhunderts 107
4.1 Die Weltkarte des Pietro Vesconte von 1321 107
4.2 Widersprüche zwischen den antiken Autoritäten und den Modernen: Das Kaspische Meer auf der Weltkarte des Pietro Vesconte, bei Boccaccio und Pierre d’Ailly 114
4.3 Die Portolankartographie 120
4.3.1 Herstellung und Entstehungshintergrund der Portolankarten 120
4.3.2 Der Einflfluss der Portolankarten auf die intellektuellen Kreise in Italien 124
4.4 Die Geographia des Claudius Ptolemäus 128
4.5 Die Asienreisen 140
4.5.1 Niccolò de’ Contis Reiseroute 141
4.5.2 „Hic sunt multa et infifinita mirabilia. Et incipit in hac prima Yndia quasi alter mundus“ – Reisen in den Orient im Mittelalter 147
4.5.3 „Dort gibt es Gold in großer Menge, Aloeholz, Sulibancui, sehr wertvolle Edelsteine und andere Wunder“ – Die Darstellung Asiens auf der Mappamondo 162
4.6 Plus Ultra! Die Entdeckung Afrikas durch die Portugiesen 167
4.7 Zusammenfassung 180
Teil III: Einzeluntersuchungen.Die Welten der Mappamondo 187
5 Die Autoritäten auf der Mappamondo 189
5.1 Die Ich-Form in den Legenden 193
5.2 „Ich denke nicht, dass ich von Ptolemäus abweiche, wenn ich seiner Cosmographia nicht folge“ – Fra Mauros Diskussionen mit Ptolemäus 202
5.3 Fra Mauros Kritik an den cosmographi 206
5.3.1 Der Florentiner Kreis um Niccolò Niccoli 207
5.3.2 Giovanni Boccaccio und Francesco Petrarca 217
5.3.3 Zusammenfassung 223
5.4 L’ attitude toute d’hésitations et de doutes 224
6 Die Grundstruktur der Welt auf der Mappamondo 227
6.1 Die Raumaufteilung mittelalterlicher Mappae mundi 227
6.1.1 Das T-O-Schema mittelalterlicher Mappae mundi 228
6.1.2 Die Aufteilung der Welt – materia tediosa 234
6.2 Das irdische Paradies 242
6.2.1 Das irdische Paradies auf der Mappamondo 245
6.2.2 Das irdische Paradies in der christlichen Tradition 246
6.2.3 Die traditionelle Einzeichnung des irdischen Paradieses und dessen Neusituierung im 15. Jahrhundert 251
6.2.4 „Non omnium, que sub celo et in celo fifiunt, mortales notitiam habent …“ – Eneas Silvius Piccolomini auf der Suche nach dem Paradies 258
6.2.5 Das irdische Paradies im Kontext der Mappamondo 263
6.3 Jerusalem auf der Mappamondo 267
6.3.1 Die Bedeutung Jerusalems in der christlichen Tradition 267
6.3.2 Die Verschiebung Jerusalems durch Fra Mauro 271
6.4 Zusammenfassung 275
7 Das Verschwinden der Monster 281
7.1 Die frühen Berichte über die Wundervölker und ihre Weitergabe an das Mittelalter 284
7.2 Kritik an den Wundervölkern in der Antike und ihre Rezeption in der Renaissance 288
7.3 Augustinus und die christliche Monstertradition 293
7.4 Fra Mauros Skepsis bezüglich der Wundervölker 298
8 Der Presbyter Johannes 307
8.1 Die mittelalterliche Johanneslegende 308
8.2 Neue Nachrichten im 15. Jahrhundert 311
8.3 Der Presbyterkönig in der Kartographie 316
8.4 Äthiopien – Das Reich des Presbyterkönigs auf der Mappamondo 319
8.4.1 DIAB 324
8.4.2 Der vierte Kontinent 330
9 Schluss: „Die Fähigkeit, alles, was ebenso gut sein könnte, zu denken…“ Der Möglichkeitssinn auf der Mappamondo 337
10 Literaturverzeichnis 351
10.1 Nachschlagewerke 351
10.2 Quellen 352
10.3 Weitere Literatur 361
11 Abbildungen 391
12 Danksagung 405
13 Personenregister 409