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Wissenswelt ‚triuwe‘

Kollokationen – Semantisierung – Konzeptualiserung

Schultz-Balluff, Simone

Germanistische Bibliothek, Bd. 59

2018

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Treue gilt ungebrochen als wichtigster ethischer Faktor und grundlegendes gesellschaftkonstituierendes Element des Mittelalters. Die vorliegende textsortenübergreifende Studie geht erstmals der Konzeptualisierung von Treue in deutschsprachigen Texten des Mittelalters auf breiter Materialbasis nach. Knapp 800 Belegstellen aus Prosa- und Verstexten aller Themenbereiche (Poesie, Religion, Geschichte, Recht u.a.m.) von den Anfängen volkssprachiger Schriftlichkeit bis um 1350 bilden die Grundlage. Die Auswertung und Analyse erfolgt konsequent lexembezogen und ausgehend von den Verwendungsweisen von mhd. ‚triuwe‘, ahd. ‚triuwa‘ und as. ‚treuwa‘ nebst der mit ‚un‘- präfigierten Formen. Hierfür werden die diskurslinguistische Mehr-Ebenen-Analyse und die Frame-Semantik auf die historische Textsituation angepasst und hinsichtlich der Handhabung und Visualisierung größerer Belegmengen erprobt. Die Studie versteht sich als Plädoyer für das Zusammengehen von sprachlichen und literaturwissenschaftlichen Ansätzen, wenn es darum geht, historische Wissensbereiche zu erfassen und zu analysieren.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover Cover
Titel 3
Impressum 4
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
I Einleitung 11
1 Sprache – Literatur – Kultur 11
2 Historische Konzepte und Wissensstrukturen 14
3 Die Verknüpfung von historischer Semantik und Literaturwissenschaft als Herausforderung?! 15
4 Das Wissen über ‚Treue‘ in deutschen Texten des Mittelalters 17
5 Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit 20
6 Allgemeine Vorbemerkungen und editorische Anmerkungen 21
6.1 Wiedergabe der handschriftlichen Form und Nachweis der Textstelle 21
6.2 Formung des abstrakten Wortlauts 22
6.3 Hervorhebungen 22
II Sprache und Literatur im Spannungsfeld von historischer Semantik, kognitiver Linguistik und mediävistischer Literaturwissenschaft 23
1 Historische Semantik als ‚Arbeit am Wort‘ – Ausgangspunkte 23
1.1 Gegenwärtige Positionierung der historischen Semantik als Wissenschaftsrichtung 25
1.1.1 Wortbedeutung und Begriffsgeschichte 26
1.1.2 Die Fokussierung auf den Wandel von Bedeutungen 27
1.1.3 Herkömmliche Verfahren zur Beschreibung und Bewertung 29
1.1.4 Datenbasis 30
1.2 Wissenschaftsgeschichtlicher Abriss zur historischen Semantik 30
1.2.1 Sprache, Geist und die Idee vom Sprachwandel – Anfänge und Entwicklungen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert 31
1.2.2 Strukturalismus, generative Sprachauffassung und kognitive Wende – neue Chancen für eine historische Semantik?! 37
1.2.3 Handlungstheoretische Semantik, linguistische Diskursanalyse und Wissensrahmen 44
1.3 Profilbildung: Neue Wege einer historischen Semantik 47
2 Spracharbeit und literarisches Schaffen: Die Relevanz semantischer Analysen für die germanistische Mediävistik 49
2.1 Wort- und Begriffsgeschichte in Literaturwissenschaft und historischer Linguistik 50
2.2 Neuere Ansätze der historischen Semantik in der germanistischen Mediävistik 56
