Menu Expand

Wortstellungsvarianten im Schriftdeutschen

Über Kontinuitäten und Diskontinuitäten in neuhochdeutscher Syntax

Niehaus, Konstantin

Germanistische Bibliothek, Bd. 58

2016

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die Wortstellung im Schriftdeutschen gilt heutzutage als vergleichsweise strikt geregelt und variationsarm. Aber über wie viel Variation hat sie einst verfügt und verfügt sie noch? Welche konkreten Varianten waren und sind dabei in Gebrauch und was macht diese ‚typisch‘ schriftdeutsch? Und inwieweit lässt sich dabei ein Variantenabbau nachverfolgen gegenüber einer stabilen (Nicht-)Variation? Diese Arbeit behandelt genau solche Fragen. Erstmals bilden Zeitungstexte die Quellenbasis, und wo immer möglich bietet die Analyse einen Vergleich mit weiteren Varietäten. So wird die historische Variationsbreite dreier syntaktischer Phänomene bis in die Gegenwart sichtbar: Serialisierung in Verbalkomplexen, Ausklammerung und Genitivattribut werden untersucht. Dabei offenbart sich ein ungeahntes Potenzial von Kontinuitätsdeutungen ebenso wie das Problem, mit gängigen Grammatikmodellen die Variation des tatsächlichen Sprachgebrauchs nicht immer adäquat zu erfassen.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover C
Titel III
Impressum IV
Inhalt V
Vorwort IX
Abkürzungsverzeichnis X
A. Einführung 1
1. Motivation: Kontinuität im Neuhochdeutschen 1
2. Aufbau und Vorgehensweise: Wahl der Varianten und Korpora 2
3. Zielsetzung: Gebrauchsgeschichte der schriftdeutschen Syntax 4
B. Theorie 7
1. Konzept der ‚historischen Angemessenheit 7
1.1 Entwicklung: Kontinuität und Wandel/Diskontinuität 7
1.2 Kontinuität und Sprachwandel 10
1.3 Schriftsprache als Grundlage historischer Grammatikforschung 13
1.4 Viabilität und Gegenwartsbezug 18
2. Zeitungen als Quellen 19
2.1 Zeitungssprache als Schriftsprache 19
2.2 ‚Zeitungssyntax 22
2.3 Historische Merkmale der Zeitung 23
2.4 Soziologie der Schreiber 26
2.5 Theoretische Problemfälle: Textsorten, regionale Stile, Areallinguistik 30
C. Methode 33
1. Vorgehensweise 33
1.1 Fragen der Automatisierung, Quantifizierung und ‚Plausibilität‘ 33
1.2 Grafische Darstellungen 37
2. Korpusdesign 38
2.1 Repräsentativität vs. Brauchbarkeit 38
2.2 Ausgewogenheit und weitere Quellenauswahl 39
3. Korpora 42
3.1 Schnellübersicht 42
3.2 GerManC-Zeitungen (1701–1800) 42
3.3 Industrialisierungskorpus (1800–1870) 43
3.4 erweitertes Kaiserreichkorpus (1871–1918) 44
3.5 Gegenwartskorpus (2010–2013) 45
D. Finitum im Verbalkomplex 47
1. Forschungsüberblick 47
1.1 Ober-/Unterfeld und grundlegende Stellungsvarianten 48
1.2 Kurzer Abriss zur Entwicklung der Serialisierung 50
1.3 Historische Prinzipien der Serialisierung 53
1.4 Komplexitäts- und Auxiliarfaktor 54
1.5 Erklärungsansätze 56
1.5.1 ‚Doppelter Infinitiv‘ und Ersatzinfinitiv 56
1.5.2 ‚Tonwechsel‘ und Fokus 58
1.6 Darstellung in den Gegenwartsgrammatiken 60
2. Analyse drei- und mehrgliedriger Verbalkomplexe in Nebensätzen 62
2.1 Generelles zur Entwicklung der Stellungsvarianten 62
2.2 Äquivalenzprinzip und Komplexitätsfaktor 67
2.2.1 Zweigliedrige und dreigliedrige VKs 67
2.2.2 Dreigliedrige und mehrgliedrige VKs 68
2.2.3 Fazit 71
2.3 R-d-l-Prinzip . fixes Prinzip des Schriftdeutschen 72
2.4 Nachstellungsprinzip und Auxiliarfaktor: Problem des ‚Normalfalls‘ 73
2.4.1 Entwicklung einzelner VK-Typen 75
2.4.1.1 Typen I bis III 75
2.4.1.2 Typen IV, Va und VIIIa 83
2.4.2 Fazit zum Nachstellungsprinzip und Auxiliarfaktor 91
2.5 Zur Erklärung der Serialisierung über den Ersatzinfinitiv 93
2.6 Zu weiteren möglichen grammatischen Faktoren 95
