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Von heroischen Bürgern, tapferen Rittern und liebenden Hirten

Literarische Mittelalterbilder im Frankreich des 18. Jahrhunderts

Wörsdörfer, Anna Isabell

Studia Romanica, Bd. 205

2016

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die Vorstellungen vom Mittelalter in der französischen Literatur des 18. Jahrhunderts lassen sich als divers und kontrovers charakterisieren. Erinnerungen an die Geschichte und Literatur der Epoche sind weder ausschließlich von den ‚philosophes‘ vereinnahmt noch einseitig mit Negativkonnotationen versehen. Auf Basis der Verknüpfung von Gedächtnistheorien und Mittelalterrezeption differenziert die Studie die Erinnerungskulturlandschaft des vorrevolutionären Frankreichs nach Trägern, Gattungen und Inhalten. Es entsteht ein vielschichtiges Panorama, an dem die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres ebenso teilhat wie die Bibliothèque Universelle des Romans und in das die Vorstellungen des ‚roman gothique‘ ebenso einwirken wie die der Ritter- und Pastoralliteratur. So werden populäre und gelehrte, politisch-ideologisierte und eskapistische Diskurse einander gegenübergestellt, um das etablierte Bild von der eintönigen Leitkultur der ‚Lumières‘ anhand vielfältiger Subkulturen zu korrigieren.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover C
Titel III
Impressum IV
Vorwort 3
Inhaltsverzeichnis 5
1 Hinführung zum Thema 9
1.1 Problematik und Gegenstand 10
1.2 Forschungsstand 13
1.3 Methodik und Aufbau 18
2 Zum Konzept: Mittelalterrezeption innerhalb des kollektiven Gedächtnisses des 18. Jahrhunderts 23
2.1 Rezeptionsgeschichte und Gedächtnistheorien 23
2.1.1 Systematisierungsversuche der Mittelalterrezeption und ihre Erweiterung 25
2.1.2 Theoretische Ansätze zu Gedächtnis und Erinnerung und ihr Leistungsvermögen für die Mittelalterrezeption 30
2.2 Die Entstehung und Entwicklung eines Zeit- und Geschichtsbewusstseins im 18. Jahrhundert 36
2.2.1 Die ‚Querelle des Anciens et des Modernes‘ im Kontext der ‚Erfindung‘ der Geschichte 36
2.2.2 Das Mittelalter im Modell – modellhaftes Mittelalter 41
2.3 Literarische Mittelalterbilder und Erinnerungskulturen im vorrevolutionären Frankreich 47
2.3.1 Literatur als Sozialsystem: Gedächtnisträger oder Mittelalterbilder sozial 48
2.3.2 Literatur als Symbolsystem I: Gedächtnisgattungen oder Mittelalterbilder medial 56
2.3.3 Literatur als Symbolsystem II: Gedächtnisinhalte oder Mittelalterbilder thematisch 64
3 Mme de Genlis: ‚Les chevaliers du cygne ou La cour de Charlemagne‘ (1795) – Eine Modellanalyse 69
3.1 Kriegerisches Mittelalter – Herrscher und Untertanen in Kriegs und Krisensituationen 76
3.2 Höfisches Mittelalter – ritterliche Liebes- und Waffentaten 87
3.3 Ländliches Mittelalter – Liebes- und Lebensentwürfe in der Natur 98
4 Kriegerisches Mittelalter – Herrscher und Untertanen in Kriegs- und Krisensituationen 107
4.1 Königtum und Herrschaft im Frühmittelalter 107
4.1.1 Zwischen römischer Fremd- und fränkischer Selbstherrschaft: Louis-Sébastien Mercier: ‚Childéric Premier, Roi de France‘ (1774) 107
4.1.2 Von der ‚Bibliothèque Bleue‘ in vornehme(re) Kreise: ‚Die Matière de France‘ bei Jean Castilhon und dem Comte de Tressan 121
4.2 Der Hundertjährige Krieg – Facetten einer spätmittelalterlichen Krisenzeit 138
4.2.1 Royalistischer Patriotismus und bürgerlicher Heroismus: Pierre-Laurent Buirette de Belloy: ‚Le siège de Calais‘ (1765) 139
4.2.2 Paris im Ausnahmezustand: Der Bürgerkrieg zwischen Bourguignons und Armagnacs in Louis D’Ussieux’ ‚Jean sans Peur‘ (1774) 152
4.2.3 Der parodierte Jeanne d’Arc-Mythos in Voltaires ‚La Pucelle d’Orléans‘ (1773) 162
5 Höfisches Mittelalter – ritterliche Liebes- und Waffentaten zwischen Normabweichung und Ideal 187
5.1 Alte Bekannte im Liebeswahn: Gewalt und Bewährung 187
5.1.1 Das Herzmäre auf der Theaterbühne: François-Thomas-Marie Baculard d’Arnaud: ‚Fayel‘ (1770) 187
5.1.2 Jean-Baptiste de Lacurne de Sainte-Palayes Kopistenwerkstatt und die ‚Bibliothèque Universelle des Romans‘ unter dem Marquis de Paulmy: Gelehrte und galante Versionen der ‚Matière de Bretagne‘ 201
5.2 Der Weg zur Perfektion – ritterliche Erziehung im Lichte der Aufklärung 220
5.2.1 ‚L’éducation sentimentale‘ auf ‚mittelalterlich‘ oder Wie ein träger Adelsspross doch noch in die Fußstapfen seiner Ahnen tritt: François-Thomas-Marie Baculard d’Arnaud: ‚Sargines‘ (1772) 220
5.2.2 Vom ‚bon sauvage‘ zum französischen Ritter ‚par excellence‘: Jean-Pierre Claris de Florian: ‚Bliombéris‘ (1784) 235
6 Ländliches Mittelalter – Liebes- und Lebensentwürfe in der Natur 249
6.1 Pastorales Mittelalter: Hirtenleben im Languedoc: Jean-Pierre Claris de Florians ‚Estelle‘ (1787) 249
6.2 Adelige Glückssuche in der Natur 264
6.2.1 Flucht vom Hof in die Natur: Mme Riccobonis Mittelaltererzählungen ‚Histoire des amours de Gertrude‘ (1779), ‚Annales de Champagne‘ (1779) und ‚Aventures de la Germanie‘ (1780) 265
6.2.2 ‚Retour à la campagne‘: Agrikultur als (feudal-)aristokratischer Lebensinhalt in ‚poésie descriptive‘ und Essayistik: Lézay-Marnésia und andere 288
7 Schlussbetrachtung 297
7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 297
7.2 Ausblick 299
Literaturverzeichnis 303
Primärliteratur 303
Sekundärliteratur 305
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