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Sprachkontakt und lexikalische Innovation in der karibischen Kontaktzone: die Beispiele bozal, cimarrón und criollo

Klimenkowa, Alla

Kreolische Bibliothek, Bd. 28

2025

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Mit dem kulturwissenschaftlichen Konzept der Kontaktzone eröffnet dieser Band eine neue Perspektive auf alle sprachökologischen Merkmale der Umgebung, in deren Rahmen der Sprachkontakt stattfindet, und stellt die Karibik als Vorzeigeregion der kommunikativen Globalisierung dar. Einerseits bildet die Karibik einen integrativen Teil eines historisch gewachsenen, sich vom amerikanischen Festland über die Iberische Halbinsel bis zum Kapverdischen Archipel und der westafrikanischen Küste erstreckenden mehrsprachigen Kommunikationsraums. Andererseits entwickelt sich hier eine eigene sprachgrenzenüberschreitende Kommunikations- und Diskursgemeinschaft mit einem eigenen, antillentypischen Vokabular. Multilaterale Austauschbeziehungen und Bedeutungswandelprozesse in der karibischen Kontaktzone werden am Beispiel von drei kulturellen Schlüsselbegriffen illustriert, die nicht nur für die Epoche der Sklaverei und die späteren Plantagengesellschaften repräsentativ sind, sondern auch in postkolonialen karibischen Idenditätsdiskursen fortwirken. Hierbei handelt es sich um die Hispanismen bozal, cimarrón und criollo und ihre Äquivalente in anderen Sprachen.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Cover U1
Inhaltsverzeichnis V
I. EINLEITUNG 1
1 Die Kontaktbeziehungen in der Karibik im 16.–17. Jahrhundert 1
2 „Kontaktzone“ als besondere sprachökologische Konstellation. Erläuterungen zum Gegenstand und den Zielen der Untersuchung 5
3 Der Untersuchungsgegenstand vor dem Hintergrund aktueller Forschungen 8
4 Darstellung der Fallbeispiele 9
5 Recherchen und Materialsammlung 12
5.1 Verwendete historische Quellen 12
5.2 Daten aus dem aktuellen Sprachgebrauch 14
5.2.1 Zur Motivation der Feldforschung 14
5.2.2 Die Methodik der durchgeführten Interviews 14
5.2.3 Die sprachlichen Besonderheiten der erhobenen Daten 16
6 Gliederung 17
II. THEORETISCH-METHODISCHE GRUNDLAGEN DER UNTERSUCHUNG 18
7 Theoretische Prämissen 18
7.1 Die Karibik aus sprachökologischer Sicht 18
7.2 Sprachökologische und kognitive Betrachtung des Themas 22
7.3 Die zu untersuchenden Beispiele als Beitrag zur kognitiven diachronen Semantik 24
7.4 Zur Erforschung genetischer Filiationen in einer Kontaktzone. Das multiple birth-Konzept 25
8 Die Darstellung der charakteristischen Prozesse der lexikalischen Innovation 27
8.1 Lexikalisches Kopieren 27
8.2 Semantischer Wandel 32
8.2.1 Das Verfahren der Metonymie 32
8.2.1.1 Frame und Kontiguitätsbeziehung als assoziativ-psychologische Grundlage der Metonymie 32
8.2.1.2 Der metonymische Prozess 34
8.2.1.3 Metonymische Verwendungen aus sprachökologischer Perspektive 38
8.2.2 Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung als Verfahren des semantischen Wandels 42
