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Semantische Kämpfe im Recht

Eine rechtslinguistische Analyse zu Konflikten zwischen dem EGMR und nationalen Gerichten

Luth, Janine

Schriften des Europäischen Zentrums für Sprachwissenschaften (EZS), Bd. 1

2015

Zusätzliche Informationen

Bibliografische Daten

Abstract

Der rechtslinguistische Zugang zu juristischen Texten gibt Aufschluss über Deutungsoptionen umstrittener Fachkonzepte. Dieser text- und diskursorientierte Ansatz ist für die Analyse der Kommunikation zwischen internationalen und nationalen Gerichten besonders erhellend, da hier die sprachliche Konstitution von Faktizität häufig mit gesteigerter Intensität geführt wird. Die Arbeit untersucht die Aushandlungsprozesse um nationalstaatliche Souveränität und Kompetenzverschiebungen anhand einer Sprachhandlungstypologie. Dabei werden sprachlich geronnene Konfliktlinien bei der Harmonisierung von nationalem Recht und Völkerrecht herausgestellt, deren Beschreibung als semantische Kämpfe im Kern der Betrachtung stehen. Als Beispiel dient der Sorgerechtsstreit ‚Görgülü‘. Durch die Untersuchung des Fachdiskurses und seiner Transformation in Medientexte können Vermittlungsprobleme aufgedeckt werden, wodurch ein Beitrag zur Transparenz bei der rechtsstaatlichen Faktizitätsherstellung geleistet wird.

