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‚Maniera‘

Eine andere Geschichte der Literatur in Rom

Jacquier, Joséphine Alida

Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften, Neue Folge, 2. Reihe, Bd. 166

2025

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Im Zentrum dieser Studie stehen diejenigen Texte der römischen Literatur, die die ältere Literaturgeschichte – im Hinblick auf die Klassik oder „Goldene Latinität“ – etwas müde als „Nachklassik“ oder „Silberne Latinität“ bezeichnet hat. Die wuchernde Rhetorik dieser Texte, ihre schiere Lust am Effekt und am mitunter grausamen Bild kategorisiert Ernst Robert Curtius in seinem epochemachenden Werk ‚Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter‘ (1948) mit dem der Kunstgeschichte entlehnten, überhistorisch verstandenen Begriff des „Manierismus“ und profiliert ihn als Konstante der europäischen Literatur. Die römische Literatur von der augusteischen Zeit bis an die Schwelle zur christlichen Literatur soll in dieser Studie in ihrer manieristischen Prägung perspektiviert werden. Die Streifzüge in die moderne Literatur zeigen, dass die in der manieristischen Literatur Roms ausgebildeten Denkfiguren auch in der Moderne nichts von ihrer Prägekraft verloren haben. Dass die an den Texten aufgezeigten Strukturen auch in den Werken der antiken wie der modernen manieristischen Kunst zu finden sind, bezeugt ihre Relevanz als Kriterien für eine manieristische Literatur.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag 1
Titel 3
Impressum 4
Inhaltsverzeichnis 7
1 Einleitung: Der Manierismus als geistesgeschichtliches Phänomen: ein Tableau 11
1.1 Vorüberlegungen 11
1.2 Forschungsüberblick 15
1.3 Der Manierismus als ewiger ‚revenant‘ 18
1.4 ‚Ornatus‘ als pathologisches Phänomen oder als Form der Intensität 20
1.5 Der Manierismus als kapriziöse Geisteshaltung 26
1.6 Von Zicken und (falschen) Müttern: Manieristische Literatur als ‚écriture féminine‘ 28
1.7 Fortschritt oder Warum die manieristische Literatur nicht von der Stelle kommt 31
1.8 Die Relation von Wort und Bild in der manieristischen Literatur 40
1.9 Das Gerade und das Krumme in der manieristischen Literatur 45
1.10 Manieristische Literatur als Literatur des Fluiden 47
2 Lektüren 57
2.1 Augusteische Zeit 57
2.1.1 Ovid oder Wie alles begann 57
2.1.2 Die Poetik der Korallen (Ov. met. 4, 740–752) oder „Der Baum ist kein gutes Bild“ (Darwin) 58
2.1.3 ‚Narrat Agenorides‘…doch Medusa sieht man nicht (Ov. met. 4, 772–803) 63
2.1.4 Exkurs: Monströse Ordnungen in der Kunst der augusteischen Zeit 68
2.1.5 Ovids ‚Tristien‘ zwischen Mittelbarkeit und Unmittelbarkeit 73
2.2 Neronische Zeit 77
2.2.1 Neronische Zeit: M. Annaeus Lucanus 77
2.2.1.1 Lucan oder ‚Un poëte de talent dont l’éducation a gâté le naturel‘ (Désiré Nisard) 77
2.2.1.2 Das Proömium des ‚De bello civili‘ oder die Sprache der ‚dis-cordia‘ 78
2.2.1.3 Zentren der Zwietracht und ikonische Konkordanz I: Weltensturz und das ‚cingere urbem‘ der Erinye (Bell. civ. 1, 523–583) 84
