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Stoische Ethik und platonische Bildung

Simplikios´ Kommentar zu Epiktets ‚Handbüchlein der Moral‘

Vogel, Christian

Studien zu Literatur und Erkenntnis, Bd. 5

2014

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die stoische Philosophie steht in ihren grundsätzlichen Annahmen zur Erkenntnistheorie, zur Ontologie und zur Psychologie dem Platonismus diametral entgegen. Wenn mit Simplikios ein Philosoph der neuplatonischen Schule das Werk eines Stoikers durch eine ausführliche Kommentierung würdigt und diesem im Curriculum des Philosophieunterrichts einen Platz einräumt, scheinen sich die gängigen Vorurteile gegen den Neuplatonismus als eine alles vereinnahmende und harmonisierende Philosophie zu bestätigen. Ein Blick auf das Bildungsverständnis des Neuplatonismus und den in den Texten ausführlich reflektierten erkenntnistheoretischen Grundlagen bietet jedoch Anlass sowohl zur Skepsis gegenüber diesen Vorwürfen als auch zu einer differenzierten Untersuchung des Verhältnisses von platonischer und stoischer Ethik in der Spätantike. Am Beispiel von Simplikios‘ Kommentar zum ‚Handbüchlein der Moral‘ des Epiket soll im vorliegenden Buch die Möglichkeit der Verwendung stoischer Texte als Vorbereitung für den Einstieg in das neuplatonische Bildungsprogramm dargelegt und begründet werden, ohne dass der Einsatz dieser Texte zu einer Vermischung der stoischen mit den platonisch-aristotelischen Theorien führt. So liefert Simplikios mit seinem Kommentar eine wissenschaftliche Ethik des Neuplatonismus, die mit der Darlegung und Beschreibung der Anweisungen Epiktets dem Unkundigen sowohl einen ersten Zugang in das philosophische Leben bietet als auch mit seinen weiterführenden Kommentierungen die rationalen Begründungen dieser Handlungsaufforderungen offenlegt.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Inhalt IX
1 Einleitung 1
1.1 Neuplatonischer Schmelztiegel? 1
1.2 Forschungen zum Epiktetkommentar 6
1.3 Aufbau des Buches 18
2 Theoretische Vorbesprechung 19
2.1 Erkenntnistheoretischer Hintergrund bei Simplikios 19
2.1.1 Inhalte und Gegenstände der Erkenntnis bei Platon und Aristoteles 19
2.1.2 Erkenntnisvermögen 25
2.1.3 Von der Propädeutik zur Wissenschaft 30
2.1.4 Tugendgrade 32
2.1.5 Fazit 40
2.2 Bildung und Philosophie bei Epiktet 42
2.2.1 Eckpunkte der Epiktetschen Philosophie 42
2.2.2 Stoische Grundannahmen in Epiktets Philosophie 48
2.2.3 Wege der Bildung bei Epiktet 51
2.2.4 Theorie und Praxis bei Epiktet 55
2.2.5 Anagogie bei Epiktet 68
2.2.6 Fazit 72
2.3 Ethik bei Simplikios 73
2.3.1 Erkenntnisgegenstände und Erkenntnisvermögen der wissenschaftlichen Dis-ziplinen 73
2.3.2 Hilfs‚wissenschaften‘ 74
2.3.3 Formale Eignung des Handbüchleins für die Propädeutik 76
2.3.4 Inhaltliche Eignung des Handbüchleins: stoische Apatheia als‚ zweitbeste Fahrt‘ 77
2.4 Zusammenfassung der theoretischen Vorbesprechung 81
3 Analyse des Kommentars 85
3.1 Das Proömium 85
3.1.1 Erkenntnisgegenstand und Skopos 85
3.1.2 Erkenntnisvermögen und Adressaten 89