Inhaltsverzeichnis

Zwischenüberschrift Seite Aktion Preis
Danksagung 5
Inhalt 7
Abkürzungsverzeichnis 11
1 Einleitung 15
1.1 Einleitende Gedanken 15
1.2 Erkenntnisleitendes Interesse und Fragestellung 17
1.3 Gang der Untersuchung 20
1.4 Auswahl des Untersuchungsfalls und Vorbemerkungen zum Korpus 21
2 Das europäische Rechtssystem im Wandel 23
2.1 Rechtslinguistischer Forschungsstand 23
2.2 Linguistische Ansätze für das Europa- und Völkerrecht 26
2.3 Der Europäische Gerichtshof in Straßburg: Entstehung und Entwicklung 29
2.3.1 Entstehungsgeschichte 29
2.3.2 Reform 31
2.3.3 Auslegung und Rechtsprechung des EGMR 34
2.4 Die rechtstheoretische Auseinandersetzung mit Auslegungsfragen 36
3 Theoretische Grundannahmen 43
3.1 Sprache, Welt und Wissen 43
3.2 Semantik und Pragmatik 47
3.3 Fachsprache und Gemeinsprache 48
4 Spuren der Verflechtung: Text und Diskurs 55
4.1 Textdimensionen 55
4.1.1 Analyse von Rechtstexten 56
4.1.2 Analyse von Printmedientexten 57
4.1.3 Analyse von Aufsätzen in (juristischen) Fachzeitschriften 60
4.2 Vom Text zur Diskursanalyse: Theoretischer Hintergrund 62
4.3 Zwischenfazit 65
5 Methoden 67
5.1 Erhebung und Auswahl des Textkorpus 67
5.1.1 Entscheidungstexte der Gerichte 67
5.1.2 Gutachten und Stellungnahmen 70
5.1.3 Die juristischen Fachaufsätze 71
5.1.4 Printmedientexte 72
5.2 Terminologische Abgrenzung 74
5.3 Untersuchung der primären Fachtexte (Entscheidungen und Gutachten 76
5.3.1 Ausgangspunkt: "Die Strukturierende Rechtslehre" 76
5.3.2 Inhaltsseitige Untersuchungsebene der Entscheidungstexte 78
5.3.3 Inhaltsseitige Untersuchungsebene der Gutachten 79
5.3.4 Das Paradigma der "Semantischen Kämpfe" 80
5.4 Untersuchung der Printmedientexte 82
6 Diskursakteure und Normtexte 87
6.1 Gerichtsentscheidungen im Überblick 87
6.2 Der Fall Görgülü: Eigene Sachverhaltsdarstellung 88
6.3 Die Normtexte und Gesetzeskommentare 89
6.3.1 Die Normtexte des GG 90
6.3.2 Die Normtexte des BGB 94
6.3.2.1 Elterliche Sorge – Normtexte 96
6.3.2.2 Umgangsrecht – Normtexte 101
6.3.3 Die Normtexte der EMRK 104
6.4 Zwischenergebnis 108
7 Untersuchung anhand der Sprachhandlungstypen 109
7.1 Sachverhalt-Festsetzen: Sprecherhandlungen und Sprechereinstellungen 109
7.1.1 Beschluss des AG Wittenberg vom 09.03.2001 109
7.1.2 Beschluss des OLG Naumburg vom 20.06.2001 114
7.1.3 Urteil des EGMR vom 26.02.2004 117
7.1.4 Beschlüsse des OLG Naumburg aus dem Jahre 2004 121
7.1.5 Beschluss des BVerfG (2. Senat) vom 14.10.2004 124
7.1.6 Beschlüsse des BVerfG (1. Senat) aus den Jahren 2004 und 2005 125
7.1.7 Beschluss des OLG Naumburg vom 15.12.2006 127
7.1.8 Beschlüsse des BVerfG (1. Senat) vom 09.02.2007 128
7.1.9 Beschluss des BGH vom 26.09.2007 132
7.1.10 Zwischenfazit 133
7.2 Sachverhalt-Entscheiden: Sprecherhandlungen und Sprechereinstellungen 134
7.2.1 Entscheiden: Beschluss des AG Wittenberg vom 09.03.2001 134
7.2.2 Entscheiden: Beschluss des OLG Naumburg vom 20.06.2001 136
7.2.3 Entscheiden: Urteil des EGMR vom 26.02.2004 138
7.2.4 Entscheiden: Beschluss des OLG Naumburg vom 30.06.2004 und 09.07.2004 141
7.2.5 Entscheiden: Beschluss des BVerfG vom 14.10.2004 145
7.2.6 Entscheiden: Beschluss des OLG Naumburg vom 08.12.2004 und 20.12.2004 148
7.2.7 Beschlüsse des BVerfG aus dem Jahr 2004 und 2005 152
7.2.8 Entscheiden: Beschluss des OLG Naumburg vom 15.12.2006 158
7.2.9 Entscheiden: Beschluss des BGH vom 26.09.2007 163
7.3 Fall Görgülü: Beendigung des Rechtstreits 166
7.4 Bestandsaufnahme und Zwischenfazit 166
8 Semantische Kämpfe im Fachdiskurs zum Fall Görgül 171
8.1 Kontroverse um den Kindeswohlbegriff in der Bezugswissenschaft 172
8.2 Semantische Kämpfe um das Leitkonzept ›Kindeswohl‹ 177
8.3 Bedeutungsfixierungsversuche anhand von Subkonzepten 181
8.4 Semantische Kämpfe um den Familienbegriff 193
8.5 Semantische Kämpfe um den Berücksichtigungsbegriff 197
8.6 Methodenreflexion: Implizite semantische Kämpfe im Recht 204
9 Die Gutachten und Stellungnahmen im Fall Görgül 207
9.1 Untersuchung anhand von Sprachhandlungstypen 209
9.1.1 Psychologische Stellungnahme H. K. vom 29.01.2001 209
9.1.2 Ergänzende psychologische Stellungnahme H. K. vom 03.05.2004 212
9.1.3 Fachpsychologisches Gutachten I. E. vom 28.12.2004 215
9.1.4 Gutachten K. G. vom 11.06.2006 220
9.2 Konzepte in den Gutachten 223
9.3 Einflechten der Gutachten in die Entscheidungstexte 225
9.4 Zwischenfazit 231
10 Das Medienkorpus in der qualitativen Untersuchung 233
10.1 Untersuchungen auf der Ebene der Lexeme und Syntagmen 237
10.2 Semantischer Kampf auf der Bezeichnungs- und Bedeutungsebene 243
10.3 Untersuchungen auf der Ebene des Satzes 249
10.4 Ebene der Texte: Einflechten der Fachtexte 261
11 Schlussbetrachtung 265
11.1 Ausgangsfragen und Thesen 266
11.2 Ausblick 270
12 Quellen- und Literaturverzeichnis 273