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Die Sophistik als Avantgarde normalen Lebens

Buchheim, Thomas

1986

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Bibliografische Daten

Abstract

In diesem Versuch, die griechische Sophistik als einheitliches Phänomen neu zu deuten, wendet sich der Verfasser gegen weitverbreitete Standpunkte der Interpretation, die die Sophistik insgesamt als eine Art Aufklärungsphilosophie ansieht. Dementgegen ist die Sophistik dem archaischen Denken von Lyrik und früher Vorsokratik eng und vorwiegend konservativ verpflichtet. Ihr Denken besteht in einer ständigen Abstimmung herrschender Situationen auf Kosten eigener rationaler Konsequenz und kann deshalb als Philosophie überhaupt nicht gelten wollen. Anliegen der Sophisten ist es denn auch, dem Menschen in der Mittellosigkeit (Amechania) als dem Element seines Daseins ein Organ aufzuzeigen, mit dem er sein Leben in einer erfolgreichen Balance zu halten vermag. Dieses Organ ist die Sprache und ihre Kunstgerechte Verwendung. Der normalen, jeden betreffenden Bedingtheit des Lebens entsprechen somit normale, jedem zugängliche Methoden der Selbstbehauptung. Diese Anwaltschaft für das Normale macht die Sophistik zu einer beispielhaften Verteidigung des beengten Lebens gegen die überfordernden Ansprüche des Unbedingten.

Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis V
Einleitung VII
I. Zur Eigenart des sophistischen Logos 1
1. Gewalt in der Rede 1
1.1. Aristoteles Metaphysik 1009 und 1011 1
1.2. Elenchos 4
1.3. Deinotes 10
1.4. Agon 12
1.5. Psycho-Logik 18
1.5.1. Die Beziehung von Logos und Doxa bei Gorgias 19
1.5.2. Die Chemie der Peitho 23
1.6. Eine Folgerung 27
2. Der Logos sagt sich selbst 32
2.1. >Exaktes Bezeichnen< als Aufhebung sophistischer Antilogik (Aristoteles, Metaphysik 1006) 32
2.2. >Widersprechen ist unmöglich< als Prinzip sophistischer Logik 34
2.2.1. Die Verträglichkeit des Prinzips mit den >gegenteiligen Reden< 34
2.2.2. Berichte über die Verbreitung des Prinzips in der Sophistik 35
2.2.3. Die eleatische Herkunft des Prinzips 38
II. Der homo-mensura-Satz 43
1. Zum Denkhorizont des homo-mensura-Satzes 43
1.1. Bemerkungen zur Interpretationsweise 43
1.2. Die Zugänglichkeit der protagoreischen Aletheia 45
1.3. Die Bedeutung des griechischen Metron-Begriffes 48
1.4. Die Anwendung dieses Sinnes von Metron auf den homo-mensura-Satz: Erscheinung ohne Substrat 52
1.5. Das protagoreische Konzept der Welt in seiner Verwandtschaft zur lyrischen Stimmung 56
2. Zur Analyse des Satzes selbst 61
2.1. Die Struktur des Satzes und das phänomenale Verhältnis bei Protagoras 61
2.2. Die platonische Aneignung des protagoreischen Phänomens 66
3. Zusammenfassung und Folgerungen 77
III. Das Metier der Sophisten\r 80
1. Das Auftreten der Sophisten 80
2. Die Reichweite des sophistischen Handlungsbegriffes 82
2.1. Die Lage der Dinge und der Kairos 82
2.2. Die Handlungsformel 85
2.3. Handeln und Sprechen 87
2.3.1. Die Parallelisierung von ... 88
2.3.2. Ihre Zusammenfassung 91
2.3.3. Die Tendenz des ... 92
2.4. Anknüpfen und Hineinfinden 97
2.5. Reaktionär oder Revolutionär? 99
3. Ziel allen Handelns: gelungenes Leben 101
3.1. Sich halten - Balancieren 101
3.2. Die Halbierung der Arete 104
4. Sophistische Techne: universale Könnerschaft 108
4.1. Der universale Anspruch der Techne 110
4.2. Der Konflikt dieses Anspruches mit den Technai 115
4.3. Die Einlösung des universellen Anspruchs 117
4.4. Sophistisches und platonisches Modell von Techne 121
5. Die Weitergabe der Könnerschaft: sophistische Erziehung 123
IV. Räsonnement und Reflexion\rzum Verhältnis von Sophistik und Philosophie \r 128
1. Charakterisierung der generellen Form sophistischen Denkens 128
1.1. Das System der konkurrierenden Bestimmungen 128
1.2. Die kontextuelle Konstitution des Bestimmten 129
1.3. Definition der sophistischen Denkweise: praktisches Denken 130
2. Platon als poietischer Denker 133
3. Die platonische Form der Widerlegung sophistischen Denkens 136
4. Praktische Kompetenz und paradigmatische Konstruktion 138
Ausgaben antiker Autoren 143
Verzeichnis verwendeter Literatur 147
Index wichtiger Begriffe 153
Stellenindex 157