2.7 Feldertheorie als Problem: das erweiterte Unterfeld 96
2.7.1 Bindungsfreudigkeit syntaktisch und lexikalisch-semantisch 96
2.7.2 Zwischengestellte Finita und ‚Z-Position‘ 100
3. Zusammenfassung: ‚Prinzipien‘ vs. ‚Faktoren 105
E. Ausklammerungsformen 109
1. Definition 109
1.1 Abgrenzung zu ‚Herausstellungen 110
1.2 Grammatikalisierungsfrage und Arbeitsdefinition 113
1.3 Vorüberlegungen zur Methodik 115
2. Forschungsüberblick 117
2.1 Problematik des Vergleichs mit früheren Studien 117
2.2 Entwicklung der Ausklammerung 122
2.3 Erklärungsansätze 124
2.3.1 Richtungs- und Resultativ-Semantik bei Präpositionalphrasen 124
2.3.2 Analogiebildung bei Vergleichskonstruktionen 125
2.3.3 Natürlichkeit als Kriterium 126
2.3.4 ‚Schwere‘ des Wortmaterials 127
2.4 Darstellung in den Gegenwartsgrammatiken 129
3. Analyse der Ausklammerungsformen 132
3.1 Übergeordnete Entwicklungen 132
3.1.1 Zur Frage der Grammatikalisierung 132
3.1.2 Syntaktische Formen 138
3.1.3 Syntaktische Funktionen 144
3.1.4 Fazit: erste modifizierte Einteilung der Ausklammerungsformen 146
3.2 Satzförmige Ausklammerungen 147
3.2.1 NF-Besetzung wegen satzinterner Temporalität 149
3.2.2 Restriktive vs. appositive Relativsätze 150
3.3 Phrasenförmige Ausklammerungen 151
3.3.1 Nominalphrasen 151
3.3.1.1 Zeittypischer Stil des 19. Jhs 152
3.3.1.2 ‚Leichte‘ Nominalphrasen 153
3.3.2 Konjunktionalphrasen (Vergleichskonstruktionen 155
3.3.2.1 Lexemsteuerung und Art der Klammer 156
3.3.2.2 Stellungsvariation und syntaxfunktionelle Unterscheidung 157
3.3.3 Präpositionalphrasen 159
3.3.3.1 Quantitative Entwicklung 160
3.3.3.2 Lexikalisch-statusformale Rektion und VF-Fähigkeit 164
3.3.3.3 Direktive Ausklammerungen 167
3.3.3.4 Arealität 169
3.4 Zur (stilisierten) Nähesprachlichkeit und Natürlichkeit 170
3.5 Adjunktklammer, Prädikatsklammer und andere Zweifelsfälle 173
4. Zusammenfassung: empirische Mängel und theoretische Desiderate 176
F. Wortstellung des Genitivattributs 179
1. Forschungsüberblick 179
1.1 Entwicklung der Stellungsvariation 180
1.2 Stilistik 181
1.3 Erklärungsansätze 183
1.3.1 Sprachtypologisches: Nachstellung und Belebtheit 183
1.3.2 Systemlinguistisches: ‚Genitivregel‘ und Genitivschwund 183
1.3.3 Wandel pränominaler Genitivattribute zum Quasi-Artikel 184
1.3.4 Wechsel des Merkmals Definitheit/Indefinitheit 185
1.3.5 Postnominale Stellung aufgrund zusätzlicher Attribuierungen 186
1.4 Darstellung in den Gegenwartsgrammatiken 186
2. Analyse der Wortstellung des Genitivattributs 189
2.1 Entwicklung der Stellungsvariation 190
2.2 Distanzstellungen und Zwischenstellungen 193
2.3 EN vs. NN als Genitivattribut 196
2.4 Semantik 201
2.4.1 Semantik der Eigennamen 201
2.4.2 Semantische Genitivklassen: Genitivus partitivus 204
2.5 Morphosyntax und Markiertheitsverhältnisse 207
2.5.1 Artikelgebrauch, Definitheit, Bekanntheit 207
2.5.2 Flexion und Apostrophe 212
2.6 Komplexität 213
2.6.1 Attribuierungen des Kernnomens 213
2.6.2 Attribuierungen von Genitivattributen 215
2.6.3 Genitivketten 219
2.7 Konventionalisierung als Faktor 220
3. Zusammenfassung: Wortstellungsstabilität und Viabilität 221
G. Ergebnisse 223
1. Kurze Anmerkungen zur ‚Standardisierung‘ und zur Zeitungssprache 223
2. Skriptizistische Grammatiktheorien und Kontinuität 223
3. Grammatikografischer Nutzen der Sprachgebrauchsgeschichte 227
4. Grenzen der Untersuchung und Kritik 230
5. Ausblick 232
Quellen 235
1. GerManC-Zeitungen 1701–1750 235
2. GerManC-Zeitungen 1751–1800 236
3. Industrialisierungskorpus 1800–1870 237
4. erweitertes Kaiserreichkorpus 1871–1918 239
5. Gegenwartskorpus (2010–2013) 241
6. Korpusgrößen 243
7. weitere Quellen 246
Literaturverzeichnis 247