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Die französische Kreolistik im 19. Jahrhundert

Rassismus und Determinismus in der kolonialen Philologie

Krämer, Philipp

Kreolische Bibliothek, Bd. 25

2016

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Kreolistik und Kolonialismus waren jahrhundertelang eng miteinander verflochten. Ohne die koloniale Expansion wären Kreolsprachen und kreolische Kulturen nicht entstanden, ohne koloniale Strukturen war ihre wissenschaftliche Erforschung lange Zeit undenkbar. Dieser Band erschließt erstmals umfassend die grundlegenden Texte der französischen Kreolistik des späten 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen dabei die Verbindungen zwischen Sprachbetrachtung und Rassedenken: Wie wurde Kreolisierung im Rahmen der Ideologie vermeintlicher Rassenhierarchien erfasst? Wie gelang es zu dieser Zeit, sich vom festgefügten Bild der "Schwarzen" in der Sprachbeschreibung zu lösen? Als Philologie umfasst die damalige Kreolistik neben der Grammatikschreibung auch das Studium der Oralliteratur sowie Fragen der Verschriftlichung. Sie verwebt dabei Sprache und Text mit historisch-genealogischer Herkunftssuche zur Trennung des Eigenen vom Fremden. Für aktuelle linguistische und kulturwissenschaftliche Debatten um Eingrenzung von Konzepten wie Kreolisierung oder Hybridität liefert diese Arbeit ausgehend von der Disziplingeschichte fruchtbare Erkenntnisse.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
COVER U1
INHALTSVERZEICHNIS V
VORWORT UND DANK VII
A. EINLEITUNG 1
B. RASSISMUSTHEORIE UND DISKURSANALYSE KOLONIALER PHILOLOGIE 13
1. Muster des Rassismus 13
2. Rassismus und Philologie im kolonialen Zeitalter 25
3. Rassistische Autoren und rassistischer Diskurs 33
C. KREOLISTIK ALS SPRACHBESCHREIBUNG, KREOLISIERUNG ALS SPRACHENTWICKLUNG 37
1. Nichtstun und verstopfte Ohren. Charles Baissac und Alphonse Bos 39
2. Keime auf Trümmern. Alfred und Auguste de Saint-Quentin 59
3. „Ah! perfide Africain“. Jean Turiault 72
4. Kreolistik als Botanik. Lucien Adam und Julien Vinson 83
5. Der Nachwuchswissenschaftler. René de Poyen-Bellisle 105
6. Hotspot Réunion. Volcy Focard, Auguste Vinson, Hugo Schuchardt, Anatole-Joseph Verrier 114
7. Kindergestammel und arisches Kreolisch. Louis Ducrocq und Harold W. Atkinson 133
8. Schuchardts Erbe. Adolphe Dietrich 142
9. Der kreolische Homer in den Südstaaten. Alfred Mercier und Alcée Fortier 150
10. Rassistischer Antirassismus und antikolonialer Kolonialismus. Armand Corre 156
D . KREOLISCHE PHILOLOGIE ALS TEXTSAMMLUNG UND TEXTSTUDIUM 167
1. Unmittelbarkeit und Vergänglichkeit – Kreolisch schreiben 169
2. ‚Wertlose Bilder‘ – Kreolische Oralliteratur 175
3. Kreolische Philologie, kreolische Linguistik, Kreolistik? 182
E. KREOLISCHE PHILOLOGIE GESTERN UND HEUTE. EPISTEMOLOGISCHE GRUNDSATZFRAGEN 187
1. Ein rassentheoretisches Erbe der Kreolistik? Dominanter Diskurs und Resistenzen 187
2. Selbstbewusste und selbst-bewusste Kreolistik: Lehren aus dem 19. Jahrhundert und die exceptionalism-Debatte 203
LITERATURVERZEICHNIS 213
Primärquellen 213
Sekundärquellen 217