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Füchsische Desintegration

Studien zum ‚Reinhart Fuchs‘ im Vergleich zum ‚Roman de Renart‘

Darilek, Marion

Germanisch-Romanische Monatsschrift. Beihefte, Bd. 100

2021

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Der ‚Reinhart Fuchs‘ inszeniert, ausgehend von der Erkrankung des Löwenkönigs, eine substanzielle Verunsicherung und Auflösung von Ordnungen und Ordnungsgewissheit. Die fundamentale ‚füchsische Desintegration‘ umfasst diverse Bezugsfelder und Ebenen (literarische, sprachliche, religiöse, rechtliche, soziale, politische u. a. m.). Die vorliegende Studie verbindet philologisch fundierte Textinterpretationen des ‚Reinhart Fuchs‘ daher mit einer weiten literar- und kulturhistorischen Kontextualisierung. Erstmals werden dabei systematisch Ansätze der ‚Cultural Literary Animal Studies‘ für die Analyse und Interpretation des mittelhochdeutschen Fuchsepos herangezogen. Ergänzt werden die Untersuchungen um vergleichende Lektüren des ‚Roman de Renart‘. Die untersuchten altfranzösischen Passagen werden auf Basis aktueller Editionen neu ins Deutsche übersetzt. Vorgelegt wird so eine nuancierte Gesamtinterpretation des ‚Reinhart Fuchs‘, die der Radikalität und Schonungslosigkeit des Tierepos Rechnung trägt.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag Umschlag
Titel 3
Impressum 4
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
I EINFÜHRUNG 11
1 „ein merkwürdiges erzeugnis unsrer literatur“: Vorbemerkungen zum ‚Reinhart Fuchs‘ 13
2 Problemstellung der Arbeit: ‚vremde mere / von eime tiere wilde‘ 17
3 Zum Forschungsstand 31
3.1 Überlieferung, Entstehung, Datierung, Quellen 31
3.2 Einzelne Interpretationsansätze 42
4 Theoretische Vorbemerkungen und methodischer Zugriff 59
4.1 Der ‚Reinhart Fuchs‘ im Kontext der europäischen Tierepik 59
4.2 Intertextualität 60
4.3 Cultural Literary Animal Studies 63
4.4 Gedachte und symbolische Ordnungen 69
4.5 Parodie und Satire 71
4.6 Ambiguität 74
5 Zum Ansatz der ‚Desintegration‘ 79
5.1 Forschung 80
5.2 Terminologie 83
5.3 Ebenen der Untersuchung 85
II ANALYSEN UND INTERPRETATIONEN 87
1 Literarische und animalische Erzählmuster und Wissensbestände 89
1.1 Theriotopische Subtexte: Fuchs, du hast den Hahn gestohlen 90
1.1.1 ‚meister Lanzelin was bescholten, / daz ist noch vnvergolten‘: Heroisch-maskuline Dekonstruktion 96
1.1.2 ‚ich vurchte, wir / ze noten komen, daz sag ich dir‘: Traum und (Für-)Sorge 101
1.1.3 ‚Scantecler vf den dorn vlovch / Reinhart in er abe trovch‘: Mit Zähnen und mit Worten 109
1.1.4 ‚dir hoenet Reinhart din riche‘: Vom Bauernhof zum Königshof 117
1.1.5 ‚ich mvz han / zv einer arztie din wip‘: Die Klägerin als Suppenhuhn 123
1.1.6 Resümee 128
1.2 Subversive Minne: ‚lupa in fabula‘ 131
1.2.1 ‚Nutrix und meretrix‘: Die Wölfin in Naturkunde und Mythologie 132
1.2.2 ‚ich konde eine bvrc wol zebrechen‘: Violente Minne 135
1.2.3 ‚vor liebe er in den sot spranch‘: Hohe Minne 142
1.2.4 ‚so werest dv mir doch zv swach‘: (Un-)Gleiche Minne 153
1.2.5 ‚vor leiden stirbet ovch min libez wip‘: Eheliche Minne 162
1.2.6 Resümee 178
1.3 Heroisch-exemplarische Desintegration: Die Ameisen 180
1.3.1 ‚disen bind ich in den âmeizstoc‘: Die Ameise als Literaturtier 185
1.3.2 ‚nv hiez er si alle stille stan‘: Wider die Natur 189
1.3.3 ‚daz was ein ameyz vreisam‘: Heroik ‚en miniature‘ 192
1.3.4 ‚ameyz, dv bist tot!‘ Bedrohte Exemplarität 201
1.3.5 Resümee 206
1.4 Fazit 208
2 Desintegration religiöser Ordnungen 209
2.1 Monastische und eschatologische Umcodierungen 212
2.1.1 ‚ich wil dir vergeben / ob dv mir iht hast getan’: von der ‚rapacitas lupi‘ zur ‚remissio peccatorum‘ 213
2.1.2 ‚daz vurt im abe hvt unde har‘: Gewaltsame Initiation 221
2.1.3 ‚sie det einen duc zvo der helle‘: Religiöse Raumsemantik in der Brunnenepisode 231
2.1.4 Resümee 245
2.2 Transzendentale Vergewisserung? Religiöse Interaktion, Kommunikation und Weltdeutung 246
2.2.1 Recht und Religion: Der Reinigungseid 247
2.2.2 Göttliche Zeichen? Wunder und Heiligenverehrung 258
2.2.3 Himmel hilf? Gebetshandlungen 270
2.2.4 Exkurs: Der Fuchs im theologischen Diskurs 282
2.2.5 Göttliches? Teuflisches? Füchsisches 288
2.2.6 Resümee 301
2.3 Fazit 302
3 Desintegration von Körper und Herrschaft 307
3.1 Der Löwe als Herrscher und Patient 311
3.1.1 ‚ein lewe, der was Vrevil genant‘: Löwenwissen 313
3.1.2 ‚gewaltic vber daz lant‘: Macht, Zorn, Ohnmacht 320
3.1.3 ‚ich weiz wol, iz ist gotes slac‘: Zwischen Gottesgnadentum und Gottlosigkeit 333
3.1.4 Resümee 343
3.2 Grenzauflösungen im Bärenpelz 345
3.2.1 ‚des richin kunigis capilan‘: Von Bären und Kaplänen 347
3.2.2 ‚war hant ir iwer huotelin getan?‘ Von Haut und Hut 350
3.2.3 ‚der mvez ev einen bellitz lihen‘: Vom Fell zum Pelz 355
3.2.4 ‚mit grimme grein er vmb sich‘: Vom Schreiben zum Brummen 359
3.2.5 Resümee 362
3.3 Entblößung, Häutung, Zerstückelung 364
3.3.1 ‚den svlt ir heizen schinden‘: Häutungen 366
3.3.2 ‚e wir verlisen die vele‘: Entmenschung, Umhüllung, Einverleibung 375
3.3.3 ‚sin hovbet im en drev spielt‘: Der Tod des Königs 386
3.3.4 Resümee 402
3.4 Fazit 404
III EPILOG UND SYNTHESE 407
1 Hand in Hand in den Wald: Ein Epilog zu Fuchs und Dachs 409
2 Desintegrationsstrategien im ‚Reinhart Fuchs‘ 423
IV VERZEICHNISSE 431
1 Literaturverzeichnis 433
1.1 Primärliteratur 433
1.2 Sekundärliteratur 438
1.3 Wörterbücher, Lexika, Indices, Datenbanken 460
1.4 Internetquellen 461
2 Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 463
Rückumschlag Rückumschlag