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Barbarisches Mittelalter und Kultur der Renaissance

Darstellung und epochale Konfiguration italienischer Geschichte in ausgewählten Texten der französischen Literatur von Germaine de Staël bis Hippolyte Taine

Tichy, Susanne

Studia Romanica, Bd. 209

2024

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die Geschichte Italiens zwischen dem Jahr 1000 und der Zeit der Gegenreformation ist ein wichtiges Themenreservoir der französischen Romantik. Neben bekannten Werken wie ‚Corinne‘ von Germaine de Staël und Stendhals ‚Chroniques italiennes‘ berücksichtigt die Studie auch seltener gelesene Beispiele (u. a. von Balzac und Quinet) und widmet sich sowohl den literarischen und historiographischen Voraussetzungen des romantischen Italienbilds im 18. Jahrhundert als auch dessen Weiterentwicklung bei Taine. Ausgehend von dem Gegensatz zwischen barbarischen Sitten und künstlerischer Vollendung geht es u. a. um die Frage der epochalen Modellierung des betreffenden Zeitraums. Anstatt die Entstehung der Epochenvorstellung der Renaissance isoliert zu betrachten, bezieht die Untersuchung konkurrierende Diskurse und alternative Geschichtsmodelle ein und analysiert das Wechselverhältnis zwischen den Begriffen und Konzepten von ‚moyen âge‘ und ‚renaissance‘.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag Umschlag
Titel 3
Impressum 4
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
1. Einleitung 11
1.1 Ein Bild und seine Deutung 12
1.2 Mittelalter oder Renaissance? Mehr als eine Frage der Terminologie 14
1.3 Die Herausbildung der Epochenbezeichnungen ‚Mittelalter‘ und ‚Renaissance‘. Forschungslage und Zielsetzung 19
1.4 Literarische Epochenbilder 26
1.5 Textauswahl und Gliederung 28
2. Historiographische Darstellungsformen und Periodisierungsmodelle vom späten 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts 33
2.1 Italien in der ,Parallèle des anciens et des modernes‘ von Charles Perrault 33
2.2 ,Le siècle de Jules II et de Léon X‘ in den ,Réflexions‘ von Jean-Baptiste Dubos 36
2.3 Voltaire 43
2.3.1 Das italienische Kulturzeitalter in der ,Introduction‘ zu ,Le siècle de Louis XIV‘ 43
2.3.2 Das gespaltene 15. Jahrhundert im ,Essai sur les moeurs‘ 45
2.3.3 Licht- und Schattenseiten des ,siècle des Médicis‘ 49
2.4 Die Rolle Italiens im ,Discours préliminaire de l’Encyclopédie‘ 53
2.5 Die Periodisierung in der ,Esquisse‘ des Marquis de Condorcet 56
2.6 Die ,Storia della letteratura italiana‘ von Girolamo Tiraboschi 59
2.6.1 Die Pluralisierung der ,risorgimenti‘ und die Rolle der ,bassi tempi‘ für die italienische Kulturgeschichte 62
2.6.2 Das Prinzip der Relativierung und seine Bedeutung für die Verwendung des ,risorgimento‘-Begriffs 69
2.7 ,Del Risorgimento d’Italia‘ von Saverio Bettinelli: Wiedergeburt Italiens aus dem Geist der Aufklärung 74
2.7.1 Phasen und Faktoren des kulturellen und politischen Aufstiegs 78
2.7.2 Erscheinungsformen und kulturgeschichtliche Bedeutung von Barbarei und Zivilisation 82
2.8 Die ,Histoire littéraire d’Italie‘ von Pierre-Louis Ginguené und andere Beispiele für die Rezeption des ‚italienischen Modells‘ 86
2.8.1 Literaturgeschichtliche Periodisierung und ,renaissance‘-Begriff 89
2.8.2 Die Bedeutung der ,Histoire littéraire d’Italie‘ für die Vorgeschichte der Epochenbezeichnung ‚Renaissance‘ 95
2.9 Fazit 100
3. Das französische Italienbild in seiner historischen Entwicklung 105
4. Germaine de Staël und Sismondi 115
4.1 Italien in ,De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales‘ 115
4.1.1 Teilgebiete der italienischen Literatur und ihre Periodisierung 118
4.1.2 Die Bedeutung der ,renaissance des lettres‘ für die Frage der Renaissance-Epochenkonzeption 123
4.2 Italien und seine Geschichte in ,Corinne ou l’Italie‘ 127
4.2.1 Eingelagerte Kulturgeschichte: die erste Improvisation und Corinnes Gemäldesammlung 129
4.2.2 Die Imagination als Mittel der Vergegenwärtigung des Historischen 134
4.2.3 Unterschiedliche Zeitebenen und ihre Funktion 137
4.2.4 Die symbolische Verknüpfung von Raum und Zeit 141
4.2.5 Venedig und Florenz: Italien jenseits der Antike 144
