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Der Dichter und die Kunst

Kunstkritik in Frankreich. Baudelaire, Gautier und ihre Vorläufer Diderot, Stendhal und Heine

Drost, Wolfgang

Herausgeber: Riechers, Ulrike

Reihe Siegen. Beiträge zur Literatur-, Sprach- und Medienwissenschaft, Bd. 180

2019

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Wie brachten die Dichter dem großen Publikum die Kunstwerke nahe, die in den öffentlichen ‚Salons‘ in Paris im Rhythmus von ein oder zwei Jahren ausgestellt wurden? Kunstkritik war oft nicht nur Kritik, sondern poetische Gestaltung des im Kunstwerk enthaltenen emotionellen Gehalts. Bildbetrachtung wurde als ein den ganzen Menschen erfüllendes Erleben angesehen. Persönliche von einem Kunstwerk ausgelöste Assoziationen und Glücksempfinden wurden kontrovers diskutiert; Stendhal beurteilte die Qualität eines Gemäldes nach seiner gleichsam erotischen Ausstrahlung; Diderot und Heine nutzten die Besprechung der Ausstellungen zu Plaudereien über Politik und Religion. Gautier wurde in seiner Leidenschaft für das tiefgründig Schöne zum Wegbereiter des ‚fin de siècle‘. Baudelaire formulierte Vorbehalte gegenüber dem sich bildenden Impressionismus sowie der Malerei seines Freundes Manet und skizzierte seine Vision der Moderne.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag Umschlag
Titel 3
Impressum 4
Inhalt 5
Vorwort 11
Vorbemerkung 12
I Was will Kunstkritik im 19. Jahrhundert? 13
Von der Macht der Dichter-Kritiker 14
Von der Rhetorik des Kunstwerks 17
Vom Recht auf ästhetischen Hedonismus – die Verlagerung des Kunstwerks in die Psyche des Betrachtenden 18
Von der absoluten Verfügungsgewalt über das Kunstwerk: Das Bildgedicht 20
Exkurs und Ausblick: Kunstkritik als eine Grundlage der Kunstgeschichte – Rezeption, Tourismus und historischer Ansatz 23
Bibliographische Notiz 26
II Von den Anfängen der französischen Kunstkritik 27
Mäzenatentum und Apotheose des Absolutismus 27
Vom Beginn der Kunstkritik: La Font de Saint-Yenne, Saint-Yves und Gougenot 29
Tragödiendichtung als Vorbild der Historienmalerei 30
Briefstil und Dialogstruktur 32
Interessevolles Wohlgefallen und Moralistik 33
Das Dilemma der Mimesis einer fehlerhaften Natur 34
Saint-Yves’ Offenheit für das Barock und seine Apologie der freien Faktur 35
Gegenwartsbezug: Mode – pro und contra 36
Bibliographische Notiz 38
III Denis Diderot (1713-1784) 39
Der Aufbruch: Das Ich gegen die Norm 39
Der Kunstkritiker als Aufklärer 40
Dialektische Strukturen von Diderots Kunstkritik 42
Moral und bürgerlicher Realismus 45
Kompositionsprinzipien und Öffnung zur Wirkästhetik: „Rapports und lignes de liaison“ 45
Bruch der Einheit von Gut und Böse 49
Vernet oder die Frage nach Gott 50
Gegen Mimesis von Natur und Antike 52
Natur als Regulativ und virtuelles Vorbild 53
Vom „modèle idéal“ zum „modèle intérieur“ 54
Bibliographische Notiz 57
IV Henri Beyle, genannt Stendhal (1783-1842) 59
Stendhals künstlerische Ausbildung 59
Unzulänglichkeiten des Dilettanten 60
Stendhal, ein radikalisierter Du Bos: Die Forderung nach Expressivität und Emotion 62
Die Absage an Kant: Erotik statt interesselosen Wohlgefallens 65
Schönheit, geschönte Hässlichkeit und utilitaristische Ästhetik 70
Soziologische und anthropologische Ansätze 72
Der Sturz des „beau idéal“ 74
Vom Künstlertum: Libido, Kreativität und Marketing 76
Zwischen Klassizismus und Romantik 78
Stendhal in den Augen der Großen: Goethe, Baudelaire, Delacroix und Nietzsche 82
Bibliographische Notiz 84
V Heinrich Heine (1797-1856) 85
Heine, ein willkommener Gast in Frankreich 85
Die Gemäldeausstellung in Paris 1831 86
Heines Supranaturalismus 87
Heines hermeneutischer Ansatz: Die Berücksichtigung der Intention des Künstlers 89
Die „missverstandene Romantik“ 91
Dialektische Kritik: Delacroix’ „Die Freiheit führt das Volk“ 92
Verkehrung von Bild-Fakten: Delaroches „Cromwell vor dem Sarg Karls I.“ 93
Léopold Roberts „Schnitter“ als Sozialutopie 95
Vom „Ende der Kunstperiode“ und von der Malerei der Zukunft 97
Bibliographische Notiz 98
VI Théophile Gautier (1811-1872) 99
Der Jünger des Schönen 99
Gautier, Zeichner und Maler 100
Der Kunstkritiker: Journalist und Dichter 101
Ästhetik der Einfühlung: Empathie und das erweiterte Ich 104
