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Tschingis Khaan in der deutschsprachigen Literatur

Eine Geschichte des (Nicht-)Wissens

Nowoitnick, Jule

Heidelberg Transcultural Studies, Bd. 4

2018

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Während der Name Tschingis Khaan im globalen Gedächtnis fest verankert ist, geht das historische Allgemeinwissen zu ihm über einige Eckdaten kaum hinaus. Diese Spannung von Wissen und Nicht-Wissen prägt auch seine literarischen Darstellungen, gewährt künstlerische Freiheiten, zeigt aber auch Grenzen für die Inszenierung einer historisch wie kulturell unbekannten Figur auf. Die vorliegende Studie erarbeitet erstmalig die literatur-, kultur- und wissenshistorische Rezeption Tschingis Khaans vom Mittelalter bis in die Gegenwart und erschließt dabei komplexe Wechselspiele zwischen literarischen Intentionen, sozio-politischen Kontexten und kulturgeschichtlichen Traditionen im Blick nach Asien. Im Zentrum steht die Frage nach dem Umgang der Autoren beziehungsweise der historischen Literatur als Gattung mit dem (Nicht-)Wissen über Tschingis Khaan.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover Cover
Titel 3
Impressum 4
Inhaltsverzeichnis 5
Vorwort 9
1 Einleitung 11
1.1 Forschungsstand zur Rezeption Tschingis Khaans 14
1.2 Quellen und Vorgehen 16
1.3 Zur Biographie Tschingis Khaans und ihrer Rezeption 21
2 (Nicht-)Wissen über fremde Geschichte: Theoretische Grundlagen 35
2.1 Von Charisma, Heroisierung und Mythisierung 36
2.2 Von historischen Romanen, eigener Weltanschauung und fremder Geschichte 40
2.2.1 Der historische Roman und die Geschichtstheorie 40
2.2.2 Schreibverfahren der Weltanschauungsliteratur 44
2.2.3 Fremde Geschichte und die Frage nach Geschichtssignalen 46
2.3 Zur Konzeptionalisierung von (Nicht-)Wissen in/aus/und Literatur 50
2.3.1 Ansätze einer literaturwissenschaftlichen (Nicht-)Wissensgeschichte 50
2.3.2 Transformation, Kulturtransfer und Transkulturalität 57
2.3.3 Transkulturelle Transfers und Transformationen von Wissen 63
3 Der lange Weg in die deutsche Gelehrsamkeit und Literatur: Mittelalter bis 1900 67
3.1 Von den mittelalterlichen Reiseberichten bis zu den ersten europäischen Geschichtswerken der Frühen Neuzeit 67
3.2 Auftakt in der französischen Literatur: Anne de la Roche-Guilhens "Zingis" (1691) und Voltaires "L’Orphelin de la Chine" (1755) 75
3.3 Tschingis Khaan an der Londoner Drury Lane: Arthur Murphys "The Orphan of China" (1759) und Alexander Dows "Zingis" (1769) 86
3.4 Tschingis Khaan in der deutschsprachigen Literatur und Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts 97
3.4.1 Erstauftritt in einem ‚historisch-romantischen Heldengemälde‘: Kurt von der Aues "Genghiz-Khan" (1824) 103
3.4.2 Im Wettstreit der orientalistischen Fachdisziplinen 108
3.4.3 Eine politisch-ästhetische Improvisation: Maximilian Langenschwarz’ "Dschingiskhan" (1848) 116
3.4.4 Zur Relevanz von (Nicht-)Wissen: Karl Gutzkows "Dschingiskhan" (1876) 123
3.5 Fazit 127
4 Experimente um einen fremden Helden in eigenen Traditionen: 1900 bis 1932 129
4.1 Die Krise der Geschichte und der doppeldeutige Blick nach Asien 131
4.1.1 Die Krise des Historismus und der historischen Literatur 131
4.1.2 Sehnsucht nach Asien oder die Angst vor einem neuen Tschingis Khaan 133
4.2 Zur Machtlosigkeit der Mächtigen: Paul Ernsts Novelle "Der Tod des Dschinghiskhan" (1903) 144
4.3 Tschingis Khaan im historischen Roman der Weimarer Republik 152
4.3.1 Gewusstes Spiel mit Asienbildern: Otfrid von Hansteins "Der blutrote Strom" (1924) 154
4.3.2 Eine expressionistisch-mythische Utopie: Otto Gmelins "Temudschin, der Herr der Erde" (1925) 165
4.4 Ein einflussreiches Zwischenspiel: Harold Lambs "Genghis Khan" (1927) und der Beginn der US-amerikanischen Rezeption 180
4.5 Ein weltanschauliches Versepos: Wolfgang Mahns "Dschingis Khan" (1932) 186
4.6 Fazit 196
5 Gegen- und Vorbild eines ,Führers‘: 1933 bis 1945 199
5.1 (Literatur-)Politische Faktoren der Rezeption Tschingis Khaans 201
5.1.1 Die ‚Mongolische Frage‘ oder Hitler und Tschingis Khaan 201