3.1.3 Vorgehensweise bei der Analyse 94
3.2 Propädeutische Ethik für Anfänger 96
3.2.1 Die Grundlagen de rSeelenlehre in ontologischer, genealogischer und an-thropologischer Perspektive als Begründung der Ethik – der Kommentar zum ersten Kapitel 96
3.2.2 Glück und Unglück im Umgang mit Einzeldingen: die langsame Entwöh-nung alter Verhaltensmuster 134
3.2.3 Schulung des richtigen Unterscheidens bei Einzelgegenständen 141
3.2.4 Über den richtigen Umgang mit kleinen Ärgernissen im Alltag 145
3.2.5 Lenkung der Aufmerksamkeit von dem Ereignis auf die Meinung 151
3.2.6 Bildungsfortschritte 157
3.2.7 Über den „naturgemäßen Gebrauch der Vorstellungen“ 164
3.2.8 Richtig Leben, um angemessen zu sterben 169
3.2.9 Gottes Arztkunst 175
3.2.10 Über die Unabhängigkeit der rationalen Vermögen von körperlichen Gebrechen 186
3.2.11 Menschliche Potentiale (Dynameis) und deren Vervollkommnung (Aretai) 190
3.2.12 Eine Übung für den Umgang mit Verlusten 196
3.2.13 Möglichkeiten des Umgangs mit der Sorge um Verzicht 200
3.2.14 Über das Streben nach Wissen und Anerkennung 208
3.2.15 Überscheinbar gute Wünsche 211
3.2.16 Das Gleichnis vom Leben als Gastmahl 214
3.2.17 Über das Mitleiden 218
3.2.18 Das Gleichnis vom Leben als Schauspiel 220
3.2.19 Einordnung von externem Unglück 222
3.2.20 Über den Umgang mit Neid (Phthonos) und Eifersucht (Zêlos) 225
3.2.21 Gewöhnung und Vorstellung als Weg und Mittel gegen emotionale Überreaktionen 227
3.3 Propädeutische Ethik für fortgeschrittene Anfänger 233
3.3.1 Die ersten Herausforderungen angehender Philosophen 234
3.3.2 Über die Irrelevanz des guten Rufs 240
3.3.3 Die neuen Sorgen des fortgeschrittenen Schülers 242
3.3.4 Neue Handlungsprinzipien: Erste Annäherungen an Gott 255
3.3.5 Hinweise auf und Hindernisse für das richtige Meinen 260
3.3.6 Über das Schlechte (Kakon) 264
3.4 Pflichten und Gerechtigkei 283
3.4.1 Ableitungder der Pflichten (Kathêkonta) 283
3.4.2 Pflichten gegenüber den Göttern 299
3.4.3 Pflichten gegenüber sich selbst in diversen gesellschaftlichen Kontexten 322
3.4.4 Abwägen von Lüsten 331
3.4.5 Eigene Erkenntnis vs. Mehrheitsmeinung 334
3.5 (Partielle) Gerechtigkeit 335
3.5.1 Eigensinn vs. Gemeinsinn 336
3.5.2 Gerechtes Streben nach gesellschaftlichen Funktionen 341
3.5.3 Die gerechte Ordnung von Seele, Körper und Besitz 342
3.5.4 Erziehung durch angemessene Wertschätzung 344
3.5.5 Training von Selbstachtung 345
3.5.6 Ambiguität im Gegenstandsbereich der Ethik 346
3.5.7 Das Ergondes Menschen 347
3.5.8 Gerechte Verteilung von Lob und Tadel 349
3.6 Ziele und Grenzen der Epiktetschen Ausbildung 352
3.6.1 Fehlende Schritte zur politischen Tugend 352
3.6.2 Die drei Bildungszustände der Menschen 356
3.6.3 Primat der Praxis 360
3.7 Die Funktion des Gebets 366
3.7.1 Der Abschluss des Handbüchleins: Ein ‚prayer to go‘ 366
3.7.2 Das Abschlussgebet des Simplikios 369
3.7.3 Die Funktion des Gebets im stoischen Denken 370
3.7.4 Die Funktion des Gebets im Platonismus 376
3.7.5 Fazit 382
4 Schluss 386
Literaturverzeichnis 391
Sachindex 398
Stellenindex 405