2.3 Möglichkeiten einer praktischen Annäherung: Spracharbeit und literarisches Schaffen 58
3 Wissenswelten 62
3.1 Speicherung, Transformation und Manifestation von Wissen 63
3.2 Wissensbereiche 65
3.3 Extraktion von Wissen 67
3.4 Analyse von Wissensstrukturen: Diskurs und Wissensrahmen 68
4 Auswählen und Aufbereiten: Digital verfügbares Textmaterial und historisch semantische Fragestellungen 70
4.1 Verfügbare Korpora, Textsammlungen und Gesamtüberlieferungen 71
4.2 Das Design der Referenzkorpora zum Altdeutschen und Mittelhochdeutschen 73
4.3 Die kommunikative Verortung von Texten und Textstellen 76
4.3.1 Klassifizierung von Texten: Bezugswelten, Texttypen und Textfunktionen 78
4.3.2 Klassifizierung von Textstellen: Themen, Duktus und Sprechakte 82
5 Sammeln und Auswerten: Diskursanalytische Möglichkeiten 84
5.1 Kategorien von ‚Treue‘: Konzept, Begriff und Diskurs 85
5.2 triuwa/ treuwa/ triuwe – Gebrauch, Verwendungsweisen und Bedeutung 90
5.3 Kontexttypen und Referenzbereiche 94
5.4 Der Versuch: Germanistisch-mediävistische Diskursanalyse auf mehreren Ebenen 96
6 Ordnen und Sichtbarmachen: Frame-Semantik 108
6.1 Frames als Wissensspeicher 109
6.2 Rahmenanalyse und Visualisierung 111
6.2.1 Frame-Elemente zwischen konkret und abstrakt 112
6.2.2 Generierte Frames: Erstellung, Intention und Leserichtung 117
6.2.3 Frame-Beziehungen: Granularität, Makroframe und Subframe, Frame-Netzwerk 122
6.3 Einsatzbereiche und Nutzen frame-semantischer Analysen 128
III Etymologie, Bedeutungsbereiche und Wortfamilie 131
1 Anmerkungen zur Etymologie 131
2 Anmerkungen zu den Bedeutungsbereichen 133
3 Deutsche und lateinische Lexeme für ‚Treue‘ 135
4 Die Wortfamilie: Zum Stellenwert von Derivaten und Komposita 137
5 Das graphische Erscheinungsbild 139
IV Verwendungsweisen von "triuwe" und diskursive Formationen von ‚Treue‘ in deutschsprachigen Texten von den Anfängen bis 1350 141
1 Theoretische, methodische und empirische Ausgangspunkte 141
2 Korrespondenzen im weiteren semantischen Umfeld: Schlüsselwörter, Geltungsbereiche und Themenfelder 147
2.1 Aufzählungen als Basis für die Ableitung von Geltungsbereichen 148
2.2 Themenfelder und ihre sprachliche Realisation über Schlüsselwörter 155
2.3 Zusammenfassung 158
3 Lexikalische Solidaritäten und Kollokationen – das engere semantische Umfeld 159
3.1 "triuwe" und "untriuwe" in Präpositionalphrasen 161
3.1.1 "si klagten in mit triuwen" – Phrasen mit den Präpositionen "mit" und "ane" 163
3.1.2 "daz wiſzit vf die druwe min" – Phrasen mit den Präpositionen "bî" und "ûf" 166
3.1.3 "thurh iro treuua gôda" – Phrasen mit den Präpositionen "in" und "durch" 168
3.1.4 "Din hertze von triwen iſt erieten" – Phrasen mit der Präposition "von" 170
3.1.5 "si lif zu diner truen" – Phrasen mit der Präposition "ze" 172
3.1.6 "uor intriwen nemac ſich niemen bewarn" – Phrasen mit den Präpositionen "umbe" und "vor" 173
3.1.7 Zusammenfassung 174
3.2 "triuwe" und "untriuwe" im Objektgebrauch 179
3.2.1 "Mînemo trûte léist ih trûiuua – triuwe" als Patiens 179
3.2.2 "Sin alde truwe in rurte – triuwe" als Agens 185
3.2.3 Zusammenfassung 188
3.3 Direkte und indirekte Modifikation von "triuwe" und "untriuwe" 190
