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Früchte einer großen Stadt – Goethes ‚Venezianische Epigramme‘

Oswald, Stephan

Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. Ästhetische Forschungen, Bd. 33

2014

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Seit ihrem Erscheinen haben Goethes ‚Venezianische Epigramme‘ Unverständnis und Befremden ausgelöst – eine Situation, die bis heute andauert. Dabei bietet der Zyklus Gelegenheit, neben dem Werk selbst bislang wenig bekannte Aspekte aus dem werk- und lebensgeschichtlichen Zusammenhang näher zu beleuchten. Vor dem Hintergrund des aus unbekannten Quellen rekonstruierten zweiten Venedigaufenthalts wird der Zyklus erstmals einer umfassenden Gesamtanalyse unterzogen. Goethes Orientierung am spätlateinischen Vorbild Martial schlägt sich in Distichen zu Politik und Religion, Erotik und Sexualität nieder, in denen sich radikale, mit dem gängigen Goethebild schwer zu vereinbarende Positionen artikulieren. Einen zentralen Motivkomplex bildet Venedig als „Große Stadt“, die Goethe bereits in einer Reihe von typischen Zügen erfasst. Damit stellt der Zyklus eine Vorform von Großstadtdichtung dar, die im Epigramm die lyrische Form findet, um das Punktuelle, Fragmentarische und Unabgeschlossene der Stadtwahrnehmung dichterisch gelungen auszudrücken.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Inhalt 5
Vorwort 9
Einleitung 11
Venedig 21
1 Vorgeschichte einer ‚unfreiwilligen‘ Venedigreise 21
2 Il Barone Gaeta – ein deutscher Tourist in Venedig 31
Fremdenregister der Staatsinquisition und Logis am Canal Grande 31
Die Hotelrechnungen und Goethes Ausgabenbuch 34
Der Lohnbediente Mitter 37
3 Kontaktsperre in Venedig 41
Der Verdacht 45
4 Geschichte des Marquis de Bombelles 51
Der französische Botschafter in Venedig 51
Wiedersehen in Frankreich 56
5 Die Wirbel-Theorie 63
Ein Zufallsfund auf dem Lido 63
Goethes anatomische Studien 68
Die Auseinandersetzungen mit Oken 72
6 Ältere Gemälde. Venedig 1790. Ein Kursus in Kunstgeschichte 83
Goethes Besichtigungsprogramm und sein Kunstführer 83
Das Gegenstandsproblem in der christlichen Kunst 89
Geschichte des Colorits 95
Venezianische Epigramme 97
7 Antike Epigrammatik in Weimar 97
8 Zeitgenössische Epigrammtheorie – Herder versus Lessing 107
9 Das Vorbild Martial – die unterschlagene Tradition 115
H. J. Heller 116
Emil Ermatinger 117
Ernst Maa 118
Kinder einer anspruchslosen Muse vs. der Heine des Altertums 121
Otto Seel 122
Neuer Deutungsansatz – Niklas Holzberg 126
Gewandelte Beurteilung des Vorbildcharakters 129
Liebesepigramme in antiker Manier 133
10 Biographische Deutung der Epigramme – Verfechter und Widersacher 139
11 Die Komposition des Zyklus 153
Die Frage der Anordnung: Zufallsprinzip oder poetische Absicht 153
Arbeit an der Komposition des Zyklus 160
Makrostruktur des Zyklus 166
Anfang und Ende des Zyklus – die Rahmenstruktur der Epigramme 170
12 Johann Caspar Lavater – eine unsichtbare Präsenz 173
Lavater und Goethe: das Ende einer Freundschaft 173
Der Lavater-Komplex in den Venezianischen Epigrammen 179
13 Reimarus-Reminiszenzen 193
14 Die Eröffnung des Zyklus: Reisethematik und Ankunft 203
Das Einleitungsepigramm 203
Reisethematik und Ankunft in Venedig 209
15 Schwärmer und andere Revolutionäre 217
Gefühlvolle Schwärmer 217
Politische Schwärmer 221
Das 55. Epigramm 236
16 Das leidige Thema Religion 243
Ein aufgeklärter Protestant in Italien 253
Die Brotverwandlung 257
Die Religion mit den eigenen Waffen schlagen – mit Bibelzitaten gegen die Kirche 260
Vom Kreuz zur Korruptel 269
17 Das Pilgermotiv 275
Schillers Gedicht Der Pilgrim 280
18 Das Doppelepigramm 34 a und b – Danksagung und Huldigung 283
19 Die Gauklerin Bettine 289
Das venezianische Gauklermädchen Bettina 289
Die Gauklerin Bettine 292
Bettine erotisch 305
Bettine – die venezianische Schwester Mignons 310
20 Frauenfiguren 313
Prostitution in Venedig 313
Lazerten 318
Johann Caspar Goethe auf einem venezianischen Prostituiertenball 325
Invektiven gegen die bürgerliche Ehe 328
Christiane Vulpius und der Sohn August 337
21 Muße, Langeweile und andere Formen des Untätigseins 345
22 Bilder der Großen Stadt 357
23 Großstadt Venedig 365
Venedig 365
Gaukler und Akrobaten, Bettler und Prostituierte 369
Das Bild der Menge 371
Stadt versus Natur 373
Die Ware 374
24 Poetologische Reflexionen, oder: das Epigramm über sich selbst 379
Gattungsspezifische Züge 380
Mythologie 388
Der Dichter 390
25 Finale 401
Goethe, ein früher Flaneur 409
Großstadt-Epigramme bei Waiblinger und Platen 410
26 Bibliographie 415
27 Bildanhang 425