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Wechselrahmen

Medienhistorische Fallstudien zum Romananfang des 13. Jahrhunderts

Bendheim, Amelie

Studien zur historischen Poetik, Bd. 22

2017

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Die vorliegende Studie unternimmt eine medien- und sozialhistorische Neubeschreibung des Erzählanfangs mittelhochdeutscher Romane, den die Forschung aufgrund seiner scheinbaren Konventionalität bislang oft vernachlässigt hat. Im Kontext der semi-oralen Rezeptions- und Performanzsituation des Mittelalters werden Varianzen in der Überlieferung des Texteingangs nicht als Verderbnis betrachtet, sondern ihnen wird eine kommunikative Funktion zugeschrieben. Anhand detaillierter Einzelanalysen dreier Romane aus dem 13. Jahrhundert (‚Flore und Blanscheflur‘, ‚Wigalois‘, ‚Wigamur‘) wird die erzähltechnische und rezeptionslenkende Funktion des variablen Anfangsrahmens untersucht, die Rückschlüsse auf die (epochenspezifische) Wahrnehmung von Welt erlaubt. Mit dem textanalytischen Modell des ‚Wechselrahmens‘ und der detaillierten Betrachtung paratextueller Elemente eröffnet die Studie neue Perspektiven auf den Erzählanfang als integralen Bestandteil des mittelalterlichen Romans.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover C
Titel 3
Impressum 4
Inhalt 5
Vorwort 11
Einleitung: Wohnt jedem Anfang denn ein Zauber inne? 13
I. Textanfang und Rahmen – Theoretische Voraussetzungen, methodische Ansätze 31
1. Erzählrahmen 31
1.1 Der Anfang als Teil des Rahmens – Ein bekleideter Text 31
1.2 Erzählen im Rahmen – Eine funktionale Bestimmung 34
2. Der Anfang in theoretischer Perspektive – Wie kommt der Text in den Kopf des Rezipienten? 40
2.1 Rezeptionsästhetik – Input, Interaktion, Imagination 42
2.2 Phänomenologische Bildtheorie 54
3. Das Input-Imagination-Modell als Lektüreschlüssel 73
3.1 Anwendung des Modells – Untersuchungsgegenstand und textfunktionale Werkzeuge 74
3.2 Paratextualität – Paratextuelle Elemente 76
3.3 Prologtheorie – Rhetorische Versatzstücke zur Konstruktion des Anfangsrahmens – Von der Bedeutung des Prologs im mittelalterlichen Roman 84
3.4 Prolog und Rhetorik in der Kontroverse – Zum Status des Prologs für das mittelalterliche Werk 91
3.5 Narratologische Plotforschung – Der Erzählfaden als Aufbau innerer Handlungsketten 101
4. Resümee und Vorbedingungen der Textanalyse 104
II. Konrad Flecks ‚Flore und Blanscheflur‘ 109
1. Erzählen mit Mehrfachrahmung 109
1.1 Der erste Prolog, ein rhetorisch-didaktischer Anfang 112
1.2 Paratextuelles Element ›Binnengeschichte‹ – Der Traum von der idealen Erzählsituation 116
1.3 Prolog zwei und drei – Gesprochene Varianten, gekürzte Sonderformen 122
1.4 Resümiert – der Anfangsrahmen als Einheit? 124
2. Die Vorgeschichte als Verbindungsraum zur erzählten Welt – Die pränatale Identität der Helden 126
2.1 Flores Vorgeschichte – Ein heidnisches Herrscherpaar vor christlicher Folie 127
2.1.1 Im Fokus: Fenix, Heidenkönig 129
2.1.2 Parallele im ‚Parzival‘ – Positives Heidenbild in der Vorgeschichte 139
2.1.3 Resümiert – das veränderte Heidenbild und seine Funktion im Erzählgefüge 142
2.2 Blanscheflurs Vorgeschichte – Von defizitären Ehepartnern und einer ›falschen‹ Heldenmutter 145
2.2.1 Blick über den Romanrand – Mesalliancen des Helden in der mittelhochdeutschen Literatur 146
2.2.2 Literarische Konstruktion und soziale Wirklichkeit 151
2.2.3 Resümiert – ‚gendertrouble‘ im ‚Flore‘ und Frauen, die aus Erzählungen verschwinden 155
3. Vom Objekt anderer Figuren zum Subjekt des eigenen Handelns – Identitätskonstruktion des Helden und Idealitätskonzept im Anfang des ‚Flore‘-Romans 161
3.1 Passive Minneeinheit 163
3.2 Von der Unmöglichkeit absoluter Minne und – einem Helden ›in der Revolte‹ 164
3.3 Minne im Baumgarten »Nicht jeder locus amoenus ist ein Paradies« 169
3.4 Resümiert – der Romananfang als Modellkollision – Konfligierende Identitätsvorstellungen in festem Rahmen 175
4. Eine lebensweltliche, unheile Welt als Rahmen 181
4.1 Textrahmenmodell – Historische Versatzstücke als paratextuelle Elemente 188