2.2.1.4 Zentren der Zwietracht und ikonische Konkordanz II: Die Restitution der Ordnung und das ‚lustrum‘ der Priester (Bell. civ. 1, 584–609) 88
2.2.1.5 Von Zentrum zu Zentrum zu Zentrum…: Arruns’ Hepatoskopie (Bell. civ. 1, 609–638) 90
2.2.1.6 ‚Como un centro‘: Lucans Ästhetik im Spiegel von Baltasar Graciáns Verständnis des ‚concepto‘ 92
2.2.1.7 ‚Caesa caput Gorgon‘: Lucans Medusa oder die Kreation aus der Dissoziation (Bell. civ. 9, 619–699) 97
2.2.2 Neronische Zeit: L. Annaeus Seneca 107
2.2.2.1 Seneca oder ‚Je est un autre‘ 107
2.2.2.2 Senecas ‚Thyestes‘ oder Warum das Bild wichtiger ist als der Plot 108
2.2.3 Neronische Zeit: Petronius Arbiter 119
2.2.3.1 Monströses Design: Petrons ‚Satyrica‘ im Zeichen des Kreises 119
2.3 Flavische Zeit bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. 135
2.3.1 M. Valerius Martialis 135
2.3.1.1 Vom fleißigen Bienchen und dem übermütigen Zündler. Martials Epigramm 4, 32 als „stille“ Pointe 135
2.3.2 Flavische Zeit bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr.: P. Papinius Statius 143
2.3.2.1 Statius trifft auf Vergil: Pathos im Fegefeuer der ‚Divina Commedia‘ 143
2.3.2.2 Ikonische Prägnanz in der Schwebe I: Statiusʼ Silve 2, 3 über den Baum des Atedius Melior (mit Exkurs zu Góngoras ‚Fábula de Polifemo y Galatea‘) 145
2.3.2.3 Ikonische Prägnanz in der Schwebe II: Statius’ „Ode an den Schlaf“ (Silvae 5, 4) 159
2.3.4 Flavische Zeit bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr.: C. Suetonius Tranquillus 205
2.3.3 Flavische Zeit bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr.: D. Iunius Iuvenalis 169
2.3.3.1 Juvenals erste Satire: Die ‚maniera‘ als sozialer und ästhetischer Code einer neuen ‚urbanitas‘ 169
2.3.3.2 In der Großstadt(-satire): Die (un-)wirklichen Leiden eines satirischen ‚underdog‘ 180
2.3.3.3 Exkurs: Die ‚maniera‘ als sozialer und ästhetischer Code in Patrizia Cavallis ‚Con passi giapponesi‘ (2019) 188
2.3.3.4 Exkurs: Das Monströse der ‚maniera‘ in Patrizia Cavallis Gedicht ‚La maestà barbarica‘ 196
2.3.4 Flavische Zeit bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr.:C. Suetonius Tranquillus 205
2.3.4.1 Suetons ‚Vita Neronis‘: Das ‚Monströse‘ des ‚style impassible‘ 205
2.4 Manieristische Literatur der Spätantike 213
2.4.1 Ausoniusʼ Mosella als eine Poetik des Fluiden 213
2.4.2 Zeitenwende. Eulalias Text-Körper zwischen Hyperbolik und Transzendenz (Prudentiusʼ ‚Peristephanon‘ III) 227
3 Conclusio 239
3.1 Kriterien für eine manieristische Literatur 239
3.1.1 Begrenzte Fülle 239
3.1.2 Radikale Ikonizität 240
3.1.2.1 Der Text als Körper 241
3.1.2.2 Das literale Denken 242
3.1.2.3 Abstrakte Formensprache 243
3.1.3 Manieristische Intensität 244
3.1.3.1 ‚Huis clos‘ in Zeit, Raum und Struktur 244
3.1.3.2 (Serielle) Reihung 246
3.1.4 In der Schwebe 246
3.1.5 (Un-)Mittelbarkeit 249
3.1.6 Manieristisches Schreiben als ‚écriture féminine‘ 252
3.2 Das Ende und weiter 253
4 Dank 255
5 Abbildungsverzeichnis 257
6 Literaturverzeichnis 259
6.1 Literatur 259
6.1.1 Textausgaben 259
6.1.2 Kommentare 260
6.1.3 Übersetzungen 261
6.2 Forschungsliteratur 262
7 Index 277