8.2.3 Die Problematik der Differenzierung zwischen Kontextvarianz und Polysemie 44
8.2.4 Volksetymologie als charakteristisches Verfahren des Bedeutungswandels in einer mehrsprachigen Umgebung 46
III. DIE ANALYSE DER FALLBEISPIELE 49
9 Bozal: das karibische Gepräge des alten spanischen Wortes 49
9.1 Einleitung 49
9.2 Die Verwendung von bozal als ‚Maulkorb‘ auf der Iberischen Halbinsel und in Hispanoamerika 50
9.3 Die Verwendung von bozal als Referenz auf Menschen und Tiere 54
9.3.1 Bozal als Personenbezeichnung 54
9.3.2 Bozal als Bezeichnung für Tiere 57
9.4 Die Verwendung von bozal als Bezeichnung für Sklaven 60
9.4.1 Bozal-Sklaven auf dem Sklavenmarkt in Valencia 60
9.4.2 Die Bezeichnung ladino auf der Iberischen Halbinsel 64
9.4.3 Das Oppositionspaar bozal – ladino 66
9.4.4 Sklaven als prototypische Referenten der Kategorie BOZAL auf der Iberischen Halbinsel 68
9.5 Die Bedeutungsentwicklung von bozal im Kontext der kolonialen Expansion. Die Re-Motivierungen des Begriffs 71
9.6 Die semantische Entwicklung des Begriffs in der postkolonialen Karibik 77
9.7 Zusammenfassung 84
10 (Ci-)Marron: das Erbe der Taino 86
10.1 Einleitung 86
10.2 Die umstrittene Etymologie des Lexems 87
10.2.1 Die metasprachlichen Kommentare zeitgenössischer Autoren 87
10.2.2 Volksetymologische Interpretationen 89
10.2.2.1 Die Etymologie von Joan Corominas & José Pascual: cima + arrón 89
10.2.2.2 Die Etymologie von Esteban Pichardo: cis- + marro 91
10.2.2.3 Marrano als Etymon 92
10.2.2.4 Die spanischen Lexeme simio und *simaran als Etyma 92
10.2.2.5 Die Diskussion der Lexeme marron/mar(r)onnier ‚Bergführer; Pirat‘ als Etyma 93
10.2.2.6 Die Namen der indigenen Völker Symarons, Çimatanes, Seminoles 95
10.2.2.7 Fazit 96
10.2.3 Hypothesen der indigenen Herkunft des Ausdrucks 97
10.2.3.1 Das arawakische Lexem símara (simara) als Etymon 97
10.2.3.2 Zur Diskussion der Ursachen der morphologischen Abweichung von cimarrón, mar(r)on und maroon 100
10.3 Die Verwendungsweisen von cimarrón und mar(r)on 103
10.3.1 Cimarrón und mar(r)on als Pflanzenbezeichnung 103
10.3.1.1 Die Referenz auf Pflanzen als Erstbedeutung des Wortes 103
10.3.1.2 Lexikalische Differenzierung der Pflanzen 107
10.3.1.3 Mawon als Pflanzenbezeichnung im Kreolischen 111
10.3.1.4 Fazit 115
10.3.2 Cimarrón und mar(r)on als Bezeichnung für Tiere 116
10.3.2.1 Der historische Gebrauch der Lexeme 116
10.3.2.2 Cimarrón und mawon als Bezeichnung für Tiere im aktuellen Sprachgebrauch 122
10.3.2.3 Fazit 124
10.3.3 Cimarrón als Bezeichnung für Indigene: „no voice, but a title“ 124
10.3.4 Cimarrón/mar(r)on als Bezeichnung für Sklaven: negrosncimarrones, nègres mar(r)ons 132
10.3.4.1 Cimarrón als Bezeichnung für afrikanische Sklaven in Hispanoamerika 132
10.3.4.2 Mar(r)on als Bezeichnung für afrikanische Sklaven in der Frankokaribik 138
10.3.4.3 Fazit 142
10.3.5 Der kontrastive Vergleich der Lexeme cimarrón und mawon im heutigen Gebrauch 143
10.4 Zusammenfassung 149
11 „Fatality of transatlantic birth“: zur Entwicklungslaufbahn von criollo/crioulo 152