5. Kapitelabschluss - Gegensätzliches und Neuartiges im zerdehnten Raum 189
III. Wirnts von Grafenberg ‚Wigalois‘ 193
Vorspann und Hypothese einer semantischen Rahmung 193
1. Der Prolog um das sprechende Buch »Nur ein gelungener Einfall« oder mehr? 196
1.1 Das sprechende Buch als paratextuelles Element 196
1.2 Konstruktion einer zentrierten Erzählwelt 214
1.3 Resümiert – der Prologdichter als »Sekundärmensch«? 218
2. Welten, die im Anfang aufgehen - Rezipientenkonditionierung und Rahmengestaltung außerhalb des klassischen Paratextes 220
2.1 Schauplätze der Vorgeschichte - Artushof und Feenwelt 222
2.2 Dekonstruktion der arthurischen Coutume 230
2.3 Potenzierung des Unbekannten - Von fremden Rittern und wunderbaren Gürteln 235
2.4 Unheile Welten, verschlossene Reiche 250
2.5 Zwischenfazit – der Gürtel als paratextuelles Element mit Mehrfachsignifikanz 255
2.6 Räumliche Textklammern und Anfangswelten als Sinnrahmen 259
3. Aufnahme des Erzählfadens und Ausweis des Heldenmodells 266
3.1 Vorgeschichtliche Zustände - Wigalois im Objektstatus 266
3.2 Interaktion im Rahmen der Unmöglichkeit - Wigalois und der Tugendstein 273
3.3 Subjektivierung des Helden - Selektion durch Separation 281
3.4 Der Tugendstein als erzähltechnisches Klammerelement 286
3.5 Aventiurebeispiele – Ruel, Karrioz und Roaz - Wigalois unter göttlichem Schirm 290
3.6 Resümiert – Erzählen im transzendentalen Sinnrahmen 297
4. Sinnrahmen im Kontrast - Wirntscher Bildrahmen ‚versus‘ fleckscher Strukturrahmen 297
4.1 Im ›Spot‹ der Kamera - Filmisches (Kasten-)Verfahren in der Fischerepisode 301
4.2 Von sehenden Rezipienten und wunderbaren Gegenständen 304
4.3 Ein Zwischenergebnis – hier ‚(en)wirt‘ mit ‚rede (niht) getân‘ 306
IV. Der anonym überlieferte ‚Wigamur‘ 315
Einführende Überlegungen – ein Textrahmen ohne Prolog 315
1. Wie der Held stufenweise in die Handlung geschoben wird - Objekt-Subjektverschiebung als Anfangsmarkierung 318
1.1 Parallele zum ‚Parzival‘ - Zwei tumbe Helden und ihr Wirken im Anfang der Geschichte 325
1.2 Schritte hin zum Subjekt - Der Held ›lässt die Hüllen fallen‹ 331
1.3 Aptor und ein Bad in Vorbildlichkeit - Der Tugendstein als Schwellenritus 333
1.4 Resümiert – ein fertiger Held mit Manko 335
2. Vorgeschichtliche Welten als Sinnrahmen - Vom Aufbau eines Weltbildes 338
2.1 Die Unterwasserwelt als vorgeschichtlicher Erzählraum 338
2.2 Böse Meerfrauen und die Problematik weiblicher Genealogie 342
2.3 Destruktive Welten 346
2.3.1 Die Anderwelt als Spiegel der Diesseitswelt 346
2.3.2 Anderwelt, die Erste Plädoyer gegen eine soziale Utopie 353
2.3.3 Anderwelt, die Zweite Parkstation Zwergenwelt 355
2.4 Resümiert – negatives Weltenspektrum und eingeschränkte Utopie 360
3. Sît ir ritter oder kneht? Wasserwelt und Vaterkampf als rahmende Elemente 362
3.1 Offene Leerstellen und ein Ritter, der seine Existenz problematisiert 370
3.2 Zwischenfazit - Modelle der Rahmenkonditionierung im Vergleich 376
4. Anschlussaventiuren und Rahmung - Der Held als ‚künic‘ 378
4.1 Der ›zweite‹ Schluss als positiver Kontrastrahmen 382
5. Kapitelabschluss – der Rahmen formt den Heldenkörper ›The two bodies of Wigamur‹ 388
V. ‚Diz Ist Ein Erste Begin.‘ Elemente und Funktionen der Erzählrahmung im 13. Jahrhundert 391
1. Die semantische Rahmung – eine bedeutungshaltige Hülle 392
1.1 Paratextuelle Elemente und Erzählfäden als Analysewerkzeug 392
1.2 Neue Ansätze für die Untersuchung vormodernen Erzählens 397
1.3 Inhaltlich-thematischer Bezug zwischen semantischer Rahmung und Haupterzählung 398
2. Der Wechselrahmen – ein unfestes Gebilde 402
3. Weitergedacht - Konditionierendes Potenzial und Ablösbarkeit von Nicht-Rahmenelementen 409
4. Anknüpfung des Erzählfadens und Aufhängung der Erzählung 412
5. Der große Rahmen - Mythenanaloges Erzählen als Einbettung der Geschichte 418
6. Fazit – wohnt jedem Anfang ein Zauber inne 421
Anhang 431
1. Abkürzungsverzeichnis 431
2. Abbildungsverzeichnis 432
3. Quellen- und Literaturverzeichnis 432
1. Quellen 432
2. Theorie und Forschungsliteratur 436
Backcover 470