5.1.2 Möglichkeiten fiktionaler Geschichtsdarstellung im Dritten Reich 208
5.2 Tschingis Khaan in der hybriden Sachliteratur der Moderne 213
5.2.1 Systemkritik im ideologischen Gewand: Joachim Barckhausens "Das Gelbe Weltreich" (1935) 215
5.2.2 Ein Tatsachenroman, der Tatsachen schuf: Michael Prawdins "Tschingis-Chan" (1934/1938) 224
5.3 Tschingis Khaan als religiös-mythische Projektionsfläche in der historischen Literatur 237
5.3.1 Naturmagische Grenzwanderung: Mathilde von Metzradts "Der letzte Ritt des Dschingis-Khan" (1937) 237
5.3.2 Die ,Gelbe Gefahr‘ als drohende Apokalypse: Emanuel Stickelbergers "Der Reiter auf dem fahlen Pferd" (1937) 244
5.3.3 Führerkult und Kriegswarnung: Rudolf Rauchs Herr der Horden (1940) 254
5.4 Fazit 265
6 Verdrängung und Aufarbeitung: 1946 bis 1969 269
6.1 Tschingis Khaan im Einflussbereich von Politik und Wissenschaft 270
6.1.1 Zur Kontinuität der politischen Rhetorik im Kalten Krieg 271
6.1.2 Deutsch-deutsche Geburtsstunden der Mongolistik und neue alte Quellen 273
6.2 Formvollendete Schweizer Gesellschaftskritik: Jakob Bührers "Die drei Gesichte des Dschingis-Khan" (1951) 275
6.3 Tschingis Khaan im historischen (Unterhaltungs-)Roman der jungen BRD 285
6.3.1 Kollektiver Freispruch im historischen Gewand? C.C. Bergius’ "Blut und Blüten für Dschingis-Chan) (1951) 287
6.3.2 Im Zentrum eines „Weltmosaiks“: Julius Overhoffs "Die Welt mit Dschingiz-Chan" (1959) 296
6.3.3 Eine geschichtsphilosophierende Liebesgeschichte: Annemarie Süchtings "Die Schalen des Dschingis-Khan" (1967) 306
6.4 Exotik und Erinnerung im historischen Jugendroman der BRD 314
6.4.1 Aufarbeitung oder Ausflucht? Hans Baumanns "Steppensöhne" (1954) 317
6.4.2 Mongolistische Fachperspektive unter Pseudonym: Peter Zuckmantls "Dschingis-Khan erobert sich ein Weltreich" (1956) 328
6.4.3 Die Ideologie des Abendlandes in jugendliterarischer Tradition: Hugo Kochers "Temudschin" (1969) 339
6.4.4 Ein weiterer Durchschreiber: Hans Eduard Dettmanns "Auf dem Rücken ihrer Pferde (1970) 347
6.5 Tschingis Khaan in der historischen Nachkriegsliteratur der DDR 354
6.5.1 System- und Kriegskritik nicht nur für den jugendlichen Leser: Kurt Davids "Der schwarze Wolf" (1966) und "Tenggeri" (1968) 355
6.5.2 Ein Plädoyer für den Völkerfrieden: Erich Schönebecks "Und auf Erden Tschingis Chan" (1966) 369
6.6 Ein Exkurs in die US-amerikanische Populärkultur: John Wayne als Tschingis Khaan 379
6.7 Fazit 384
7 Von absoluter Fremde zur globalen Ikone: 1970 bis zur Gegenwart 387
7.1 Die stillen 1970er und 1980er Jahre oder die Mongolei als ‚Die Fremde‘ 387
7.1.1 Ideologischer Bruch ohne Neuanfang: Rainer M. Schröders "Dschingis Khan" (1981) 391
7.1.2 Von der Beharrlichkeit etablierter Lesarten: Martin Angers "Dschingis Khan" (1983) 396
7.1.3 Zwischenfazit 401
7.2 Ein Exkurs in die mongolische ‚Wende‘ und Tschingis Khaans englischsprachige Rezeption nach 1990 403
7.2.1 Ein anderer Blick auf Tschingis Khaans Geschichte: Pamela Sargents "Ruler of the Sky" (1993) 408
7.2.2 Projektionen martialischer Kriegerheroik: Conn Igguldens Conqueror-Reihe (2007–2011) 414
7.3 Tschingis Khaan in der deutschsprachigen Rezeption nach 1990 420
7.3.1 Tschingis Khaan in der deutschsprachigen Lyrik seit 1945: Fundstücke 424
7.3.2 Die zweite Karriere von Michael Prawdins "Tschingis-Chan und sein Erbe" 433
7.3.3 Selbstfindung in exotistischer Kulisse: Barbara Goldsteins "Der Herrscher des Himmels" (2007) 435
7.3.4 Metafiktionales Spiel in mongolischer Eigenperspektive: Galsan Tschinags "Die neun Träume des Dschingis Khan" (2007) 442
7.3.5 Moralische Erziehung im historisch-fantastischen Jugendroman: Wolfgang Hohlbeins "Drachenbrüder" (2015) 452
7.4 Fazit 461
8 Schlusswort 465
9 Literaturverzeichnis 475
9.1 Abbildungen 475
9.2 Archivalia 476
9.3 Primärliteratur und Filme 477
9.4 Primärquellen 480
9.5 Sekundärliteratur 491
9.6 Allgemeine Nachschlagewerke und Internetquellen 508
10 Anhänge 511
10.1 Personenregister 511
10.2 Tabelle zur Transkription mongolischer Begriffe 514
Backcover 515