4.2.6 Die historische Rolle der Imagination und die literarische Verwendung von Fortschritts- und Zeitalterschema 146
4.2.7 Das Ende Corinnes und die Wiedergeburt Italiens 148
4.3 Das italienische Mittelalter und seine kulturgeschichtliche Bedeutung bei Sismondi 150
4.3.1 Geschichtliche Phasen und Einflussfaktoren in der ,Histoire des républiques italiennes du moyen âge‘ 151
4.3.2 Die Rolle der barbarischen Zeiten für die ,renaissance de la liberté‘ 154
4.3.3 Der Streit um die historische Rolle der Medici 157
4.3.4 Literatur im Kontext: kulturgeschichtliche Periodisierung in ,De la littérature du midi de l’Europe‘ 160
4.3.5 Das Konzept der Phasenverschiebung und die Verwendung des ,renaissance‘-Begriffs 163
4.4 Fazit 172
5. Kleine Tyrannen und große Leidenschaften: Stendhal und Italien 175
5.1 Eine Poetik der Authentizität 176
5.2 Lucrezia Borgia: ,femme fatale‘ und Muse 182
5.3 Inspirierende Gegensätze: ,poison, passion‘ und ,renaissance des arts‘ 183
5.4 Die Herrschaft der ,petits tyrans du moyen âge‘ als Nährboden des Ausnahmemenschentums 188
5.5 Danteske Charaktere, mittelalterliche Sitten und ihre historische Verortung 191
5.6 Die Frage der Epochengliederung 196
5.7 Mittelalter und Moderne in den ,Chroniques italiennes‘ 200
5.7.1 François Cenci: Don Juan im Rom des 16. Jahrhunderts 201
5.7.2 ,L’Abbesse de Castro‘ 208
5.7.3 Chronotopische Strukturen in ,Les Cenci‘ und ,L’Abbesse de Castro‘ 215
5.8 Fazit 219
6. Das barbarische Mittelalter Italiens: Herkunft und Gestaltungsformen eines literarischen und historiographischen Motivs 223
6.1 Kulturgeschichtliche Periodisierung in Michelets Version der ,Scienza nuova‘ von Giambattista Vico 228
6.2 Die barbarischen Zeiten in Thomas Blackwells ,Enquiry into the life and writings of Homer‘ 230
7. ,Sur Catherine de Médicis‘ von Honoré de Balzac. Politik, Medizin und geheime Wissenschaften in Zeiten des Umbruchs 235
7.1 Catherine de Médicis in der Literatur 238
7.2 Die Bedeutung des sechzehnten Jahrhunderts in der ,Introduction‘ 240
7.3 ,Le Martyr calviniste‘ 245
7.3.1 Die Aufstiegsgeschichte eines ‚Märtyrers‘ in der Zeit der Religionskriege 246
7.3.2 Milieu, Architektur, Topologie 251
7.4 ,La Confidence des Ruggieri‘ 254
7.4.1 Die Melancholie des Königs 255
7.4.2 Astrologie und Alchemie 259
7.4.3 Der Spiegel als Motiv und als Metapher 269
7.5 ,Les Deux Rêves‘ 271
7.6 Alte und moderne Mordmethoden 275
7.7 Catherine de Médicis und ihr Jahrhundert im Werk Balzacs 278
8. Dekadenz und Renaissance Italiens in Edgar Quinets ,Révolutions d’Italie‘ 283
8.1 Vom Gift der Borgia zur neuzeitlichen Überwachungsstrategie 287
8.2 Die historische Rolle Machiavellis und seine Bedeutung für das Jesuitentum in den ,Révolutions d’Italie‘ 290
8.3 Der Kreis als Symbol für den Untergang der italienischen ,passion‘ 295
8.4 Das Renaissance-Künstlertum und sein historisches Umfeld 298
8.5 Die Epoche der Renaissance und die ,renaissance‘ Italiens 302
8.6 Geschichtsschreibung als Prophetie 307
8.7 Fazit: Modernisierungsprozess und Krise des Individuums 309
9. Hippolyte Taine 313
9.1 Kunst- und Geschichtserfahrung als wissenschaftliches Programm im ,Voyage en Italie‘ 314
9.2 Raphael-Betrachtungen: Versuch einer objektiven Kunstrezeption 319
9.3 Pluriperspektivität 322
9.4 Die römische Renaissance (Hölle) 323
9.5 Florenz (Irdisches Paradies) 329
9.6 Venedig (Paradies) 335
9.7 Die Entstehung der Renaissancekultur aus dem Nährboden mittelalterlicher Zustände 342
9.8 Die italienische Renaissance in der ,Philosophie de l’art‘ 347
9.9 Die Problematik der Moderne im ,Voyage en Italie‘ 351
9.10 Modi der Kunstrezeption: Epochenüberspannende Begegnungen 360
9.11 Ungetrübter Genuss – die gefilterte Renaissance 362
9.12 Die Bedeutung von Vernunft und Affekt für die Kunstrezeption 365
9.13 Wahnsinn, Barbarentum und Mittelalter als Chiffren von Alterität 367
9.14 Eine ambivalente Epochenkonzeption 371
9.15 Ausblick 1: Der Brückenschlag vom wilden Mittelalter zum Wilden Westen 373
9.16 Ausblick 2: Jenseits von Raphael 374
10. Schlussbetrachtung 377
Literaturverzeichnis 381
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