11.1 Einleitung 152
11.2 Forschungsstand 153
11.2.1 Überblick über die bislang formulierten Hypothesen 154
11.2.2 Fragestellungen 156
11.2.2.1 Desiderate der Herangehensweise bei der Arbeit mit portugiesischen Primärquellen 156
11.2.2.2 Vorstellung der ältesten Belege des Wortes in spanischen Primärquellen 161
11.2.3 Der Aufbau des Kapitels 167
11.3 Die Bezeichnung criollo im Licht der ersten Belege 168
11.4 Die Verwendung von criollo als Referenz auf Sklaven in Hispanoamerika 175
11.4.1 Klassifikation der Sklavenbevölkerung 175
11.4.2 Testamente und Verkaufsverträge als Beispiele des Gebrauchs von criollo 178
11.4.3 Fazit 179
11.5 Zur Genese des Ausdrucks criollo/crioulo 181
11.5.1 Die Hypothese der Ableitung des Ausdrucks criollo/crioulo von iberoromanischen Bezeichnungen für Kinder cria, crío 181
11.5.1.1 Die Interpretation von Dieter Woll (1997) 181
11.5.1.2 Die Hypothese von Volker Noll (2004) 183
11.5.2 Die Hypothese von Joan Corominas & José Pascual (1980–1991) 185
11.5.3 Die Hypothese der europäischen Herkunft des Ausdrucks crioulo 187
11.6 Spanisch-portugiesische Kontaktbeziehungen 191
11.7 Die Sprache der Sklaverei 193
11.8 Die Kapverden und die Antillen in einer Kontaktzone 200
11.8.1 Santiago und La Española als Geschäftspartner im Sklavenhandel 200
11.8.2 Criollo/crioulo als Vokabel der Kontaktzone 203
11.8.2.1 Zeugnisse aus Santo Domingo 203
11.8.2.2 Die Schreibweise des Ausdrucks 207
11.8.2.3 Zeugnisse aus Cartagena 210
11.8.3 Der Gebrauch von crioulo auf den Kapverden 212
11.8.3.1 Die kapverdische Plantagengesellschaft 212
11.8.3.2 Sprachökologische Bedingungen der Herausbildung des Konzepts crioulo 215
11.8.3.3 Crioulo als konvergentes Konzept 219
11.9 Zur Verwendung von crioulo als Bezeichnung für Sklaven in Brasilien 221
11.10 Créole als Bezeichnung für Sklaven in der Frankokaribik 224
11.10.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Verwendung von créole im Vergleich zum spanischen Pendant 225
11.10.2 Criollo/créole im alltäglichen Gebrauch 226
11.10.2.1 Criollo/créole als Marker des kulturellen, proeuropäischen Entwicklungsstands 227
11.10.2.2 Criollo/créole als Marker des christlichen Glaubens 228
11.10.2.3 Criollo/créole als Marker der Sprach- und Landeskenntnisse 229
11.10.3 Weitere Entwicklung der Bedeutung 231
11.11 Crioulo, criollo, créole aus kontrastiver Perspektive 232
11.12 Fazit 235
11.13 Zum Gebrauch von crioulo, criollo und créole als Bezeichnung für die Nachfahren der Europäer 237
11.13.1 Brancos da terra alias crioulos auf den Kapverden 237
11.13.2 Criollos, Nachfahren der Konquistadoren in Hispanoamerika 243
11.13.3 Créole als Bezeichnung (nur) für die „Weißen“ in der Frankokaribik? 250
11.13.4 Mazombos vs. crioulos in Brasilien 255
11.13.5 Fazit 255
11.14 Crioulo als Bezeichnung eines Sprachkodes 257
11.15 Zur aktuellen Verwendung des Ausdrucks in Hispanoamerika und auf den frankophonen Antillen 265
IV. SCHLUSSBETRACHTUNG 274
Verzeichnis der Abbildungen, Karten und Tabellen 281
Bibliografie 282