3.3.1 "nu scolt du mich erhoren durch die waren triwe" – direkte Modifikation 190
3.3.2 "du solt in holt mit trǐwen sin" – indirekte Modifikation 193
4 Formulierungsroutinen 196
4.1 Zweiwortverbindungen und formelhafte Wendungen 198
4.1.1 Zweiwortverbindungen 198
4.1.2 Bekräftigung – Betonung – Beteuerung: "triuwe" in Routineformeln 208
4.1.3 Formelhafte Wendungen mit referentiellem Charakter 213
4.2 Formulierungsroutinen in Rechtstexten 215
4.2.1 Urkunden 216
4.2.2 Rechts- und Stadtbücher sowie die "Schwäbische Trauformel" 224
4.3 Rechtsrelevante Formulierungsroutinen in diskursiver Perspektive 233
5 Sprachliche Bilder 241
5.1 Ausgangsbereich: Natur 243
5.2 Ausgangsbereiche: Sinne, Emotion und Kognition 245
5.3 Ausgangsbereiche: Gegenstände und Materialität 249
5.4 Ausgangsbereiche: Handlungen und Geschick 253
5.5 Ausgangsbereiche: Personen und personale Bindungen 257
5.6 Zusammenfassung 259
6 Das Konzept von "untriuwe" 261
6.1 "untriuwe" als Vergehen, Sünde und Todsünde 262
6.2 "untriuwe" in Herrschaft, Gesellschaft und Familie 265
6.3 "untriuwe" als Zustand der Aussichtslosigkeit 267
6.4 Wege aus der "untriuwe" 270
6.5 Richtungweisend: keine "triuwe" als Hinweis auf "untriuwe" 270
6.6 Auswege und Perspektiven: das Fehlen von "untriuwe" 272
6.7 Zusammenfassung 276
7 Der situative Rahmen von Treueverhältnissen 277
7.1 "So bind ich mich mit minen triwen vnder mins Vaters Inſigel" – Konstituierung und Beginn von Treueverhältnissen 279
7.2 nv tv̊t mir ǐwer triwe ſchin – optimale Durchführung von Treueverhältnissen 284
7.3 "ur true is kleine gnůch da bi" – Treueverhältnisse in der Krise 290
7.4 "In then truwen er in verriet" – der Bruch von Treueverhältnissen 296
7.5 "Da uerſagt im die fraw ir trew mit ſmehigen worten" – das Ende von Treueverhältnissen 301
7.6 Zusammenfassung 304
8 Akteure und personelle Konstellationen 305
8.1 Herrschaftliche Treueverbindungen 305
8.2 Genossenschaftliche Treueverbindungen 310
8.3 Treueverbindungen zwischen Mann und Frau 315
8.4 Treuebindungen zwischen Eltern und Kind 321
8.5 Der Mensch und spirituelle Instanzen 326
8.5.1 Der Mensch und Gott 327
8.5.2 Der Mensch und Jesus Christus 329
8.5.3 Der Mensch und Maria 331
8.5.4 Mensch, Gott und Teufel 333
8.6 Individuum und abstrakte Instanz 335
8.7 Zusammenfassung 338
9 Semantisierungsrichtungen und Semantiken von "(un)triuwe" 339
V Perspektiven auf Literatur 345
1 "triuwe" und ‚Treue‘ als literarhistorisches Untersuchungsfeld 347
2 Vergleichsgrößen und Inspirationsquellen: Wissensrahmen 353
2.1 Verwendungsweisen von "triuwe" und "untriuwe": Werkprofile 354
2.2 Verwendungsweisen von "triuwe" in Wolframs von Eschenbach "Parzival" 360
2.3 Perspektiven 363
VI Synergien, Grenzen und neue Wege einer historischen Semantik 365
1 Synergetisierung 366
2 Korpusarbeit und Grenzen 366
3 Wissensrahmen und Anschlussfähigkeit 367
4 Perspektiven und Desiderata 367
5 Kollokationen und Diachronie 368
6 Semantisierung und Konzeptualisierung 369
VII Anhang 371
1 Verzeichnis der Primärquellen 371
2 Literaturverzeichnis 394
3 Zeiträume und Belegzahlen für triuwe und untriuwe 415
4 Belegstellen von "triuwe" und "untriuwe" 420
5 Verzeichnis der Abbildungen 432
Backcover 435