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Exilerinnerungen deutschsprachiger Juden an Shanghai 1938–1949

Weißbach, Judith

Schriften der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Bd. 20

2017

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Shanghai, die internationale Hafenmetropole am Chinesischen Meer, bedeutete für deutsche und österreichische Juden, die Ende der 1930er Jahre verzweifelt nach einem Aufnahmeland suchten, sowohl geografisch als auch kulturell das Ende der Welt. Dennoch bot die Stadt zwischen 1938 und 1949 einer der größten deutschsprachigen jüdischen Exilgemeinden Zuflucht vor dem Nationalsozialismus. Die Shanghaier Migrationserfahrung – die Umstände der Aufnahme, die Lebensbedingungen in der besetzten Stadt sowie die Exildauer – stellt eine einzigartige und häufig als „exotisch“ beschriebene Exilerfahrung im Kontext des Zweiten Weltkriegs dar. Die alltagsgeschichtliche Analyse der Flucht- und Exilgeschichten der Shanghaiflüchtlinge, von denen nur ein geringer Teil veröffentlicht wurde, vermittelt tiefe und persönliche Einblicke in die unbekannten Lebenswelten, in denen sich die Shanghaiflüchtlinge behaupten mussten. Mit dem Erinnerungsdiskurs über das Shanghaier Exil wird ein wichtiger Meilenstein in der Überwindung der eurozentrischen Sicht des Zweiten Weltkriegs gesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover Cover
Titel III
Impressum IV
Vorwort V
Inhaltsverzeichnis VII
Abkürzungsverzeichnis X
1 Einleitung 1
2 Analyse von Autobiografien: Identität, Erinnerung und Diskurs 7
2.1 Identität und sozialer Bezugsrahmen 8
2.2 Erinnerung, Gedächtnis und Diskurs 12
3 Alltagsgeschichte und Lebenswelt 15
3.1 Quellensammlung 19
3.2 Analyse des Diskurses 19
3.3 Beschaffenheit der Quellen 21
3.3.1 Egodokumente, Selbstzeugnisse, Erinnerungstexte 21
3.3.2 Exkurs: Oral History 25
3.3.3 Abgrenzung und Entwicklung der modernen (jüdischen) Autobiografie 26
3.3.4 Vergessen, erinnert, (re-) konstruiert: die Herausforderung der Erinnerungstexte 27
4 Quellen und Diskursentwicklung: 1940er-Jahre bis heute 31
4.1 Entstehung – Formierung – Pluralisierung – Popularisierung des Diskurses 33
4.1.1 1940er- und 1950er-Jahre: schweigsame Jahre eines entstehenden Diskurses 34
4.1.2 Zusammenfassung 1940er- und 1950er-Jahre 38
4.2 1960er- und 1970er-Jahre: „Are you really interested in my experience?” Formierung des Diskurses 38
4.2.1 Exilliteratur und Exilforschung 40
4.2.2 Kranzler’s Japanese, Nazis and Jews: erstes wissenschaftliches Interesse 42
4.2.3 Jüdische Geschichtsschreibung in China bis 1980 – ‚The Silent Age‘ 43
4.2.4 Zusammenfassung 1960er- und 1970er-Jahre 45
4.3 1980er-Jahre: Formung von Erinnerungsgemeinschaften: Pluralisierung des Diskurses 45
4.3.1 Erste weibliche Perspektive 46
4.3.2 Shanghai-Geschichten in der DDR 47
4.3.3 Gemeinsamkeiten der Autorengeneration der 1980er-Jahre 50
4.3.4 Zusammenfassung 1980er-Jahre 51
4.4 1990er-Jahre bis heute: Popularisierung des Diskurses 52
4.4.1 Geerbtes Exil 57
4.4.2 Exil Shanghai: Stoff, aus dem Romane und Filme sind 58
4.4.3 Shanghai-Forschung: fernöstliches Narrativ über den Zweiten Weltkrieg 60
4.4.4 Chinesische Arbeiten über das jüdische Exil: “a symbol of traditional friendship between the Chinese and Jewish people” 61
4.4.5 Chinesischer Philosemitismus: Lernen vom ‚jüdischen Erfolg‘ 65
