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Julian Apostata im 19. Jahrhundert

Literarische Transformationen der Spätantike

Feger, Franziska

Beihefte zum Euphorion, Bd. 108

2019

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Julian Apostata, der letzte römische Kaiser, der dem antiken Polytheismus anhing, war schon zu Lebzeiten eine kontroverse Figur. Sein früher Tod 363 n.Chr. hat seither kontrafaktische Gedankenspiele einer nicht-christlichen Postantike provoziert. Bis heute ist umstritten, ob es ihm bei längerem Leben gelungen wäre, die Konstantinische Wende rückgängig zu machen. Im 19. Jahrhundert avanciert er zu einer populären Projektionsfigur, mit der man religiöse Standpunkte aushandelt, politische Gegner attackiert, aber auch ästhetische und wissenschaftliche Diskurse befeuert. Die literarische Selbstartikulation durch Julian durchzieht Dichtung, Historiographie, Schullektüre und Presse. Julian faszinierte Schriftsteller ersten Ranges, darunter Schiller, Eichendorff, Ibsen, Strindberg und C.F. Meyer, ebenso wie Laienautoren. Die germanistische Studie ergründet die Ursachen für das gesteigerte Interesse an Julian im 19. Jahrhundert und untersucht Formen seiner zeitgenössischen Aktualisierung.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Umschlag Umschlag
Titel 3
Impressum 4
Inhalt 5
Vorwort 9
I Einleitung 11
1 Forschungsstand 22
2 Spätzeitvorstellungen, geschichtstheoretische Voraussetzungen und epochenspezifische Konstellationen 28
2.1 Die Spätantike als Krisenspiegel der Moderne 31
2.2 Geschichtsdichtung zwischen Fiktionalität und Faktualität 44
3 Quellen und Struktur 58
II Voraussetzungen und Anfänge der Julian-Dichtung des langen 19. Jahrhunderts 69
1 Der Facettenreiche. Erneute Perspektivenvielfalt auf Julian im Zeitalter der Aufklärung 69
1.1 Historiographische Korrektur des Julian-Bilds 70
1.2 Ideologische Inanspruchnahme: Julian als Toleranzdenker 73
1.3 Friedrich II. als Julian 83
2 Der Klassizist und der Verkannte. (Spät-)Aufklärerische Julian-Pläne – Schiller, Kotzebue, Novalis und A. Müller 91
III Julian und die Romantik 111
1 Der ‚Antichrist‘. Rückkehr zu mittelalterlichen Deutungsmustern und nationalistische Indienstnahme 114
1.1 „Schillerus redivivus“? Neue dramatische Versuche (Kettenburg, Schirach, Brause, Hebbel 114
1.2 Christlich-germanische Heroik bei Friedrich de la Motte Fouqué 122
1.3 Erotisch-pantheistische Reize und verführbares Christentum. Eichendorffs neuer Julian-Mythos 142
2 Der Rationalist und der Romantiker. Wider die theologischen Denkmuster der Romantik 161
2.1 Rationalismus als Heilmittel gegen Unglauben 161
2.2 Vexierbild zweier Romantiker auf dem Thron. David Friedrich Strauß und seine Kritiker 174
3 Der Konvertit. Solidarität oder Unverständnis? – Julian aus Sicht der Judenchristen Neander und Robert 199
3.1 EXKURS. Eine jüdische Adaption des Konversionsmotivs: „Sepphoris und Rom“ (1866) 216
4 Fazit 233
IV Politisierungen Julians im Drama von der Märzrevolution bis zum Kulturkampf 237
1 Der Usurpator. Ein Paradigma neu erlangter Demokratie 245
1.1 Monarchistisch-konservative Stimmen 245
1.2 Sozialdemokratische Agitation 248
2 Der Kirchengegner. Kulturkampf in Vergangenheit und Gegenwart 262
2.1 Von Martyrien und gescheiterten Ehen. Ein Plädoyer für die katholische Kirche 268
2.2 Pfaffenschelte und Germanenkult. Antikatholische Propaganda und Deutschtümelei im Zeichen Bismarcks 286
3 Fazit 293
V Zwischen Wissenschaft und Dichtung 295
1 Der Historische und der Fiktive. Georg Pfahlers „Julian der Abtrünnige“ – ein Beispiel für die Arbitrarität der Gattungen Populärhistoriographie und Professorenroman? 303
2 Der Linksrheinische. Nationalistische Schreibweisen: Wissenschaftsprosa und Professorenroman bei Felix Dahn und Gustav Freytag 309
3 Der Autor und der ‚Antichrist‘. Vokabeltests und Abenteuer, humanistische und moralische Lektionen für die reifere Jugend 333
3.1 Christlich-moralisierende Erzählungen ‚für Jugend und Volk‘ 338
3.2 Labadye – Cüppers – Ohl: Intertextuelle Bezüge und motivische Abgrenzungen des Jugendbuchs 344
4 Fazit 353
VI Ibsen und die Folgen 355
1 Der Liminale. Utopien vom Dritten Reich und einem Goldenen Zeitalter 358
1.1 Zwischen Kulturkrise und Idealismuskritik: Henrik Ibsens „Kaiser und Galiläer“ 362
1.2 Produktive Ibsen-Rezeption: Von Merežkovskijs Theokratie-Konzept zum Dritten-Reich-Gedanken bei Moeller van den Bruck und Thomas Mann 384
1.3 Ein verhinderter Messias? August Strindbergs „Historische Miniaturen“ 399
2 Der Gläubige. ‚Neue Religiosität‘ in der Lyrik um 1900 413
2.1 Reinkarnationslehre in C.F. Meyers „Der sterbende Julian“ 417
2.2 Vitalismus und nietzscheanische Götterdämmerung: Die Julian-Gedichte René Schickeles und Albert Ehrensteins 434
3 Fazit 453
VII Fazit 457
ANHANG 467
Bibliographie der untersuchten Texte des langen 19. Jahrhunderts 467
Siglenverzeichnis 477
Abbildungsverzeichnis 478
Abbildungsnachweis 479
Literaturverzeichnis 480
Quellen 480
Forschungsliteratur 504
Rückumschlag 551