
BUCH
‚Voluntas auditorum‘
Forensische Rollenbilder und emotionale Performanzen in den spätrepublikanischen ‚quaestiones‘
Kalliope – Studien zur griechischen und lateinischen Poesie, Bd. 15
2018
Zusätzliche Informationen
Bibliografische Daten
Abstract
Wohl kaum eine Institution der römischen Republik hatte größere Macht über das Ansehen und das Schicksal von Bürgern unterschiedlichster Gesellschaftsschichten als die Gerichtshöfe des letzten vorchristlichen Jahrhunderts. Zugleich haben wenige Institutionen der Zeit mit Blick auf ihre Funktionsweise und Zielsetzung größere Forschungskontroversen ausgelöst. Das Buch rückt die Frage nach dem „Sinn“ der spätrepublikanischen ‚quaestiones‘ in den Vordergrund, indem es diesen in den kulturspezifischen Wahrnehmungsformen sucht, die das Verhalten der Akteure determinieren. Verteidiger, Ankläger und Richter werden als aufeinander bezogene und streng normierte Rollen begriffen, deren Zusammenspiel eine eminente sinnstiftende Funktion erfüllt. Die Rezeption neuerer Emotionstheorien enthüllt dabei auch die Stabilisierungsleistung der affektiven Kundgebungen und fördert das komplexe Bild eines Systems zutage, dessen normative Verankerung in den Dienst der übergeordneten Sinnmuster gestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
Zwischenüberschrift | Seite | Aktion | Preis |
---|---|---|---|
Cover | Cover | ||
Titel | 3 | ||
Impressum | 4 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Vorwort | 9 | ||
I Einleitung | 11 | ||
α "Officium facultatis oratoriae" | 11 | ||
β Der wissenschaftsgeschichtliche Hintergrund | 22 | ||
γ Methode | 29 | ||
δ Fragestellung und Gliederung der Arbeit | 31 | ||
ε Forschung | 40 | ||
II Intradisziplinäres Präludium: Die kulturellen Grundlagen der "quaestio" und das Problem der Publikation | 49 | ||
1 Kulturelle Rahmenbedingungen des römischen Prozesses | 49 | ||
2 Die Relevanz der publizierten Fassungen | 62 | ||
Erster Teil: Forensische Rollenbilder | 73 | ||
III Interdisziplinäres Präludium: Normen, Rollen und die antiken Pendants | 73 | ||
IV Die Hauptdarsteller der Gerichtsverhandlung: "patronus" und "accusator" | 83 | ||
1 Kriterien für die Rollenübernahme | 86 | ||
1.1 Motive des Verteidigers | 86 | ||
1.1.1 Entwicklung des republikanischen Gerichtspatronats | 86 | ||
1.1.2 Die Begründung des Gerichtspatronats | 94 | ||
1.1.3 Motive im untersuchten Redecorpus | 100 | ||
1.1.4 "Fides" und die Prävalenz der Authentizitätsprämisse | 108 | ||
1.2 Die Grenzen der "fides" | 110 | ||
1.2.1 "Fides vs. res publica" | 110 | ||
Exkurs: Die Konstruktion eines Rollenkonfliktes in der "Rosciana" | 116 | ||
1.2.2 Die Schuldfrage | 121 | ||
1.3 Gründe für das Einbringen einer Klage | 125 | ||
1.3.1 "Inimicitiae" | 126 | ||
1.3.2 Die Anklage "rei publicae causa" und eine pragmatische Hierarchie | 133 | ||
1.4 Die Devianzen des Anklägers | 137 | ||
1.4.1 Unerwünschte Folgen der Feindschaft | 137 | ||
1.4.2 Akkusatorische Iterationen | 141 | ||
1.5 Der Sinn der Rollenübernahme: ein Interpretationsversuch | 143 | ||
1.5.1 Der Sinn der Anklägerrolle | 143 | ||
1.5.2 Der Sinn des Gerichtspatronats | 147 | ||
2 „Altersvorschriften“ im römischen Prozess | 158 | ||
2.1 Das Bild des "patronus" | 158 | ||
2.2 Die Jugend des Anklägers | 161 | ||
Anhang: Rollenwechsel in der Rede für Roscius | 170 | ||
3 Kontraproduktive Redegabe? "Ingenium" und "dissimulatio artis" | 174 | ||
3.1 Der Ruf der Rhetorik | 174 | ||
3.2 "Ingenium": Die Reputation als Redner | 178 | ||
3.3 "Dissimulatio artis": Die Normierung der Kunst | 185 | ||
4 "Auctoritas": Überzeugungskraft und Devianz | 194 | ||
4.1 Die Bedeutung der auctoritas im forensischen Kontext | 194 | ||
4.2 Macht und Ohnmacht der "auctoritas" | 200 | ||
4.3 Thematisierung der "auctoritas" | 203 | ||
4.4 Auctoritas vs. libertas | 210 | ||
5 Bezugsgruppen des anwaltlichen Verhaltens: Richter und "corona" | 217 | ||
6 Fazit: Der Sinn der spätrepublikanischen "quaestiones" | 232 | ||
Zweiter Teil: Emotionale Performanzen | 243 | ||
V Intermezzo: Gefühle in der Geschichte | 243 | ||
1 Emotionen in den Rhetoriktheorien des Aristoteles und Ciceros: eine kulturgeschichtliche Standortbestimmung | 243 | ||
2 Rationalität der Gefühle – Historizität der Emotionen | 256 | ||
3 Die performative Dimension emotionaler Normen | 273 | ||
VI Die normative Bedingtheit der Affektivität | 279 | ||
1 Emotionen und forensische Praxis | 279 | ||
2 "Verecundia, pudor" und das gesellschaftliche Regulativ der Scham | 290 | ||
2.1 Definition und gesellschaftliche Funktion der Scham | 294 | ||
2.2 Die forensische Bedeutung der Scham | 303 | ||
2.3 Der performative Aspekt | 323 | ||
2.4 Ausblick | 326 | ||
3 Die Funktionen der Furcht und der Angst | 328 | ||
3.1 "Vereri, timere, metuere": eine Überleitung | 328 | ||
3.2 Konzeptionen der Angst | 331 | ||
3.3 Die Aussagekraft: Furcht als Indikator | 336 | ||
3.4 Die kommunikative Funktion: vom Indikator zum Appell | 341 | ||
4 Schluss: Die emotionale Reproduktion der Sinndeutungen | 351 | ||
Bibliographie | 357 | ||
Quellenausgaben, Kommentare, Lexika | 357 | ||
Sekundärliteratur | 365 | ||
Register | 383 | ||
Quellenregister | 383 | ||
Sachregister | 400 | ||
Backcover | 405 |