4.4.6 Rickshaw.org – virtuelle Netzwerke der Shanghailänder 67
4.4.7 Zusammenfassung des Diskurses seit den 1990er-Jahren 68
4.5 Zusammenfassung des Schreibens und Sprechens über das Exil 68
5 Lebenswelt und Alltagserinnerungen: Analyse der Erinnerungstexte 71
5.1 Prolog zu Vertreibung und Exil: 1920er- und 1930er-Jahre 75
5.1.1 Bürgerliches Leben – jüdisches Milieu 76
5.1.2 Religiöse Erziehung und Orientierungen 82
5.1.3 Zusammenfassung 87
5.2 Hitlers Machtergreifung und antijüdische Gesetzgebung 89
5.2.1 Schule im Nationalsozialismus: zwischen Diskriminierung und Identitätssuche 93
5.2.2 Scheidungen, Trennungen und Patchwork: Einwirkungen auf das Familienleben 97
5.2.3 Zusammenfassung 100
5.3 Reichspogromnacht und Deportationen: Wendepunkt und Fluchtgedanken 101
5.3.1 Vorbereitung der Flucht: ”Battling Bureaucracy“ 106
5.3.2 Zusammenfassung 118
5.3.3 „Zu den bezopften Messerschluckern und jonglierenden Tellerfritzen?“ Chinabilder und -diskurse vor der Flucht 119
5.3.4 Unfreiwillige Abenteurer 125
5.4 Die Flucht: Abschied und Reiserouten 128
5.4.1 Grenzüberschreitungen und Reisewege 134
5.4.2 Shanghai-Fahrer: Exilanten, Emigranten, Flüchtlinge, Vertriebene? 138
5.4.3 Die Schiffsreise: „noch etwas beurlaubt von den Realitäten des Lebens“ 139
5.5 Ankunft in Shanghai „…as if we had come from a different planet“ 147
5.5.1 Staatsbürgerschaft, Identität und Zugehörigkeit 154
5.6 Shanghai – umkämpfte Metropole am Huangpu 160
5.6.1 Einreisebeschränkungen 166
5.7 Einrichten im Wartesaal 170
5.7.1 Heimweh und Nostalgie: Stadtwahrnehmung als Exilerfahrung 171
5.7.2 Etablierung und Rückzug in eine deutschsprachige Exilwelt: kulturelle Identifikationen im Exil 175
5.7.3 Deutsche Sprache als zweite Heimat 181
5.7.4 Juden in Shanghai – Kaleidoskop der Shanghaier Gesellschaft 184
5.7.5 Heranwachsen in Shanghai 194
5.7.6 Die Beschränkungen des Ghettos 204
5.7.7 Hygienediskurs: Sauberkeit und Wohnen 210
5.7.8 „Die Identitätskrise war schlimmer denn je.“ – Bewältigungsstrategien 214
5.7.9 Weibliche und männliche Exilwahrnehmung und Bewältigung 218
5.8 Shanghailänder, Chinesen, Nazis und Japaner in Shanghai 224
5.8.1 „[E]in Leben nebeneinander gelebt“ – die Wahrnehmung der Chinesen 224
5.8.2 Westliche Ausländer und jüdische Emigranten: Identifikation und Segregation 245
5.8.3 Deutsche und Nazis in Shanghai 249
5.8.4 Getrennte Shanghaier Lebenswelten 255
5.8.5 Wahrnehmung der Japaner: „Verfolgt aber wurden sie nicht“ 257
5.8.6 Shanghailänder als retrospektive Selbstbezeichnung 265
5.8.7 Wartesaal Shanghai 267
5.9 Kriegsende in Shanghai 269
5.9.1 Ambivalenter Erinnerungsort: der 17. Juli 1945 und die Befreiung 270
5.9.2 Amerikanische Befreier 272
5.9.3 Kriegsende und Kommunistische Revolution in China 276
5.10 Weiterwanderung 280
5.10.1 Die Vereinigten Staaten von Amerika 283
5.10.2 Palästina – Israel 286
5.10.3 Australien 287
5.10.4 Weiterwanderung in die Karibik 289
5.10.5 Remigration in beide Deutschlands und Österreich 291
5.10.6 Über Shanghai schreiben: Flüchtlinge und HolocaustÜberlebende 296
6 Ergebnisse der Arbeit 299
6.1 Herausforderungen und Bewältigungsstrategien: Selfmade- Geschichten 299
6.2 Entwicklungen und Einflüsse auf die Identität 301
6.3 Wahrnehmung der Fremde als Spiegel der Selbstwahrnehmung 302
6.4 Kollektive Erfahrung und gemeinsame Erinnerung 303
Unveröffentlichte Memoiren und Dokumente 305
Literaturverzeichnis 306
Backcover 321