Pradier und die göttliche Antike 108
Die Revolte der Bildhauer – ein Dilemma Gautiers? 113
Gautiers rhetorische Strategien 115
Préault und die romantische Skulptur 118
Ingres und die Religion der Form 122
Geheime Vorbehalte: Gautiers Einsatz für den „Abenteurer“ Delacroix 124
Union von Romantik und Klassizismus – Ein Ende der Querelle der Zeichner und Koloristen? 128
Modernität als nostalgische Avantgarde 131
Affinitäten: Gautier und die „Pompiers“ 135
Von der Macht retrospektiver Kunst 139
Ästhetisierende Nekrophilie 142
Der Erzähler Gautier – Vollender der Pompiers? 144
Manets Verstoß gegen die Konventionen 146
Gegen die „Brutalität“ des Impressionismus 149
Gautiers historischer Ort: Zwischen Tradition und Avantgarde 153
Bibliographische Notiz 156
VII Charles Baudelaire (1821-1867) 157
Kapitel 1: Erste Berührungen mit Kunst 157
Kindheit und Jugend 157
Museumsbesuche: Versailles und Nantes 159
Der Sammler Baudelaire und die Verlockung des Kunsthandels 164
Vom Charakter des Kunstkritikers 166
Kapitel 2: Dramatische Anfänge: Der Salon 1845 168
Die Apotheose Delacroix ’ 168
Ein Fehlurteil: Haussoulliers „Jungbrunnen“ 169
Ästhetik der Überraschung: Decamps 172
Irrwege auf der Suche nach Modernität: Planets „Vision der Hl. Therese“ 172
Kapitel 3: Der Klassizismus: David, seine Schule und Ingres 175
Vom Bazar Bonne-Nouvelle 1846 bis zur Weltausstellung 1855. Davids „Marat“ 175
Ingres, der „französische Raffael“ zwischen Kritik und Anerkennung 178
Kapitel 4 Die kopernikanische Wende: Der „Salon 1846“ und sein Echo 182
Der neue kritische Ansatz 182
Gegen algebraische Kritik: Naivität und Temperament 184
Hasstiraden und mephistophelische Kritik 187
Instinkt, Erinnerung und kalte Ekstase 188
Individualismus und Anarchie 190
Kapitel 5 Romantik und Neubarock – Abkehr von Raffael 195
Problematische Skulptur 195
Malerei gegen Plastik 196
Das Neubarock: Delacroix 202
Phantastisches im Alltäglichen 205
Delacroix und Baudelaire: Persönliche Beziehungen 207
Delacroix: Der Mythos von Grausamkeit und Melancholie 209
Die Fehler des Malers 211
Die Herrschaft der Imagination: Kalkül und Kreation 211
Exkurs: Die Verdammung der Photographie 215
Die Herausforderung des Sujets. Narrative Malerei 218
Legros und die religiöse Genremalerei 220
Assoziative Kunstkritik am Beispiel von Legros 221
Hedonistische Kunstkritik: Von Haussoullier und Henri Baron zu Delacroix’ „Ovid bei den Skythen“ 223
Kapitel 6 Landschaftsmalerei. Von der Synästhesie zur Autonomie der Farbe 227
Baudelaires Traumlandschaften: Romaneskes und Kulissenmalerei 227
Landschaftsmalerei und Mnemotechnik 228
Corots Naivität 231
Rousseau und Daubigny – Die Kontroverse über die freie Faktur 232
Boudins Phantasmagorien 236
Der Protest gegen das Skizzenhafte und den Impressionismus: Malraux contra Baudelaire 237
Molekularchemie, Vitalismus und impressionistische Landschaftsvision 239
Chevreul und Theorien der Vibrativität 241
Das Kriterium musikalischer Farbwirkung 243
Grenzüberschreitung: Physiologisches und Psychisches von Helmholtz zu Laugel 246
Exkurs über Begrifflichkeiten: „impression und sensation“ 247
Von der „Hülle“ oder der Bedeutung des Akzidentellen. Schönheit und Moderne 247
Autonomie von Farbe und Linie: Delacroix’ Fresken in Saint-Sulpice – Öffnung zur gegenstandslosen Kunst? 249
Von der Impression und Vibrativität zur Hieroglyphe: Die Wendung zur Mystik. „Alles Irdische ist nur ein Gleichnis“ 253
Kapitel 7 Phantasmagorien der Moderne 256
Constantin Guys – der Maler des modernen Lebens. Vom Zauber des Hässlichen 256
Die Kokotte als Venus der Moderne 258
Die zwielichtige Schönheit der Pariser Halbwelt – Von Guys zu Edgar Degas 259
Karikatur und Zivilisationskritik 260
Die Moderne als Phantasmagorie und die „Sept Vieillards“ 264
Kapitel 8 Édouard Manet und die Dekadenz 267
Malerei und Dichtung – Fragwürdige Entsprechungen 267
Der „Gitarrenspieler“ und die Suggestivität des Beiwerks 268
„Lola de Valence“ und das Problem der Vereinzelung im Figurenbild 270
„Das Konzert in den Tuilerien“ – die Provokation der „Fleckenmalerei“ 272
Der „Erste in dem Verfall Ihrer Kunst“: Baudelaires Absage an die Malerei des Freundes 273
Bibliographische Notiz 277
Gesamtschau 279
Abbildungsverzeichnis 285
Bibliographie 289
Index 309
Rückumschlag Rückumschlag