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Abstract
In seinem ersten Buch, »Platos dialektische Ethik«, legt Hans-Georg Gadamer die Fundamente für sein späteres Lebenswerk, die Begründung der Hermeneutik als einer Disziplin der Philosophie (Wahrheit und Methode, 1960). Bereits hier gelangt er, so sein Selbstzeugnis im Vorwort, zu der »hermeneutischen Einsicht von Gewicht: dass literarische Schöpfungen wie die kunstvollen platonischen Dialoge und auf der anderen Seite Arbeitspapiere, wie die im corpus aristotelicum vereinigten Texte, nicht mit dem gleichen Maße gemessen, nicht ohne hermeneutische Vorkehrungen überhaupt aufeinander bezogen werden können«. Nicht, dass platonische ‚Ethik‘ dialektisch sei, wird hier behauptet, sondern ob und wie platonische Dialektik ‚Ethik‘ ist, wird gefragt. Diese Frage ist der Leitfaden der im zweiten Kapitel versuchten Interpretation des ‚Philebos‘. Im Dienst dieser Interpretation sucht das erste Kapitel zu zeigen, dass die Theorie der Dialektik bei Plato die Theorie der sachlichen Möglichkeit des Dialogs ist.